Ein Heißmacher für das geplante Rekordspiel war das nicht gerade. Die Eisbären Bremerhaven wollen am kommenden Sonntag mehr als 7000 Zuschauer in die Bremer ÖVB-Arena locken, es wäre der zweithöchste Besuch für ein Basketballspiel in der 2. Bundesliga, der Pro A. Eine Woche zuvor haben die Eisbären jetzt allerdings eine ihrer höchsten Pro A-Niederlagen kassiert. In dieser Saison war es jedenfalls noch nicht vorgekommen, dass sie so hoch verloren haben. Sie unterlagen dem jungen Team Rasta Vechta II, das in der Tabelle hinter ihnen liegt, mit 71:109. Die Differenz zum Sieger betrug satte 20 Punkte mehr als Anfang November, bei der bislang höchsten Saison-Niederlage im Heimspiel gegen Jena.
Zwei Tage nach dem Zittersieg in Koblenz lief in der Bremerhavener Stadthalle am Sonntag ein Kontrastprogramm ab, zumindest im Spielverlauf. Während es am Freitagabend bis fast zur letzten Sekunde hochspannend blieb, kam diesmal nie Spannung auf. Die Eisbären hatten gleich auf zwei Kernspieler verzichten müssen. Nick Hornsby war in Koblenz umgeknickt, Jarell Reischel kurzfristig erkrankt. Ohne das Duo lag das Team von Trainer Steven Key bereits nach drei Minuten mit zehn Punkten hinten. In keinem der vier Viertel konnte es den Rückstand nachhaltig verkleinern.
Im Gegenteil: In der Defensive sah es so aus, als ob es für den Gastgeber einfach zu schnell ging. Vorm Vechtaer Korb unterliefen den Bremerhavenern zu viele Fehlabspiele und zu viele Fehlwürfe, vor allem von der Dreierlinie. Am Ende hatte beim Gegner knapp die Hälfte der Dreier-Versuche gesessen, bei den Eisbären war es nur gut ein Viertel. Die Zahl der sogenannten Turnover, also der Ballverluste bei Ballbesitz: 20 bei Bremerhaven, acht bei Vechta.
Die Eisbären, die auf jeden Fall in die Play-offs der besten acht Teams kommen und gerne auch wieder in die erste Liga zurückkehren wollen, laufen weiterhin Gefahr, das Saisonziel aus den Augen zu verlieren. In den Spielen nach Weihnachten hatten sie bis zum Debakel gegen Vechta immerhin sieben von neun Spielen gewinnen und sich wieder der Play-off-Linie in der Tabelle nähern können. Weil am Freitag sowohl Karlsruhe als auch Münster und Bayreuth verloren haben, hätte am Sonntag mit einem Erfolg gegen Vechta unter Umständen sogar der Sprung über die magische Linie gelingen können.
"Wir sind nach wie vor in Play-off-Reichweite", sagte der erfahrene Adrian Breitlauch, der ebenfalls angeschlagen in das Spiel gegangen war, "das haben wir uns erarbeitet in den letzten Wochen. Aber für den Auftritt heute können wir uns nur bei unseren Fans entschuldigen." In der Offensive habe man kein gutes Teamplay hinbekommen, in der Defensive sei man ständig einen Schritt zu langsam gewesen. Vielleicht könne man am kommenden Sonntag mit der entsprechenden Wut im Bauch eine Trotzreaktion zeigen. Sein Trainer konnte ihm da nur zustimmen. "Ja, diese Wut im Bauch, die habe ich jetzt schon", sagte Steven Key.
Eisbären: Hennigsson (21 Punkte), Oehle (16), Giles (10), Cook (8), Drescher (7), Frierson (5), Larysz (2), Charles (2), Breitlauch, Merkel