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Laufveranstaltung Massive Vorwürfe gegen Veranstalter des Bremen-Marathons

Sponsoren und Partner wollen nicht mehr mit Laufveranstalter Utz Bertschy zusammenarbeiten. Der findet deren Stellungnahme „befremdlich“.
16.04.2021, 18:30 Uhr
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Massive Vorwürfe gegen Veranstalter des Bremen-Marathons
Von Olaf Dorow

Es ist nichts gelaufen, es wurde nicht gelaufen. Der große SWB-Bremen-Marathon im vergangenen Oktober musste abgesagt werden. Ob die Veranstaltung in kommenden Oktober stattfinden kann, ist ungewiss. Ob sie demnächst noch denselben Veranstalter haben wird wie seit vielen Jahren, ist mehr als ungewiss. Utz Bertschy, Gründer des Marathon-Clubs Bremen (MCB), sieht sich mit einer Stellungnahme konfrontiert, die es in sich hat.

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Unterschrieben vom Bremer Leichtathletik-Verband (BLV), von der ausrichtenden Davengo GmbH, dem Titel- und Hauptsponsor SWB sowie Großsponsor AOK, wird darin eine stattliche, vorsichtig formuliert: Mängelliste aufgeführt. Der Lauf, Leuchtturm des Bremer Sportkalenders, soll weiterhin stattfinden, aber nicht mehr in der bisherigen Konstellation, sagt BLV-Vizepräsident Matthias Reick. „Weil die großen Sponsoren die Zusammenarbeit mit Utz Bertschy kritisch sehen“, sagt er. Als Gruppe wollen die oben genannten Unterzeichner den Marathon künftig gemeinsam wuppen, zusammen mit Spospom, einer Marketingfirma des Großvereins Bremen 1860. Um eine Genehmigung für den Lauf, für den Straßen gesperrt oder Straßenbahnen umgeleitet werden müssen, bemüht man sich derzeit beim Ordnungsamt.

In der Stellungnahme ist unter anderem von verspätet erfüllten oder ausstehenden Zahlungsverpflichtungen die Rede. Dienstleister würden zunehmend „nicht mehr ohne Vorkasse mit Herrn Bertschy“ zusammenarbeiten wollen. Den Verfassern seien „weitere Gläubigerverfahren gegenüber Herrn Bertschy bzw. von ihm vertretene Unternehmen bekannt“. Ungeklärte Vorstandsbesetzungen und Verantwortlichkeiten beim MCB hätten „inzwischen die Aufmerksamkeit des Registergerichts und der Finanzbehörden auf sich gezogen“. Deswegen müsse ein möglicher Rufschaden für die Partner abgewendet werden.

Probleme gab es schon länger

Die Probleme mit Utz Bertschy, in der Laufszene gut vernetzt und sehr engagiert, habe es schon länger gegeben, sagt Unternehmenssprecherin Angela Hünig von der SWB. Deswegen habe man ihm beziehungsweise dem MCB vor zwei Jahren die Berliner Firma Davengo zur Seite gestellt, um die Ausrichtung des Laufes abzuwickeln. Im Februar 2021 habe man dann festgestellt, dass der MCB-Vertrag mit Davengo ohne Abstimmung mit dem Geldgeber SWB aufgekündigt worden sei – und MCB die Anmeldeseite für den Marathon freigeschaltet habe. „So geht das nicht. Unserer Meinung nach ist das eine Verletzung unserer Markenrechte. Wir gehen dagegen juristisch vor, Herr Bertschy wird abgemahnt“, sagt Angela Hünig.

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Utz Bertschy verweist darauf, dass er nichts gekündigt habe und derzeit eine vertragsfreie Situation herrsche. Die Ausschreibung, die er nach der Intervention des Sponsors sofort aus dem Netz genommen habe, sei aufgrund der mündlichen Zusage einer weiteren Zusammenarbeit seitens der swb vorgenommen worden. Außerdem sei Anmeldung und Vermessung gar nicht Bestandteil der Ausrichter-Tätigkeit und der Vereinbarung zwischen MCB und Davengo. Ein Anbieter aus Delmenhorst sei da im Übrigen auch viel preiswerter als die Berliner. Andreas Dobrawa sagt für die Davengo GmbH: „Wir haben sehr wohl einen Vertrag mit Utz Bertschy.“ Unterschrieben: Ende 2019. Laufzeit bis Ende 2021. Option bis 2023.

Das Anmelde-Management gehöre zu den Kernaufgaben des Dienstleisters. Über den Vertrag hinaus gebe es eine zweite Vereinbarung zwischen den Berlinern und dem Bremer, was zusätzliche Leistungen und Kosten betrifft, die Utz Bertschy als Organisator einbringt. Für 2020 habe er da bis heute noch kein Honorar erhalten, sagt dieser. Während Andreas Dobrawa sagt: „Dazu sage ich lieber nichts.“ Es sei eine pauschale Vergütung vereinbart worden. Und: Inzwischen kommuniziere nur noch der Davengo-Anwalt mit Utz Bertschy.

„Utz Bertschy hat viel geleistet für den Laufsport“

„Utz Bertschy hat viel geleistet und bewegt für den Laufsport“, sagt Andrea Hünig von der SWB, „es ist sehr schade, dass es so weit kommen musste.“ Das sei schon eine sehr spezielle Erfahrung, weil Utz Bertschy doch eigentlich so engagiert sei. Der hatte am 18. März an das Energie-Unternehmen geschrieben, dass die beanstandete und unabgesprochene Ausschreibung im Februar vor allem dazu da gewesen sei, um „das Veranstaltungsdatum im Kontext anderer, zahlreicher Marathonveranstaltungen glaubhaft“ zu sichern. Den Laufbegeisterten sollte „eine Motivation für ein kontinuierliches Laufen und Trainieren“ vermittelt werden. Er bedauere „die durch die Eröffnung einer Meldemöglichkeit entstandenen Irritationen“.

Man wolle mit ihm über die weitere Zusammenarbeit sprechen, schicke aber erst mal den Medien quasi die Aufkündigung der Zusammenarbeit. Das finde er „befremdlich“, sagt Utz Bertschy. Er sei ohnehin sehr skeptisch, was eine Durchführbarkeit der eigentlich für den 3. Oktober geplanten Massenveranstaltung anbelangt. Wer könne schon jetzt sagen, wie sich die Pandemie entwickelt. Impfnachweise, Schnelltests, Ausweiskontrollen – da könnte ein riesiger Orga-Aufwand heranrollen. „Als ob wir nicht schon genug andere Probleme hätten“, sagt Bertschy. Am Ende sollte es doch um die Sportler und deren Gesundheit gehen. Ob die Konflikte und Umstrukturierungen rund um den Bremen-Marathon am Ende etwas Gutes oder eher nicht so Gutes für die Sportler bringt? Es wird sich erst demnächst beantworten lassen.

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