Neuer Cheftrainer, neue Spielerinnen, neue Ziele und auch neue Konzepte: Bei den Zweitliga-Handballerinnen des SV Werder hat sich im Vorfeld der neuen Spielzeit einiges verändert. Seit 14 Tagen befindet sich das Team um Coach Timm Dietrich in der Vorbereitung auf eine Saison, die einige Herausforderungen birgt. Werder hat in diesen zwei Wochen bereits zwei Testspiele bestritten, in denen deutlich wurde, worauf Dietrich Wert legt. Er möchte viel Geschwindigkeit sehen. Ein Team, das mit hohem Tempo nach vorne geht. Eine Mannschaft, die flexibel in der Abwehr agiert und dem Gegner permanent Stress bereitet. Diese Gangart kommt offenbar gut an: "Die Mädels haben Bock darauf", hat Timm Dietrich festgestellt. Was sonst noch neu ist oder wichtig wird.
Der Trainer: Timm Dietrich hat beim SV Werder in diesem Sommer die Nachfolge von Robert Nijdam angetreten. Der 33-jährige A-Lizenz-Inhaber kommt vom TV Hannover-Badenstedt, wo er als Trainer und Leistungssportkoordinator tätig war und zuletzt die Frauenmannschaft zur Meisterschaft in der 3. Liga Nord geführt hat. Der gebürtige Barsinghäuser ist mit seiner Frau in Lauenau südwestlich von Hannover heimisch. Bis zum Ende des Schuljahres hat Dietrich in Neustadt am Rübenberge noch als Lehrer für die Fächer Geschichte und Deutsch gearbeitet. Der frühere Drittligatorhüter hat sich jetzt beurlauben lassen, um die Cheftrainerstelle beim SV Werder übernehmen zu können. Timm Dietrich hat an der Weser einen Zweijahresvertrag unterzeichnet und inzwischen ein WG-Zimmer in der Bremer Neustadt bezogen.

Eine Verstärkung für den Rückraum: Lara Niemann (am Ball) kam vom Drittligisten SV Altencelle an die Weser.
Die Neuzugänge: Vier externe Zugänge hat der SV Werder unter Vertrag genommen. Neu dabei sind Torfrau Leonie Schumacher (19), Madita Probst (21/beide Buxtehuder SV), Rückraumakteurin Lara Niemann (22/SV Altencelle) und die erst vor wenigen Tagen verpflichtete Jugend-Nationalspielerin Emy Jane Hürkamp (Frankfurter HC). Die 19-jährige Hürkamp wird mit Probst das neue Gespann auf Linksaußen bilden. Auf dieser Position hatte es mit Alina Otto und Jenice Funke zwei Abgänge gegeben. Zudem hatte Torfrau Karen Tapkenhinrichs bereits Mitte März aus persönlichen Gründen um eine sofortige Vertragsauflösung gebeten und Werder verlassen.
Der Kader: Die Liste der Spielerinnen umfasst aktuell 17 Namen, darunter mit der designierten Nummer eins Wioleta Pajak sowie Hanna Hinrichs und Leonie Schumacher drei Torhüterinnen. Für Linksaußen sind Madita Probst und Emy Jane Hürkamp vorgesehen, auf Rechtsaußen spielen Elaine Rode und Vanessa Plümer. Das Duo am Kreis bilden weiterhin Alina Defayay und Meike Becker. Zum Aufgebot für den Rückraum gehören nominell Lena Thomas, Lara Niemann, Naomi Conze, Denise Engelke, Mathilda Häberle, Anna-Lena Bergmann, Chiara Thorn und Angelina Saur. Zum erweiterten Trainingskader gehören zudem die Nachwuchstalente Mia Mehrtens und Karla Frank (beide Jahrgang 2007), "sie sollen reinschnuppern und langsam herangeführt werden", sagt Timm Dietrich.

