Die Vorbereitungen für den Umbau der Bremer Innenstadt haben eine entscheidende Phase erreicht. Nach Plänen der rot-grünen Parlamentsmehrheit wird es am 6. April eine groß angelegte Anhörung geben, an der neben den Fachleuten auch die maßgeblichen Investoren teilnehmen. Noch im selben Monat soll es in der Bürgerschaft eine Generaldebatte geben. Ziel von Rot-Grün ist, dabei auch die anderen Fraktionen einzubeziehen, um mit einem gemeinsamen Beschluss den inhaltlichen Rahmen für die Zukunft der City zu setzen.
„Wir wollen eine Allianz organisieren“, kündigt Robert Bücking von den Grünen an. Ähnlich wie beim Schulfrieden dürfe dieses herausragende Projekt, das über viele Jahrzehnte wirken werde, nicht von Unwägbarkeiten wie dem Ausgang von Wahlen abhängig sein, sagt der wirtschaftspolitische Sprecher seiner Fraktion. Das Parlament solle in dem Prozess eine klare Rolle übernehmen: „Wir sind es schließlich, die über die Bebauungspläne und die Grundstücksverkäufe entscheiden.“ Bückings Pendant bei der SPD schickt vor den Beratungen der kommenden Wochen einen Appell los. „Ich wünsche mir ein Klima, in dem Chancen ergriffen werden statt Bedenken in den Vordergrund zu stellen“, erklärt Dieter Reinken. Wenn private Investoren viel Geld in die Hand nehmen, sei das eine große Chance, die nicht zerredet werden dürfe.
Am 6. April werden nach Angaben der beiden Fraktionssprecher als Investoren Kurt Zech, Christian Jacobs, Joachim Linnemann und ein Vertreter der Brüder Schapira im Festsaal der Bürgerschaft auf dem Podium sitzen. Zech plant den Kauf und Abriss vom Parkhaus Mitte, um unter Einbindung des Karstadt-Gebäudes und möglicherweise auch von Galeria Kaufhof neue Einkaufs-flächen zu schaffen. Jacobs entwickelt gerade den historischen Firmensitz der Kaffee-Dynastie. Dafür werden demnächst zwei Häuser in der Obernstraße abgerissen.
Investoren zeigen sich aufgeschlossen
Der Unternehmer packt in unmittelbarer Nähe auch die Stadtwaage und das Kontorhaus am Markt an, das er jüngst von der Stadt erworben hat. Linnemann, geschäftsführender Gesellschafter beim Projektentwickler Justus Grosse, ist ebenfalls beim Kontorhaus involviert und entwickelt auf der anderen Weserseite am Eingang zur Alten Neustadt zusammen mit Jacobs das Mondelez-Gelände. Die israelische Investorengruppe der Familie Schapira hat das Sparkassen-Areal am Brill erworben und will dort bis zu 300 Millionen Euro investieren.
„Der politische Wille, die Innenstadtprojekte zum Erfolg zu bringen, ist da“, sagt Reinken. Jetzt gehe es darum, die dafür nötigen Prozesse schlank und unbürokratisch ins Laufen zu bringen. „Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit den privaten Investoren brauchen wir eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe, eine Art Taskforce, die durch externe Experten ergänzt wird“, fordert der SPD-Mann. Gleichzeitig sieht er aber auch die Investoren in der Pflicht, speziell Kurt Zech. Die Stadt habe die Voraussetzungen für den Verkauf des Parkhauses Mitte geschaffen. „Der Investor muss nun im nächsten Schritt die Hürden nehmen, die zurzeit noch durch die unterschiedlichen Nutzungsansprüche und -vorstellungen rund um das Parkhaus bestehen.“
Das Parkhaus ist mit sogenannten Grunddienstbarkeiten belastet. Sie betreffen unter anderem die Zufahrt zu den Parkflächen auf dem Gebäude von Galeria Kaufhof. Ohne eine Einigung mit dem Eigentümer der Immobilie sind die Pläne von Zech Makulatur. Das Haus gehört der DIC Asset AG in Frankfurt. „Grundsätzlich stehen wir Gesprächen rund um eine mögliche Neu- und Weiterentwicklung der Bremer Innenstadt zu gegebener Zeit aufgeschlossen gegenüber“, hatte DIC mitgeteilt. Zech wollte auf Anfrage in diesem Stadium der Verhandlungen nicht Stellung nehmen.
Vor zwei Wochen hat es ein Gespräch mit dem Bremer Unternehmer gegeben, an dem Spitzenvertreter der Ressorts Wirtschaft und Bau sowie der Senatskanzlei teilnahmen. Die Verhandlungen sollen sich dem Vernehmen nach schon nicht mehr um das Parkhaus gedreht haben. Dem Verkauf an Zech steht nichts mehr im Wege, nachdem man sich auf einen Preis geeinigt hat – er soll im Bereich von 20 Millionen Euro liegen. Geredet worden sei vielmehr über das Große und Ganze. Es gibt den Entwurf eines Planfeststellungsbeschlusses für das gesamte Gebiet zwischen Bürgermeister-Smidt-Straße, Obernstraße, Sögestraße und Knochenhauerstraße. Der Beschluss formuliert die städtischen Ziele. Das sind Festlegungen bei der Bebauung, die den Investoren Fesseln anlegen könnten.