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Neuzugang Nick Hornsby Die Flucht aus Israel endet in Bremerhaven

Mit Frau und Kind ist Profi-Basketballer Nick Hornsby aus Israel geflüchtet. "Die Sicherheit meiner Familie hatte Vorrang", sagt der 28-Jährige. Jetzt hat er in Bremerhaven einen Vertrag unterschrieben.
26.10.2023, 18:03 Uhr
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Die Flucht aus Israel endet in Bremerhaven
Von Frank Büter

Nick Hornsby muss erst einmal schlucken. Die Antwort kommt zögerlich, dann sagt er: "Die Sicherheit meiner Familie hatte Vorrang." Der am 7. Oktober gestartete Terrorangriff der Hamas auf Israel hat auch Nick Hornsby betroffen gemacht und in Angst versetzt. Der Amerikaner ist Profi-Basketballer. Nach einem Sommer-Engagement für die Edmonton Stingers in der kanadischen Elite-Liga CEBL hatte er erst wenige Wochen zuvor einen neuen Vertrag beim israelischen Zweitligisten Maccabi Haifa unterschrieben. Mit seiner Frau Courtney und dem erst zehn Monate alten Sohn Tas war Nick Hornsby zum zweiten Mal in seiner Karriere in den Mittleren Osten gezogen. 2021, 2022 hatte der 2,01 Meter große Power Forward für den israelischen Erstligisten Hapoel Be'er Sheva gespielt und dabei Land und Leute lieben gelernt. "Die Menschen sind großartig", schildert Hornsby. "Ich habe viele Freunde dort, wir waren gerne da."

Gerne da, bis die Terroristen der Hamas das Land und die Welt mit ihren Gräueltaten in Angst und Schrecken versetzten. Räumlich seien sie zwar noch ein gutes Stück entfernt gewesen vom Kriegsgeschehen, "glücklicherweise", so Hornsby. "Doch wir hatten Angst vor der Eskalation. Zu dem Zeitpunkt war nicht abzusehen, wie es sich entwickelt und was noch alles passieren wird." Drei, vier Tage habe er die Situation beobachtet, dann stand fest: "Wir müssen hier weg." Der Klub habe vollstes Verständnis gezeigt, die Vertragsauflösung sei deshalb kein Problem gewesen.

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Nick Hornsby hat in seiner Karriere auch schon einige Jahre in Deutschland gespielt und gelebt. Er war 2017/18 für Gießen in der Pro B aktiv und stand schon zweimal bei Bayer Leverkusen unter Vertrag. 2018/19 etwa hatte Hornsby die Leverkusener als wertvollster Spieler der Liga zum Aufstieg in die Pro A geführt. Und in der vergangenen Saison war er erneut einer der auffälligsten Akteure beim späteren Pro-A-Absteiger gewesen. "Deutschland ist meine zweite Heimat", sagt der 28-Jährige.

Sein bester Freund ist Marcus Graves, ein Point Guard, mit dem er einst am College in Sacramento zusammengespielt hat. Auch die Frauen von Hornsby und Graves sind gut befreundet. Graves hat im September einen Vertrag in Trier unterschrieben. Eben dort arbeitet mit Co-Trainer Jacques Schneider zudem ein früherer Weggefährte aus Leverkusener Zeiten. Also fand Familie Hornsby nach der Flucht aus Israel zunächst einmal Unterschlupf in Trier.

Bei der Suche nach einem neuen Verein seien für ihn nur Deutschland oder die USA infrage gekommen, sagt Hornsby. In diesem Sommer hatte der vielseitig einsetzbare Allrounder unter anderem auch ein Angebot aus Bremerhaven gehabt, sich dann aber für das Engagement in Haifa entschieden. Nun erinnerte sich der Amerikaner an die Anfrage der Eisbären und griff zu seinem Telefon, um Bremerhavens Headcoach Steven Key anzurufen. Der Zufall wollte es, dass die Eisbären Mitte Oktober in Trier antreten mussten und zum Zeitpunkt des Anrufs schon vor Ort waren. "Wir haben uns dann vor dem Spiel im Hotel getroffen, kurz Hallo gesagt und uns ausgetauscht", erzählt Nick Hornsby. Er sei offen für einen neuen Vertrag, das habe er Steven Key signalisiert.

