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Präventionszentrum Bremen Wie man sich mit Lautstärke zur Wehr setzt

Bedrohliche Situationen etwa auf dem nach Weg nach Hause haben vermutlich viele schon einmal erlebt. Das Präventionszentrum der Polizei Bremen bietet regelmäßig Selbstbehauptungsseminare an.
02.09.2022, 05:00 Uhr
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Wie man sich mit Lautstärke zur Wehr setzt
Von Eva Hornauer

Um 17.50 Uhr steht Maike Seifert vor dem Kursraum im Präventionszentrum der Polizei Am Wall. Die Polizistin trägt Uniform. Weißes Hemd, lange Hose, schwarze Krawatte. Sie gibt ein Seminar zum Thema Selbstbehauptung. Der Titel: „Starkes Auftreten statt starker Fäuste“. Es geht darum, wie man sich vor Übergriffen durch einen oder mehrere Täter schützen kann, wie man in einer bedrohlichen Situation am besten reagiert.

Maike Seifert begrüßt die Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer, die nach und nach eintrudeln. Der Raum füllt sich. Vor allem Frauen scheinen an diesem Seminartag Interesse am Thema Selbstbehauptung zu haben. Eine von ihnen ist Ira Rohde, die von dem Angebot des Präventionszentrums durch Facebook erfahren hat. „Ich fand das Thema interessant. Ich wohne auch mitten in der Stadt, da sind einfach immer viele Menschen und ich dachte, das könnte passen“, sagt die Bremerin.

Selbstbehauptung ist nicht Selbstverteidigung

14 Frauen und zwei Männer nehmen an dem kostenlosen Seminar teil, regelmäßig wird es vom Präventionszentrum angeboten. Maike Seifert erklärt zunächst, dass Selbstbehauptung etwas anderes ist als Selbstverteidigung. „Wenn Sie lernen wollen, wie Sie sich selbstverteidigen können, dann empfehle ich Ihnen dringlichst, einen entsprechenden Kurs über lange Zeit zu besuchen. Das muss man sehr lange üben, damit es sitzt“, sagt die Polizistin. In diesem Kurs gehe es dagegen eher darum, wie man Gefahrensituationen verhindern, ihnen aus dem Weg gehen oder deeskalieren kann, erklärt die Polizistin. „Man kann gefährliche Situationen auch provozieren. Eine freundliche und neutrale Kommunikation kann manchmal das Schlimmste verhindern.“

„Setzten Sie sich lieber an den Gang"

Danach geht es ans Eingemachte: Gemeinsam mit ihrem Kollegen Jörg Reimann demonstriert Maike Seifert, wie sich gefährliche Situationen aufbauen, wie sie zu verhindern sind – und was man tun kann, um ihnen möglichst unbeschadet zu entkommen. Mit Stühlen stellen die beiden Polizistin eine Situation in der Straßenbahn nach. Seifert sitzt am Fensterplatz, Reimann setzt sich auf den Platz daneben und versperrt ihr damit den Fluchtweg. Dann beginnt er, Maike Seifert zu belästigen und zu bedrängen. Eine Situation, die viele Menschen bereits selbst erlebt haben. In Bus und Bahn sowie anderen Alltagssituationen.

„Setzten Sie sich lieber an den Gang und nicht ans Fenster", erklärt Maike Seifert an diesem Beispiel. "Wenn sie dennoch in eine solche Lage geraten, gibt es in einigen Straßenbahnen eine Sprechbox, mit der Sie Kontakt zum Fahrer aufnehmen können. Ansonsten bleibt im Fall der Fälle – wenn nichts mehr hilft – die Notbremse“, betont die Polizistin.

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Im Kursraum wird es während des Seminars auch mal laut: Maike Seifert erhebt ihre Stimme und schreit, um auf die gespielten Angriffe ihres Kollegen zu reagieren. Lautstärke als Mittel, um auf eine Gefahrenlage aufmerksam zu machen und Täter abzuschrecken. Die zentrale Botschaft des Seminars muss die Polizistin aber nicht schreien: „Alle Wertgegenstände kann man ersetzen, Ihre Gesundheit aber nicht. Geben Sie lieber Ihr Smartphone her, als zu riskieren, verletzt zu werden“, betont Maike Seifert immer wieder.

Verfolgungen, Belästigungen und Catcalling

Neben nachgestellten Situationen, Tipps und Ratschlägen nimmt sich die Polizistin auch Zeit, um auf die Erlebnisse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer einzugehen. Eine junge Frau berichtet, sie sei verfolgt worden. Eine andere erzählt von einem Vorfall in der Straßenbahn, ein Mann habe sie bedrängt. Eine weitere Frau berichtet von ihren Erfahrungen mit sogenanntem Catcalling. Der englische Begriff steht für verbale sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum.

Damit die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gut vorbereitet aus dem Seminar kommen, gibt es nicht nur Tipps und Ratschläge, sondern auch eine Ausstattung, die mit nach Hause genommen werden kann. Maike Seifert bietet Trillerpfeifen, Jute-Bauchbeutel und Verschlüsse für Getränkeflaschen an. Letztere sollen einen Schutz vor K.o.-Tropfen bieten.

Zum Ende des Seminars ist die Stimmung entspannt und locker. Die Polizistin hat es geschafft, einen sicheren Raum für die Erfahrungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu schaffen. „Ich habe heute einiges mitgenommen und ganz viel gelernt. Frau Seifert hat das toll gemacht“, schwärmt etwa Silvia Falk Garcia, die mit ihrer Tochter zu dem Seminar gekommen ist. Auch wegen ihrer Arbeit habe sie teilgenommen. „Ich bin Sozialpädagogin und überlege, ob wir so etwas auch nicht mal bei uns anbieten können", sagt sie.

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Info

Das Präventionszentrum der Polizei bietet regelmäßig Veranstaltungen, Beratungen und Seminare an - unter anderem zu Themen wie Internetkriminalität und Einbruchschutz. Informationen zu Terminen und Öffnungszeiten sind im Internet unter www.polizei.bremen.de erhältlich.

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