Laut der Studie der Bertelsmann-Stiftung zur Zufriedenheit von Patienten mit den Krankenhäusern in ihren Bundesländern liegt in Bremen das Klinikum Ost am deutlichsten unter dem Bundesdurchschnitt. Nur 71 Prozent der Befragten würden das Krankenhaus weiterempfehlen. Die Klinik gehört zu dem größten Krankenhausträger im Land Bremen, dem kommunalen Klinikverbund Gesundheit Nord (Geno). Am zufriedensten sind Patienten mit der Paracelsus-Klinik Bremen, einem Krankenhaus mit sogenannten Belegabteilungen. Im Gegensatz zu Akutkrankenhäusern wie dem Klinikum Ost hat die Paracelsus-Klinik einen überwiegenden Anteil an geplanten Eingriffen und Klinikaufenthalten.
Wie der WESER-KURIER am Donnerstag berichtete, kommen die Krankenhäuser in Bremen und Niedersachsen bei den Patienten im Bundesländer-Vergleich schlechtesten weg. In Sachsen und Bayern sind die Patienten am zufriedensten. Die einzelnen Bewertungen für jedes Krankenhaus sind auf der Internetseite der Weissen Liste, einem Online-Portal der Bertelsmann-Stiftung, einsehbar. In die Ergebnisse zur sogenannten Weiterempfehlungsbereitschaft sind jetzt zusätzlich die Daten aus 2017 eingeflossen (siehe Grafik). Für die veröffentlichte Studie waren Befragungsergebnisse aus den Jahren 2015 und 2016 die Basis. Hierbei galt ein Bundesdurchschnitt von 79,3 Prozent, mit den aktualisierten Daten aus dem vergangenen Jahr liegt der Schnitt inzwischen sogar bei 82 Prozent – womit die Bremer Krankenhäuser noch einmal deutlicher darunter liegen.
Bremens Gesundheitssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD) hat am Donnerstag Konsequenzen aus den Ergebnissen für die Bremer Kliniken angekündigt: „Wir werden die Krankenkassen und die Kliniken der Bremer Krankenhausgesellschaft einladen, um über die Studie zu diskutieren“, sagt sie dem WESER-KURIER. Die Senatorin ist zuständig für die Krankenhausplanung im Land Bremen, außerdem ist sie Aufsichtsratsvorsitzende der Geno. „Wir nehmen die Ergebnisse ernst“, betont Quante-Brandt. Für die Patienten sei es wichtig für den Behandlungserfolg und auch für den Heilungsprozess, dass sie sich im Krankenhaus gut aufgehoben fühlten. „Die Kliniken müssen sich mit den Kritikpunkten auseinandersetzen“, fordert sie.
Alle Geno-Kliniken unter Schnitt
In den vier Geno-Krankenhäusern Ost, Mitte, Nord und Links der Weser werden im Jahr rund 120.000 Patienten stationär behandelt, alle Kliniken liegen unter dem aktualisierten Bundesdurchschnitt. „Wir werden genau analysieren, woran das liegt“, sagt Geno-Sprecherin Karen Matiszick. „Natürlich nehmen wir die Bewertungen sehr ernst. Vor allem auch deshalb, weil es offenbar nicht nur Unzufriedenheit bei weichen Faktoren wie Service und Organisation gibt, sondern auch in zentralen medizinischen Bereichen wie der Chirurgie und der Inneren Medizin.“ Der Klinikverbund wisse um Probleme in den Häusern, unter anderem aus Patientenbefragungen im Rahmen des Bremer Krankenhausspiegels. Einige Baustellen seien schon in Angriff genommen worden, jetzt müsse man schauen, an welchen Stellen das nicht ausreiche. Matiszick verweist aber auch darauf, dass es sich bei den vier Geno-Kliniken um große Krankenhäuser mit vielen Notfällen handele. „Insofern haben es Akutkrankenhäuser immer schwerer als Belegkliniken. Aber wir sehen auch, dass andere kommunale Kliniken besser dastehen“, räumt die Sprecherin ein.

Die Präsidentin der Bremer Ärztekammer, Heidrun Gitter, hält die Bertelsmann-Studie für „wenig aussagekräftig“ und „nicht tauglich für einen bundesweiten Krankenhausvergleich“. Patientenbefragungen seien ein wichtiges Instrument. Sie seien allerdings auf die krankenhausindividuelle Bewertung und den gezielten Vergleich mit tatsächlich auch vergleichbaren Klinikabteilungen ausgerichtet, in der Regel aus der gleichen Region. Eine vergleichende Aussage über ganz Deutschland könne daher daraus nicht abgeleitet werden. Die Krankenhäuser in Bremen würden allesamt eine hochwertige Versorgungsqualität bieten: „Die gesetzlichen und freiwilligen Qualitätssicherungsmaßnahmen werden sehr ernst genommen und seriös umgesetzt, trotz der schwierigen Haushaltslage“, betont Gitter.
Bremer Krankenhausspiegel
Der Geschäftsführer des Diako in Gröpelingen, Walter Eggers, schließt sich der Bewertung der Ärztekammer an. „Wir sind uns der hohen Qualität der einzelnen Fachdisziplinen unseres Krankenhauses bewusst. Gleichzeitig dokumentieren die – im Übrigen mit einer großen Stichprobe – seit Jahren im Bremer Krankenhausspiegel unter der Internet-Adresse www.bremer-krankenhausspiegel.de erreichten Ergebnisse für ärztliche und pflegerische Betreuung, Essen und Ausstattung eine hohe Zufriedenheit der in unserem Hause behandelten Patienten“, so Eggers.
Nach Angaben der Bertelsmann-Stiftung handelt es sich um die größte kontinuierliche Befragung von Patienten in Deutschland. Für die aktuelle Studie wurden rund eine Million Fragebögen der Krankenkassen AOK und Barmer aus 2015 und 2016 ausgewertet. Die Patienten wurden danach gefragt, ob sie ein Krankenhaus, in dem sie behandelt wurden, weiterempfehlen würden, wie sie die ärztliche Versorgung, die pflegerische Betreuung, Service und Organisation sowie ihren Gesundheitszustand nach der Behandlung in der Klinik bewerten.