Nur eine Woche und einige Gespräche später waren sich die Beteiligten einig. Beim Eisbären-Spiel in der Bremer ÖVB-Arena gegen die Artland Dragons am vergangenen Sonnabend saß Nick Hornsby bereits in Zivil auf der Bremerhavener Ersatzbank. Er fieberte mit und klatschte die Akteure nach dem wichtigen ersten Saisonsieg einzeln ab. Der Medizincheck zu Wochenbeginn war schließlich reine Formsache, inzwischen hat Hornsby bei den Seestädtern einen Vertrag bis Saisonende unterzeichnet.

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Nick Hornsby ist ein echter Allrounder, "er ist ein Spieler, der die Mannschaft besser macht", sagt Steven Key. Er weiß um die Qualitäten der Neuverpflichtung, "es macht Sinn, ihn im Team zu haben". Durch ihn werde man auch physisch variabler. Seit Wochenbeginn hat Hornsby nun mit seinen neuen Teamkameraden trainiert. Er ist so weit integriert, dass er schon an diesem Freitagabend beim Auswärtsspiel in Vechta debütieren und erste Einsatzminuten bekommen soll. Die Mannschaft habe ihn sehr gut aufgenommen, schildert der Amerikaner. "Alle sind sehr nett und hilfsbereit hier. Sie achten auch sehr auf meine Familie und unterstützen uns in der neuen Situation", sagt Nick Hornsby.

Der Basketballer fühlt sich sehr willkommen in Bremerhaven. Er mag auch die Stadt. "Ich komme ja aus Kalifornien und liebe es, am Wasser zu sein", sagt Hornsby und lächelt. Fisch und Meeresfrüchte mag er natürlich auch. Zwischen den Trainingseinheiten ist er gerade dabei, die Wohnung für Courtney, Tas und ihn behaglich einzurichten. Bei seinen Besuchen in einem schwedischen Einrichtungshaus kommt es dann auch schon mal vor, dass er die Zeit vergisst und verspätet wieder im Trainingscenter eintrifft. "Wir wollen es uns hier so schnell wie möglich bequem machen", sagt er. Das mache Sinn, wenn man absehbar einige Zeit an einem Ort lebe und sich wohlfühlen möchte.

Die Entwicklungen in Israel verfolgt Nick Hornsby natürlich weiterhin. Gleichzeitig ist er froh, jetzt mit seiner Familie in Sicherheit zu sein und sich sportlich wieder auf neue Aufgaben konzentrieren zu können. "Ich möchte immer gewinnen", sagt Nick Hornsby. "Und ich möchte die Play-offs erreichen." Sätze, die man bei den Eisbären Bremerhaven gerne hören wird.

Zur Sache

Doppelspieltag in der Pro A: Eisbären streben zwei Siege an

Mit Neuzugang Nick Hornsby, aber noch ohne einen neuen Point Guard gehen die Eisbären Bremerhaven in den anstehenden Doppelspieltag der 2. Basketball-Bundesliga Pro A. An diesem Freitag gastiert das Team von Headcoach Steven Key um 19.30 Uhr beim Aufsteiger Rasta Vechta II, und am Sonntag um 15 Uhr treffen die Eisbären in der heimischen Stadthalle auf Phoenix Hagen. Die Suche nach einem Nachfolger für Spielmacher Ray Simmons, dessen Vertrag in der Vorwoche aufgelöst worden ist, hat noch nicht den gewünschten Erfolg gebracht. So werden sich Lennard Larysz und Hilmar Henningsson in den beiden kommenden Spielen die Verantwortung auf dieser wichtigen Position teilen. "Es wird noch etwas dauern, bis wir uns als Team richtig gefunden haben und unseren besten Basketball spielen", sagt Steven Key. "Aber wir sind gut genug, diese beiden Spiele zu gewinnen."

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