Neu im Team: Torfrau Leonie Schumacher wechselte vom Buxtehuder SV zum SV Werder.
Die Baustellen: Der Rückraum ist mit potenziell acht Spielerinnen nur vermeintlich üppig besetzt. Die frühere Jugend-Nationalspielerin Naomi Conze gönnt sich bekanntlich eine Auszeit und wird erst zum 1. Februar 2024 wieder dazustoßen. Zudem fällt Chiara Thorn noch längerfristig aus; sie hatte sich im März im Training einen Kreuzband- und Meniskusriss zugezogen. Und weil Angelina Saur nach ihrem Kreuzbandriss noch nicht zu 100 Prozent belastbar ist und erst allmählich wieder ins Mannschaftstraining einsteigen wird, reduziert sich diese Zahl aktuell auf fünf. "Wir würden gerne noch eine Spielerin für den Rückraum verpflichten", sagt Timm Dietrich. Das sei aber kein Muss.
Die Vorbereitung: Seit zwei Wochen befindet sich der SVW im Training. Timm Dietrich hat ein abwechslungsreiches, aber auch intensives Programm erstellt. Ein Trainingslager in Malente (28. bis 30. Juli) gehört ebenso dazu wie ein Turnierwochenende in Melsungen (5./6. August). Zudem wird Werder insgesamt zehn Testspiele bestreiten. Unter anderem erwarten die Grün-Weißen am 2. August um 19.15 Uhr den Erstligisten VfL Oldenburg in der Klaus-Dieter-Fischer-Halle; Zuschauer sind willkommen. Ebenfalls reizvoll: Am 13. August richtet Werder ab 12 Uhr ein Dreierturnier aus; Gegner sind der niederländische Erstligist PCA Kwiek aus der Gemeinde Raalte und der starke Drittligist Rostocker HC.
Der Auftakt: Im ersten Pflichtspiel des neuen Sportjahres müssen Werders Handballerinnen Anfang September in der 1. Hauptrunde des DHB-Pokals beim Ligakonkurrenten Handball-Luchse Buchholz antreten. In der Liga hat es diesen Vergleich in der Nordheidehalle in Buchholz zuletzt Ende April gegeben. Damals setzte sich der SV Werder beim Vorjahressechsten mit 30:27 durch. „Das Duell gegen die Luchse ist ein richtiger Gradmesser unter Wettkampfbedingungen", sagt Timm Dietrich. Am 9. September um 18.30 Uhr steht für Werder mit einem Heimspiel gegen den HC Rödertal das erste Punktspiel auf dem Programm.

Im Austausch: Werders Cheftrainer Timm Dietrich (links) und sein Co-Trainer Radek Lewicki beim Testspiel gegen den Erstligisten Buxtehuder SV.
Die Aussichten: Die neue Spielzeit birgt einige Herausforderungen. Der Deutsche Handballbund (DHB) hat eine Spielklassenreform angeschoben, um die Zahl der spielenden Mannschaften in der 1. und 2. Bundesliga der Frauen sowie in den dritten Ligen zu reduzieren. Über einen Zeitraum von zwei Jahren wird es deshalb in diesen Ligen eine erhöhte Zahl an Absteigern geben. In der 2. Bundesliga gibt es am Ende dieser Spielzeit vier Regelabsteiger, dem Tabellenzwölften droht zudem ein Relegationsspiel. Werder war in der Vorsaison Neunter unter 16 Teams – gemessen an Punkten und Platzierung war es Werders beste Saison seit dem Zweitligaaufstieg 2015. Es wäre gut, diese Platzierung zu bestätigen, sagt Timm Dietrich. Weil man nur wenige Neuzugänge integrieren müsse und man in der Vorsaison auch noch viele Punkte gegen Mannschaften aus dem unteren Tabellendrittel verschenkt habe, sei er guter Dinge, dass das funktionieren wird, sagt der Cheftrainer. Er möchte mit Werder "eine gute Rolle spielen".