Es geht um den Einzug ins Finale und damit um nicht weniger als die Chance auf den Sieg im Lottopokal und die Teilnahme am DFB-Pokal-Wettbewerb: Rund um Ostern ermitteln vier Mannschaften die Paarung des Bremer Pokalfinales, das am 25. Mai ausgetragen wird. Dabei sind in beiden Spielen die Rollen klar verteilt.
Für Marco Dzien lässt sich die Ausgangslage leicht umreißen. „Wir haben nichts zu verlieren“, sagt der Kapitän des SC Vahr-Blockdiek vor dem Halbfinale gegen den Bremer SV an diesem Freitag (14 Uhr). Der Bremen-Ligist bekam zwar immerhin ein Heimspiel zugelost in dieser wichtigen Partie. Er steht nun aber auch vor der vermeintlich schwersten Aufgabe des Wettbewerbs: einem Duell mit dem einzigen Regionalligisten in dieser Pokalrunde. „In erster Linie freuen wir uns auf das Spiel“, betont Dzien. Das Spiel ist schließlich ein weiterer Meilenstein in der positiven Entwicklung des SCVB, der erst im letzten Sommer aus der Landesliga aufgestiegen ist.
Als Tabellenzehnter hat sich das Team bislang recht gut geschlagen und steht nun eben auch noch im Halbfinale. „Das ist ein Riesenschritt“, findet Marco Dzien. Der langjährige Kapitän kann daneben eine durchaus wertvolle Erfahrung in das Spiel einbringen: Dzien war bereits dabei, als der SC Vahr-Blockdiek am 25. März 2016 schon mal im Halbfinale gegen den Bremer SV antreten musste und mit 0:7 verlor. „Viele unserer Spieler hatten damals Angst und waren nicht unbekümmert“, erinnert sich Dzien.
Es würde diesmal also darum gehen, mit der nötigen Lockerheit anzutreten und so die „eigenen Stärken“ in das Duell einzubringen. Ansonsten würde der SCVB wohl auch leichtfertig verschenken, was er seinem Gegner doch eindeutig voraus hat: Der Gastgeber verbindet mit Erreichen des Halbfinals bereits einen Erfolg, während sie dieses Spiel beim BSV lediglich als Durchgangsstation bezeichnen. Denn alles andere als ein Pokalsieg – und die sich daraus ergebende Partie im DFB-Pokal – wäre für den Regionalligisten eine herbe Enttäuschung. In sportlicher, aber auch finanzieller Hinsicht. Der BSV kann es sich eigentlich nicht erlauben, den Cupgewinn nach 2023 (5:6 nach Elfmeterschießen im Halbfinale gegen den FC Oberneuland) erneut zu verspielen.
Die Bedeutung des ersten Halbfinals ist also immens. Sie hebt sich andererseits aber auch nicht deutlich vom zweiten Spiel der Vorschlussrunde ab. In der Partie zwischen der SV Hemelingen und Tura Bremen (Mo., 15 Uhr) kommt nämlich eine historische Komponente hinzu. Es ist nämlich so: Die SVH ist zwar mit einem bereits 1858 gegründeten Stammverein MTV Hemelingen versehen und verfügt deshalb über eine recht lange Tradition. Aber über größere Erfolge verfügte sie nun schon etwas länger nicht mehr. So gelang dem Verein zuletzt zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts der Einzug ins Pokalfinale. Das hat Günter Tuncel herausgefunden. Für den einen Teil des Hemelinger Trainerteams stand deshalb bereits vor einigen Wochen fest: „Unser Fokus liegt auf dem Pokal.“
Aber natürlich geht es dabei nicht nur um die Vereinsgeschichte. Die SV Hemelingen ist schließlich mit Ambitionen versehen. Man strebt mittelfristig den Titel in der Bremen-Liga an und liebäugelt auch mit dem Aufstieg in die Regionalliga Nord. Da kämen die Einnahmen, die mit einem Pokalsieg und der Teilnahme am DFB-Pokal verbunden wären, natürlich gerade recht.
Doch der Weg zum Gewinn des Pokals ist noch lang, und Tura möchte bereits den Einzug ins Finale verhindern – auch aus historischen Gründen. „Wir können Geschichte schreiben“, sagt Trainer Steffen Dieckermann. Seine interne Vereinsforschung hat ergeben: Tura stand bereits einmal im Halbfinale, vor einigen Jahrzehnten. Ins Endspiel ist das Team aber noch nicht eingezogen. „Aber wir sind uns unserer Rolle auch bewusst“, unterstreicht Dieckermann. Als Favorit dieser Partie tritt der Gegner an. Die SVH hatte das Punktspiel in der Bremen-Liga schließlich mit 9:2 gewonnen.
Das war allerdings bereits im November. Seitdem hat sich eine Menge verändert. Denn bevor Tura am Wochenende nur mit 1:3 gegen die übermächtige U23 des SVW verlor (Dieckermann: „Wir haben Werder mächtig geärgert“), hatte das Team nicht weniger als vier Siege in Folge gelandet. Die Gröpelinger werden nun als Sechster der Rückrundentabelle geführt. Sie dürften der SVH leistungsmäßig ein gutes Stück näher gekommen sein. Der Druck liegt für Steffen Dieckermann aber nach wie vor beim Gegner: „Die müssen, wir wollen.“