Drei Spiele im Mai haben gereicht, um den Bremer HC (BHC) in der Hockey-Bundesliga der Frauen um die Früchte der Arbeit einer ganzen Saison zu bringen. "Es ist eine extrem große sportliche Enttäuschung für uns", sagte der zweite BHC-Vorsitzende Sarat Maitin am Sonntag, "es ist vor allem deshalb so frustrierend, weil der Abstieg unsere Leistung in der Liga nicht widerspiegelt."
Am Sonnabend hatte die Mannschaft von Trainer Florian Keller auch das zweite Relegationsspiel gegen den TSV Mannheim verloren. Nach diesem vermeidbaren 0:1 (0:0) und dem 1:4 eine Woche zuvor in Mannheim war der Gang der Bremerinnen in die 2. Bundesliga besiegelt und ihre Hoffnung zerstört, am Sonntag in einem möglichen dritten Spiel die Chance auf den Klassenerhalt zu wahren.
Im Duell der beiden Schlusslichter der Bundesliga-Staffeln A und B hatte der BHC im Best-of-3-Modus also schon nach zwei Partien verloren und die Möglichkeit verpasst, in einem weiteren Play-down-Duell am 3. Juni gegen Uhlenhorst Mülheim den Klassenerhalt zu schaffen. Am ersten Mai-Sonntag war der BHC in den Abwärtsstrudel geraten, als Nationalspielerin Lena Frerichs zu Beginn des letzten Hauptrundenspiels gegen den Münchner SC einen Kreuzbandriss erlitt und das geschockte Team dann klar mit 0:4 den Kürzeren zog. Statt des erhofften vierten Platzes in der Staffel A wurde es daher der sechste und letzte.
BHC will schnell zurückkommen
"Wir wollen nichts schönreden", sagte Maitin, "jetzt gibt es für uns auf dem Feld zweite statt erste Liga. Aber deswegen werden wir unser Ziel, das Team langfristig zu entwickeln, nicht aufgeben." In der Halle gehört der BHC weiterhin zur Bundesliga, und dorthin möchte er so schnell wie möglich auch auf dem Feld wieder zurückkehren. Mit einem guten Kader soll das gelingen, sagte Maitin. Er wolle und könne den anstehenden Gesprächen mit Spielerinnen nicht vorgreifen, doch es werde Veränderungen im Kader geben. Schon deshalb, weil die halbe Mannschaft gerade ihr Abitur bestanden hat und auf Zusagen für Studienplätze wartet.
„Wir haben gezeigt, dass wir in die erste Liga gehören“, hatte Florian Keller nach dem 0:1 in seiner ersten Enttäuschung gesagt. Bei einigen Spielerinnen waren nach der Schlusssirene Tränen geflossen, während der Trainer das Spiel einordnete: „Wir haben umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten und waren die klar bessere Mannschaft.“ Im Vergleich zum 1:4 in der Vorwoche hatte der BHC deutlich mehr Torszenen als der Gegner. Aber nur der Gast kam zu einem Treffer, durch Violetta Klein, die einen Schuss geschickt ins Tor verlängerte (28.). „Wir schaffen es nicht, effektiv vor dem Tor zu sein“, befand Florian Keller und lieferte das Ergebnis dieser Flaute gleich mit: „Wir standen kurz vor den Play-offs – und dann steigen wir ab.“
Eigentlich eine gute Saison...
Der neue Bundesliga-Modus war ein Thema nach diesem Abstieg. „In einer normalen Saison hätten wir die Klasse gehalten“, meinte auch die erfahrene Lea Albrecht. Die Medizinstudentin hatte nach einem Praktikum in Südafrika am Sonnabend ihr Comeback gegeben. „Wir hatten eine neue Qualität und konnten gegen jede Mannschaft gewinnen“, sagte Keller. Sein Team hatte mehr Punkte gesammelt als die anderen Play-down-Teilnehmer, doch als es darauf ankam, vermochte der BHC sein Niveau nicht mehr zu halten. Man werde einige Tage zum Verarbeiten der Niederlage benötigen, dann aber gestärkt zurückkommen.
So unverständlich es angesichts des Abstiegs klingen mag: Eigentlich blickt der Bremer HC auf eine gute Saison zurück. Der halbe Kader des Frauen-Teams hatte sich, noch unter Trainer Martin Schultze, im vergangenen Herbst die deutsche Jugendmeisterschaft gesichert, bevor er in der U19 im April den erstmals ausgespielten europäischen Landesmeisterwettbewerb gewann. Nicht zu vergessen, dass mit Florian Keller mitten in der Saison ein neuer Trainer kam, weil Martin Schultze seit November Sportdirektor des Deutschen Hockey-Bunds ist.
Auch der erste Teil der Bundesliga-Hauptrunde, der noch in einer Staffel mit allen zwölf Bundesligisten ausgetragen wurde, verlief verheißungsvoll für den BHC. Er präsentierte sich nicht nur in den Partien mit vermeintlichen Topgegnern auf Augenhöhe, sondern ließ mit zehn Punkten aus elf Spielen in der Tabelle auch den Münchner SC (6), Uhlenhorst Mülheim (5) und TSV Mannheim (4) klar hinter sich. Weil in der Fortsetzung der Hauptrunde in Staffel A – nicht nur, aber auch wegen der Verletzung von Lena Frerichs – in fünf Spielen nur noch vier Punkte hinzukamen, landete der BHC statt im möglichen Viertelfinale um die deutsche Meisterschaft in der Abstiegsrelegation.
Saisonabschluss mit Beigeschmack
Während Trainerstab und Vorstand jetzt umgehend mit der Planung für die kommende Saison beginnen, hat die Mannschaft erst einmal trainingsfrei. Obwohl es wegen des Abstiegs bitter sein dürfte: Zwei an sich schöne Termine stehen noch auf dem Programm. Am Mittwoch wird der Verein im Beisein der Spielerinnen zunächst die beiden Triumphe der U19 noch einmal würdigen. Auch mit dem Frauenkader werde es, so Maitin, noch ein Treffen zum Saisonausklang geben. Dabei dürfte jedoch zu befürchten sein, das die vielfach gezeigten guten Leistungen unter dem Gesamteindruck des Abstiegs ziemlich verblassen werden.