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Finanzielle Unterstützung nicht gegeben Bremer Sportstiftung stoppt Projekt in der Innenstadt

Weil die finanzielle Unterstützung der Politik fehlt, wurde das Projekt „Das Haus der Athleten“ in der Bremer City gestoppt. Die Hoffnung auf eine Umsetzung an anderer Stelle bleibt bestehen.
13.12.2020, 05:00 Uhr
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Von Mathias Sonnenberg und Jürgen Theiner

Drei Jahre lang haben sie geplant, diskutiert und versucht, die Politik von ihrem Projekt zu überzeugen. Doch am Freitag dieser Woche kam dann das endgültige Aus: Das Haus der Athleten in der Bürgermeister-Smidt-Straße, in dem eigentlich schon ab 2021 Nachwuchssportler leben und auf den Leistungssport vorbereitet werden sollten, wird es nicht geben. „Wir sind nicht böse, aber sehr enttäuscht“, sagte Peter Gagelmann als Vorstand der Bremer Sportstiftung am Samstag dem WESER-KURIER. Zusammen mit seinem Vorstandskollegen Lars Figura hatte Gagelmann das Projekt seit langer Zeit vorangetrieben. Dass es aus finanziellen Gründen jetzt vorzeitig gestoppt wurde, schmerzt Gagelmann und Figura.

Per Pressemitteilung, die am späten Freitagabend verschickt wurde, wurde das Aus für Haus öffentlich gemacht. Gagelmann hatte zuvor noch ein langes Telefonat mit Sportsenatorin Anja Stahmann (Grüne) geführt und sie über die schlechten Nachrichten informiert. Auch mit anderen in das langjährige Projekt involvierten Personen wie Jörg Wontorra, Bauunternehmer Joachim Linnemann oder Kaufmann Holger Löwe, der sogar eine halbe Million Euro für das Haus der Athleten zur Verfügung gestellt hatte, telefonierte Gagelmann. „Alle haben gesagt: Es ist die richtige Entscheidung“, sagte der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter.

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In der Pressemitteilung heißt es: „Mit großem Bedauern muss auch die Sportstiftung Bremen ihre Hoffnung trotz ihrer bis zuletzt großen Zuversicht, ein Haus der Athleten zum Jahresende erwerben zu können, nun aufgeben.“ Der für den 18. Dezember anberaumte Notar-Termin, bei dem die Immobilie in der Innenstadt offiziell erworben werden sollte, sagten Gagelmann und Figura ab.

Seit Jahren schon wurde an dem Projekt gebastelt, talentierten Sportlerinnen und Sportlern in Bremen eine Perspektive zu bieten. Im Haus der Athleten, so war der Plan, sollten im Maximalfall 48 Talente ver- und umsorgt und auf eine mögliche Zeit im Spitzensport vorbereitet werden. Figura und Gagelmann hatten im Frühjahr die Pläne schon ein wenig relativiert und geplant, mit Eröffnung des Hauses der Athleten erst mal nur acht bis zwölf Sportler in die Apartments einziehen zu lassen. Ursprünglich war mal der Frühjahr dieses Jahres als Starttermin ins Auge gefasst worden, zuletzt sollte es der Schulstart im September werden.

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Dass es jetzt gar kein Haus der Athleten geben wird, hat laut Gagelmann verschiedene Gründe. „Das ist sehr vielschichtig“, erklärte er. „Natürlich spielt Corona eine große Rolle, aber auch die mangelnde monetäre Unterstützung der Stadt.“ Das große Problem: Grundsätzlich unterstützte die Politik das Projekt, aber außer großen Worten und dem angekündigten Willen, der Sportstiftung finanziell zu helfen, kam wenig Konkretes aus dem Senat. Einzig Sportsenatorin Stahmann hatte Gagelmann und Figura eine jährliche Unterstützung von 50.000 Euro zugesichert. Zu wenig für ein Projekt, das jungen Sportlerinnen und Sportlern ja nicht nur ein Dach über dem Kopf bieten soll, sondern auch pädagogische Betreuung erfordert. Rund 150.000 Euro jährlich hätte deshalb das Bildungsressort beisteuern sollen, um den zum Teil auch minderjährigen Sportnachwuchs möglichst 24 Stunden pro Tag betreuen zu können. Doch an finanziellen Zusagen kam nichts.

Für Marco Lübke, den sportpolitischen Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, ist das vorläufige Aus für das Haus des Sports „ein Unding“. Nach seinem Eindruck war das Projekt von Anfang an vom Senat nicht gewollt. „Es ist klar“, sagt Lübke, „dass der Sport und insbesondere der Leistungssport in Bremen keine Lobby hat“. Lübke weist zudem darauf hin, dass der Fehlschlag auch Auswirkungen auf Pläne haben wird, die Oberschule an der Ronzelenstraße zu einer Eliteschule des Sports weiterzuentwickeln. Ohne ein angeschlossenes Internat sei ein solches Vorhaben schlicht nicht machbar.

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Gagelmann und Figura sei bewusst, dass diese Entscheidung viele Hoffnungen und Erwartungen enttäusche, nicht zuletzt auch die der Eigentümerin. Denn unabhängig vom Zustandekommen des Projektes hatte die Eigentümerin der Immobilie, die Bauprojektentwickler Stefespro, den Ausbau der Apartments vorangetrieben. Weil die Sportstiftung die Immobilie aber nun doch nicht kauft, werden die Apartments eben anderweitig vermietet – beispielsweise an Touristen.

Gagelmann und Figura aber haben die Hoffnung, dass es eines Tages ein Haus der Athleten in Bremen gibt, noch längst nicht aufgegeben. „Dank der bisher gesammelten Spenden ist das Projekt für uns nicht endgültig beendet, vielmehr ist es aufgeschoben“, heißt es in der Mitteilung. Für die Sportstiftung gelte: "Wir bleiben in der Sache entschlossen. Wir werden weiterhin für ein Haus der Athleten in Bremen werben und sind zuversichtlich, dies mit unseren Partnern, Unterstützern und Mitstreitern auch umzusetzen. Wenn nicht an dem zuletzt vorgesehenen Ort, dann an einem anderen Ort.“

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