Nach 18 Spieltagen haben die Fischtown Pinguins 36 Punkte auf dem Konto und stehen damit auf dem zweiten Tabellenplatz der Deutschen Eishockey-Liga DEL. Zuletzt feierte Bremerhaven sogar acht Siege in Folge. Dabei stellen die Pinguins mit 64 Treffern den zweitbesten Sturm und sind mit 16 Punkten auch das zweitbeste Auswärtsteam der Liga. "Die Fakten lügen nicht", sagt Trainer Thomas Popiesch. "Das war ein guter Start in die Saison." Was die Pinguins so stark macht – ein Überblick:
Die Veränderungen im Kader: Vor der Saison haben die Pinguins mit dem Schweden Anders Grönlund sowie Lukas Kälble, Nico Appendino und Philipp Preto gleich vier neue Verteidiger unter Vertrag genommen. In der Offensive sind mit Marat Khaidarov und Felix Scheel zunächst nur zwei Spieler dazugekommen, zudem ersetzte Rückkehrer Kristers Gudlevskis im Tor den Schweden Niklas Svedberg. Allerdings hat Bremerhaven aufgrund von Verletzungen personell noch zweimal nachbessern müssen. Nach dem frühen Ausfall von Goalie Maxi Franzreb wurde Ilya Andryukhov nachverpflichtet. Mitte Oktober stieß noch der Kanadier Colt Conrad zum Aufgebot, der sich gut eingefügt hat. "Colt hat viel Speed und macht Druck. Er ist ein Arbeiter, der sich in den Dienst der Mannschaft stellt – so einen Spieler haben wir noch gesucht", sagt Trainer Popiesch.
So werden die Ausfälle kompensiert: Die stolze Siegesserie ist auch deshalb so bemerkenswert, weil Bremerhaven neben Goalie Franzreb (Schulter) zuletzt mehrere Langzeitverletzte zu beklagen hatte, der Kader aber keineswegs breiter aufgestellt ist als in der Vorsaison. Der slowenische Nationalspieler Miha Verlic etwa fehlt bereits seit dem fünften Spieltag, Dominik Uher hat bis zu dieser Länderspielpause sieben Partien aussetzen müssen, Kapitän Jan Urbas fehlte fünfmal. "Wir profitieren davon, dass Teile der Mannschaft gut eingespielt sind und die Abläufe verinnerlicht haben", sagt Trainer Popiesch. Hinzu käme, dass einige Spieler so variabel seien, neue Rollen auszufüllen und auch auf anderen Positionen einen guten Job machen würden. Als Beispiele nennt der Coach Skyler McKenzie, Jake Virtanen oder auch Felix Scheel.
Was die Pinguins auszeichnet: "Wir haben bisher in fast allen Spielen einen Weg gefunden, uns eine Siegchance zu erarbeiten", sagt Thomas Popiesch. "Das ist das, was wir sehen wollen." Mal sind es die Paraden der Torhüter, die für das Momentum sorgen, dann die Special Teams, die den entscheidenden Schub geben. Erfreulich überdies: Obwohl der gefürchtete Karawankenexpress mit Verlic, Urbas und Ziga Jeglic schon seit 14 Spieltagen nicht mehr in dieser Konstellation aufläuft, sind die Pinguins ungemein torgefährlich. 16 verschiedene Akteure haben sich bereits in die Torschützenliste eingetragen, und das ist nicht nur ein Verdienst der Sturmreihen. Die Verteidiger Phillip Bruggisser (7 Tore und 11 Assists), Appendino (4/5) und Nicholas B. Jensen (2/8) zeigen ebenfalls viel Zug zum Tor.
Sprungbrett für das Nationalteam: Auswahlspieler haben die Pinguins schon immer in ihren Reihen gehabt. Aktuell sind es die Dänen Christian Wejse, Scheel, Jensen und Bruggisser, die Slowenen Jeglic, Urbas und Verlic sowie der Norweger Markus Vikingstad. Mit Nico Appendino und Lukas Kälble haben sich nach Torwart Franzreb in den vergangenen Wochen aber zwei weitere deutsche Spieler für die Nationalmannschaft empfohlen. Beide kamen erst im Sommer in die Seestadt. Und beide wurden nun von Nationaltrainer Harold Kreis für den Deutschland-Cup nominiert und durften erstmals das Trikot des Deutschen Eishockey-Bundes tragen. "Beide haben sich bei uns gut entfalten können und ihre Rolle gefunden", sagt Popiesch. "Beide haben sich ihre Nominierung verdient."
Wer auf dem Eis Regie führt: Die Pinguins sind dafür bekannt, dass sie im Kollektiv und mit viel Einsatz agieren. Einen Spieler muss man aber nach diesem ersten Saisondrittel besonders hervorheben: Ziga Jeglic. Der 35-jährige Slowene spielt seit Juli 2020 für Bremerhaven und befindet sich aktuell in einer herausragenden Form. Jeglic ist mit 23 Scorerpunkten, darunter 16 Vorlagen, ligaweit die Nummer zwei. Kapitän Urbas ist der Leader im Team, Jeglic aber ist der Kopf der Mannschaft. "Ziga ist der Denker und Lenker, man nennt ihn auch den Professor, weil er sich so viele Gedanken macht", erzählt Popiesch. Er schätzt Jeglic' Fähigkeiten als Eishockeyspieler, und er schätzt dessen Art, mit den Mitspielern zu kommunizieren.
Wie die Pinguins die Pause überbrückt haben: Vor dem Deutschland-Cup musste Bremerhaven in 36 Tagen 13 Partien bestreiten – ein paar freie Tage waren also ein gutes Rezept gegen die "mentale Müdigkeit", die Popiesch bei seinem Team ausgemacht hatte. Danach habe man taktisch gearbeitet und in kleinen Spielformen versucht, den Rhythmus zu bewahren. An diesem Mittwoch beginnt nun die intensive Vorbereitung auf das Auswärtsspiel in Mannheim am Freitag. Ob Urbas, Verlic und Uher wieder dabei sind, lässt Popiesch offen. "Wir schauen, wie sie auf die Belastung reagieren."