Sie liefen am Wasser, aber irgendwie liefen sie auch im Wasser. Der 6. Bremer Silvesterlauf durch die Pauliner Marsch, mit Start und Ziel am Weserwehr, stand im Zeichen der Nässe. Zumindest, was die äußeren Bedingungen anbelangt, unaufhörlich prasselte der Regen. Was der Stimmung vor Ort aber wenig schadete. Das war das Feedback, von dem Veranstalter Thomas Hendrik Adick von der Agentur bremenRAcing zwei Tage nach der Veranstaltung berichtete. Nicht eine Feedback-Mail sei mit Meckerei gefüllt gewesen, auch auf Instagram habe es eher fröhliche und begeisterte Rückmeldungen gegeben. Nicht alle der rund 1300 angemeldeten Läuferinnen und Läufer waren gekommen. Etwas mehr als 300 traten nicht an, einige werden wegen des Dauerregens zu Hause geblieben sein. Die knapp 1000 Starter, die es schließlich geworden sind, wurden eine Art verschworene Regen-Gemeinschaft. Sie hatten trotz – und manche vielleicht sogar wegen – des Regen-Rennens ihren Spaß.
Rein sportlich gesehen, hatte das letzte Rennen des Jahres sowieso Spaß gemacht. Von den vier Streckenrekorden fielen drei und einer fast. Und ganz besonders fiel auf den Spitzenplätzen Werder-Läuferin Carolin Kirtzel auf. Die ambitionierte Leichtathletin nutzte den Silvesterlauf zum verschärften Training. Sie rannte, ohne sich komplett zu verausgaben, über fünf Kilometer 16:43 Minuten. Das war nicht nur zweieinhalb Minuten schneller als die Zweitplatzierte, das war auch deutlich besser als der bisherige Rekord. Damit war Kirtzels Tagesprogramm jedoch keineswegs erledigt. Kurz nach dem Zieleinlauf stellte sie sich an die Startlinie für die zehn Kilometer – und spielte Tempomacherin für ihre Vereinskollegin Camilla Zaage.
Das Werder-Duo kam nach 38:41 (Zaage) beziehungsweise 38:42 Minuten auf den Rängen zwei und drei ins Ziel. Auch damit war der frühere Streckenrekord, gehalten von Camilla Zaage, ordentlich unterboten. Der neue Bestwert wird nun von der Siegerin Katharina Saathoff aus Braunschweig gehalten, die für die zwei Runden entlang der Weser 37:28 Minuten benötigte. Für Bremens Spitzenläuferin Carolin Kirtzel ging damit ein Jahr voller Rückschläge mit einem in mehrfacher Hinsicht erfolgreichen Dezember zu Ende. Sie qualifizierte sich (als Ersatzläuferin) für das deutsche Team, das zur Cross-EM nach Turin fuhr, sie bekam wie erhofft ihre Stelle als Mathe- und Physiklehrerin in Hamburg und brachte sich an Silvester gut in Form für die anstehende Hallensaison.
In den Wettbewerben der Männer kam über fünf Kilometer ebenfalls ein neuer Streckenrekord heraus. Leonard Maisch (ATS Buntentor), Anfang Oktober Sieger über die halbe Distanz beim Bremen-Marathon, legte die Runde durch die Pauliner Marsch in 15:42 Minuten zurück. Über zehn Kilometer war Filimon Gezae von der LG Bremen-Nord mit dem Vorsatz ins Rennen gegangen, den Rekord von Werder-Läufer Sebastian Kohlwes zu knacken, der 31:49 Minuten geschafft hatte. Gazae, konkurrenzlos an der Spitze des Feldes, knackte die Zeit schließlich beinahe. Er war nach 31:51 Minuten im Ziel, quasi zwei Sekunden zu spät.
Dem Gesamteindruck von einer trotz des Wetters geglückten Veranstaltung sollte das wenig anhaben. Für das sportlich sehr anspruchsvolle Niveau sorgten neben den Spezialisten auch etliche Triathleten. WM-Starter Niklas Dellke lief über fünf Kilometer 16:36 Minuten und wurde unter den 150 Startern Dritter. Über zehn Kilometer der Frauen unterbot auch Janke Seifert als Vierte den bis dato bestehenden Streckenrekord. Die Dritte des 70.3-Ironman von Kopenhagen war nach 39:01 Minuten wieder im Ziel am Weserwehr.
