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Bremerhaven Fischtown Pinguins meistern Kaderplanung trotz Abgang

Sportdirektor Sebastian Furchner musste nach dem Abgang von Verteidiger Appendino umplanen. Der Kader ist nun aber dennoch fast komplett. Auf einen Pass-Trick musste der Verein dafür nicht zurückgreifen...
29.06.2025, 13:43 Uhr
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Fischtown Pinguins meistern Kaderplanung trotz Abgang
Von Jean-Julien Beer

Wie früher als Profi auf dem Eis fackelt Sebastian Furchner nicht lange. Auch als Sportdirektor ist er bekannt für schnelle, aber fundierte Entscheidungen. Nach dem Play-off-Aus gegen die Kölner Haie brauchte er nur im Frühjahr wenige Tage, schon hatte er den Großteil des künftigen Pinguins-Kaders durch Vertragsverlängerungen und Neuverpflichtungen zusammen. „Wir hatten schon das Gefühl, dass wir unsere Personalplanungen in die richtigen Bahnen gelenkt haben“, erklärt Furchner - zumal Leistungsträger wie der sogenannte „Karawanken-Express“ mit den Stürmern Jan Urbas, Miha Verlic und Ziga Jeglic sowie auch Top-Torhüter Kristers Gudlevskis an Bord blieben. Doch dann sorgte eine Personalie doch noch für Kopfzerbrechen und für neue Aufgaben auf dem internationalen Transfermarkt.

Verteidiger Nicolas Appendino bat aus persönlichen Gründen um die Freigabe. Der 26-Jährige kam vergangenen Saison 38-mal zum Einsatz, wollte nun aber zurück in seine bayerische Heimat wechseln und sich dort dem Zweitligisten ESV Kaufbeuren anschließen. „Wir konnten seine Beweggründe verstehen“, betont Furchner, „aber sein Abgang hat uns getroffen, nicht nur in der strategischen Ausrichtung der Planungen. Es hat uns sportlich wehgetan, weil er läuferisch und technisch ein sehr guter Verteidiger ist, den wir gerne weiter auf dem Eis gehabt hätten.“

Zehn ausländische Profis im Kader

Und so wurde es doch noch etwas hektischer hinter den Kulissen. „Wir mussten ein paar kreative Ideen und Varianten durchspielen“, sagt der Sportdirektor, „aber das gehört in dem Beruf auch in der Sommerpause dazu. Am Ende ist es eben ein Job, an dem man oft rund um die Uhr arbeitet.“ Zu den Lösungen für die Appendino-Nachfolge gehört der Mann, den die Bremerhavener in der dritten Juni-Woche verpflichteten: Will Riedell (28), ein US-amerikanischer Verteidiger. Er kommt von Red Bull München.

Riedell bringt eine Menge Erfahrung mit, hat im Vergleich zu Appendino aber rein formal einen Nachteil: Er hat keinen deutschen Pass. Appendino war deutscher Nationalspieler, Riedell hingegen ist der zehnte ausländische Spieler im Pinguins-Kader. Jeder Klub in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) darf pro Saison elf Lizenzen an ausländische Spieler vergeben, am Spieltag dürfen nur neun von ihnen eingesetzt werden.

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Die Sache mit den Pässen beschäftigt viele Profis in der DEL seit dem vergangenen Jahr noch mehr. Denn eine seit Juni 2024 wirksame Gesetzesänderung strahlt auch auf den Eishockeysport aus. Das Gesetz zur Modernisierung des Staatsangehörigkeitsrechts ermöglicht es Menschen, die in Deutschland arbeiten und gut integriert sind, schon nach fünf statt nach acht Jahren deutsche Staatsangehörige zu werden. Wegen der Begrenzung der Ausländer-Lizenzen freuen sich die DEL-Klubs über jeden Spieler, der sich für einen deutschen Pass entscheidet – zumal diese Profis ihre zweite Staatsangehörigkeit und damit einen wichtigen Teil ihrer Identität behalten dürfen. Aktuell gibt es in der DEL mehr als 30 eingebürgerte Spieler, es kommen knapp 60 Kandidaten hinzu, die sich noch für einen deutschen Pass entscheiden könnten.

Innerhalb der Liga gibt es unterschiedliche Meinungen zu dem Thema. Manche verweisen auf den Sinn der Ausländer-Beschränkung, denn damit sollen deutsche Spieler gefördert und geschützt werden, damit nicht so mancher Verein komplett auf Topspieler aus dem Ausland setzt. Andere Vereinsvertreter betonen, es könne keine Deutschen zweiter Klasse geben – wer das Recht auf den Pass habe, dürfe sich dafür entscheiden.

Ein Pass ist Privatsache. Das geht uns als Verein nichts an.
Sportdirektor Sebastian Furchner

Im Kader der Pinguins gibt es bereits Spieler mit doppelter Staatsangehörigkeit. So haben zum Beispiel die Dänen Nicholas Jensen und Christian Wejse auch einen deutschen Pass. Der slowenische "Karawanken-Express" um Kapitän Jan Urbas könnte inzwischen auch deutsche Pässe bekommen – aber die Pinguins werden in diese Richtung keinen Druck ausüben und nicht auf die Spieler zugehen, sagt Furchner: „Ich finde, das geht uns als Verein nichts an. Ein Pass und eine Nationalität sind Privatsache, und so werden wir das auch handhaben.“

Zumal der Sportdirektor im jetzigen Kader genügend Variationsmöglichkeiten sieht, wie Trainer Alexander Sulzer einen den Statuten entsprechenden Spieltagskader zusammenstellen könnte. Es kann aber auch sein, dass noch jemand geht. Mit dem dänischen Angreifer Felix Scheel besteht weiterhin keine Einigkeit über eine Zusammenarbeit in der neuen Saison. Furchner rechnet in den nächsten Tagen mit einer Entscheidung. Die Bremerhavener würden Scheel nicht gleichwertig ersetzen, sondern lieber einen jungen Angreifer mit einer Lizenz für U20-Spieler ausstatten.

Herrmann könnte von Regelung profitieren

Auch in diesem Spektrum gibt es zur neuen Saison eine Veränderung: Jeder Verein kann zusätzlich zu den 16 Feldspielern und zwei Torhütern bisher drei U23-Spieler auf dem Spielberichtsbogen eintragen. Nun darf einer davon auch in die Kategorie U24 fallen – wenn er für die deutsche Nationalmannschaft spielberechtigt wäre und vorher bereits im Verein war. Bei den Pinguins könnte der Shootingstar der vergangenen Saison, Fabian Herrmann, von der Neuregelung profitieren. Herrmann wird in dieser Saison 24.

Apropos Lizenzen: Wie die DEL mitteilte, haben alle Klubs die Lizenz für die neue Saison erhalten, auch die Pinguins. Damit geht die DEL mit den 13 Teams, die sich sportlich qualifiziert hatten, sowie mit dem Aufsteiger Dresdner Eislöwen in ihre dann 32. Saison.

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