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Null Punkte für Bremer Gymnastinnen Positive Fälle, negative Folgen

Bremen 1860 kämpft am 11. Dezember in Bremen jetzt nicht mehr wie erhofft um den Meistertitel in der RSG-Bundesliga, sondern muss in die Relegation. Auch in diesem Fall ist es wegen Corona so.
23.11.2021, 18:02 Uhr
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Positive Fälle, negative Folgen
Von Olaf Dorow

0,000 Punkte. So steht es in der Ergebnisliste. Es handelt sich um den zweiten Wettkampftag in der Bundesliga Nord der Rhythmischen Sportgymnastik (RSG), für die sich fünf Mannschaften qualifiziert hatten. Nullkommanix, das  war in Berlin deswegen das Ergebnis für das Team von Bremen 1860, weil das Team gar nicht angetreten ist. Und weil dieser zweite Wettkampftag auch gleich der letzte war vor dem großen Bundesliga-Finale gegen die besten Teams aus dem Süden, hat Bremen jetzt keine Chance mehr, sich für das Finale zu qualifizieren. Bremen ist am 11. Dezember jetzt nur noch dabei, wenn am Vormittag die Relegation gegen den Zweiten der 2. Liga Nord ansteht. Wenn am Nachmittag der Auftritt der Meisterschaftsaspiranten folgt, ist Bremen nicht dabei. Dabei zählt Bremen zu den deutschen RSG-Hochburgen, in Bremen war das Bundesliga-Format einst erdacht worden. Vor allem: Das Finale am 11. Dezember steigt doch in Bremen, in Halle sieben auf der Bürgerweide.

Die Geschichte vom Bremer Nicht-Start in Berlin ist, man ahnt es längst: eine weitere Corona-Geschichte. Sie zeigt, wie sehr Covid 19 auch in den Sportalltag eingreift, wie auch hier eine Trennlinie zwischen Geimpften und Ungeimpften entsteht, wie Ziele, Wünsche, Träume von jungen Sportlerinnen torpediert werden. Berichtet vornehmlich von der RSG-Landestrainerin Larissa Drygala, geht die Geschichte so: Am Sonnabend wollten die zwei Teams von Bremen 1860 zum Wettkampf im Berliner Olympiapark aufbrechen. Die erste 1860-Mannschaft startet in der ersten, die zweite in der zweiten Bundesliga. Beide Teams waren am ersten Wettkampftag in Bielefeld in ihren Ligen jeweils Zweite geworden. Die Bremer Chancen, sich fürs Bremer Finale zu qualifizieren: bestens. Im Finale treten die beiden ersten Team der Ligen Nord und Süd gegeneinander an.

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Am Donnerstag meldete sich eine Gymnastin telefonisch bei der Trainerin. Sie klagte über Symptome. Zeitgleich wirkte im Training am Bundesstützpunkt an der Uni eine zweite Gymnastin völlig außer Form. Fügte sich bei einem missratenen Keulenwurf ungewollt auch noch selbst Schmerzen zu, wurde von anderen Mädchen getröstet. Am Freitag bestätigte sich der Verdacht bei der Gymnastin mit Symptomen. Der Test war positiv. Große Aufregung, große Besprechung, Beschluss: Wir fahren nur mit den Geimpften nach Berlin. Am späten Nachmittag funkte Gymnastin II: zwei Tests, zweimal positiv. Beschluss: Niemand fährt nach Berlin. Auch nicht die zweite Mannschaft: Die Mädchen von Bremen 1860 II trainieren zwar nicht andauernd mit dem Mädchen von 1860 I am Bundesstützpunkt zusammen, manchmal aber doch. Weil sie an der Sportbetonten Schule Ronzelenstraße zusammen in eine Klasse gehen und zweimal wöchentlich gemeinsam zum Training an den Stützpunkt fahren.

Die Kontakte waren da. Laut Larissa Drygala ist auch die zweite positiv getestete Gymnastin nicht geimpft, im Gegensatz zu den anderen Sportlerinnen am RSG-Zentrum. Der Plan, wenigstens mit einer Rumpftruppe nach Berlin zu fahren, um sich die nötigen Punkte für die Finalteilnahme erkämpfen zu können, wurde wieder verworfen. Die Busreise für circa 20 Turnerinnen plus Betreuer musste kurzfristig storniert werden. Rund 1100 bis 1200 Euro seien üblicherweise für die Fahrt nach Berlin und zurück fällig, sagt Reise-Vermittler Hans Paterkiewicz. Am Montag habe er mit dem Busunternehmen Frenzel klären können, dass keine Stornierungskosten anfallen. Beinahe wären auch eventuell zu verhandelnde Übernachtungskosten oben drauf gekommen. Man entschied sich, "zum Glück", sagt Larissa Drygala, jedoch für die Tagestrip-Variante: morgens um 5 Uhr los, nachts um 2 Uhr zurück.  

Nach dem monatelangen Ausfall fast sämtlicher Wettkämpfe zählte die Bundesliga zu den wenigen sportlichen Reizpunkten in der Gymnastik-Szene. Endlich wieder Wettkampfkribbeln, endlich wieder ein Ziel, endlich wieder ein Leistungsbild zum Mit-nach-Hause-Nehmen. Im vergangenen Jahr hatten die Bremer mit Blick auf die Pandemie ihren Bundesliga-Start abgesagt, ehe kurz darauf die ganze Liga abgesagt werden musste. Diesmal mussten die Bremerinnen tatenlos zusehen, wie in der Bundesliga-Tabelle aus ihren sechs Punkten für Rang zwei sechs Punkte für Rang vier wurden. Sie konnten noch von Glück reden, dass ihnen wenigstens Platz vier blieb und damit die Relegation gegen den SV Dallgow aus Brandenburg, das zweitplatzierte Team der zweiten Liga Nord. Im Finale um den Meistertitel stehen jetzt der Berliner TSC, KR School-Charlottenburger TSV sowie aus der Bundesliga Süd Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt. "Wir sind froh", sagt Larissa Drygala, "dass wir am 11. Dezember turnen dürfen, um in der Bundesliga bleiben zu können." Oder hätte sie eher sagen müssen, "dass wir voraussichtlich turnen dürfen"? In Zeiten wie diesen hat die Ungewissheit das Sagen, auch im Sport. 

Zur Sache

Bremer Talente im Bundeskader

In den Bundsesstützpunkten Bremen, Fellbach-Schmiden und Berlin hat zeitgleich zur Bundesliga dezentral der Turn-Talent-Schul-Pokal für Nachwuchsgymnastinnen im Alter von neun und zehn Jahren stattgefunden. Pro Turn-Talent Schule (TTS) mussten dabei jeweils zwei Neun- und Zehnjährige antreten. Geturnt wurden erstmals keine Wettkampfübungen, stattdessen wurden athletischen Normen (Beweglichkeit, Kraft, Koordination), Körpertechnik (Stände, Drehungen und Sprünge), sowie die Gerättechnik bewertet. Die Normen wurden mit Foto und Video aufgenommen und vom Ausschuss für Nachwuchs und Leistung des DTB ausgewertet. Die TTS Bremen 1860 landete schließlich auf Rang drei, die des Blumenthaler TV auf Rang zwölf. Anabel Nguyen (Bremen 1860) und Lina Reiswich (Blumenthaler TV) wurden in den DTB-Talentkader berufen.

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