Herr Prey, hinter den Fischtown Pinguins liegt eine Woche mit krassen Fehlentscheidungen: Durch zwei Schiedsrichter-Fehler wurden die Spiele in Nürnberg und Iserlohn verloren. Wie geht es Ihnen, wie geht es der Mannschaft nach diesen Emotionen?
Alfred Prey: Die Mannschaft ist zum Glück mental so stark, dass sie es wegstecken konnte. Beim zweiten Spiel in Iserlohn habe ich mir allerdings kurzzeitig Sorgen gemacht, weil ein paar Spieler knapp vor der Explosion standen. Wenn selbst ein anerkannter Sportsmann wie unser Kapitän Jan Urbas kurz davor ist, seine Nerven zu verlieren, dann heißt das schon was. Natürlich sind wir verärgert, aber wir können es nicht ändern. Deshalb muss man es trotz aller Aufregung pragmatisch sehen: Was soll man denn groß machen? Selbst die Liga hat sich bei uns entschuldigt, kann die Wertung des Spiels aber nicht ändern. Da ist man als Verein hilf- und machtlos.
Beim Spiel in Iserlohn gaben die Schiedsrichter nach Videobeweis ein Tor, obwohl der Puck nicht drin war. Da haben Sie immerhin Protest eingelegt.
Ja, aber letztlich war das unnötig, weil man gegen eine Tatsachenentscheidung keinen Protest einlegen kann. Wir haben es damit begründet, dass es keine Tatsachenentscheidung war, weil die Tatsache fehlte – der Puck war ja nie im Tor. Die Entscheidung des Schiedsrichters wird dennoch geschützt, obwohl man sogar von der Tribüne aus sehen konnte, dass kein Tor gefallen war. Deshalb hatte ich in der Eishalle zunächst gar nicht verstanden, warum es plötzlich den Videobeweis gab. Der Puck war ja von der Latte zurückgesprungen. Je länger die Schiedsrichter die TV-Bilder anschauten, desto nervöser wurde ich. Als die nach sieben Minuten Anschauen ernsthaft auf Tor entschieden, konnte man sich nur noch wundern. Wir haben nach dem Spiel mit den Schiedsrichtern gesprochen und ihnen die Videobilder gezeigt, aber die waren unbelehrbar.

Alfred Prey, Manager der Fischtown Pinguins, kann sich einen Videokeller wie im Fußball vorstellen.
Sie zeigen Sportsgeist, indem Sie das hinnehmen. Muss es trotzdem Gespräche geben mit der Liga, den Klubs und den Schiedsrichtern, damit sich so etwas nicht wiederholt?
Ja, natürlich. Im Februar gibt es eine Sitzung der Sportlichen Leiter, da wird das mit Sicherheit noch einmal thematisiert. Denn es gibt da schon ein paar Aspekte, die man beachten muss. Nachdem es schon vergangene Saison umstrittene Torentscheidungen in der DEL gab, sollte sich alles ändern, auch mit besseren Kameras. Letztlich sind diese Verbesserungen nicht passiert. Am Wochenende wurde auch in Köln ein klares Tor nicht gegeben. Da muss sich die Liga jetzt etwas einfallen lassen. Es gibt zwar im Eishockey keinen Videokeller wie im Fußball, aber wir haben in Neuss einen Raum, wo alle Spiele auf Monitoren verfolgt werden. Nur: Es gibt keine Verbindung von dort in die Stadien. Da muss man sich überlegen, ob man das einrichten kann. Wie es jetzt läuft, ist es nicht hinnehmbar.
Auch bei der Niederlage vergangene Woche in Nürnberg hätte das dritte Tor der Gastgeber gegen Ihr Team nicht zählen dürfen.
Richtig, unser Torhüter hatte den Puck an den Kopf bekommen, dabei löste sich ein Teil der Maske. Er hat das durch Handzeichen sofort deutlich reklamiert, aber die Schiedsrichter pfiffen nicht ab. In der Zeit schoss Nürnberg ein Tor. Nach dem Spiel gab es eine lapidare Entschuldigung des Schiedsrichters, er hätte das nicht gesehen. Nach dem Spiel in Iserlohn hat sich nun die Liga entschuldigt. Aber: Das hat uns sechs wertvolle Punkte gekostet.
Und das mit Folgen: Ihre Mannschaft ist aus den Play-off-Rängen gerutscht. Haben Sie Sorgen, dass solche Fehlentscheidungen in den Play-offs passieren könnten?
Das wäre eine absolute Katastrophe. Es ist nicht auszuschließen. Man muss deshalb einige Dinge generell überdenken.
Was meinen Sie?
Nehmen wir dieses Phantomtor in Iserlohn. Die Liga hat sich zwar entschuldigt. Aber ist das überhaupt rechtmäßig abgelaufen? Der Schiedsrichter hatte auf dem Eis entschieden: kein Tor. Eine solche Entscheidung kann nur dann revidiert werden, wenn es einen klaren Beweis dafür gibt, dass der Schiedsrichter sich geirrt hat. Aber weil der Puck nie hinter der Linie war, sondern an der Latte, spielt es doch gar keine Rolle, ob der Schiedsrichter das nun gesehen hat oder nicht. Es gibt keine Bildeinstellung, bei der man den Puck im Tor sehen kann. Also kann man die erste Entscheidung hier gar nicht revidieren. Und noch eine Sache ist für die Mannschaften fortan sehr wichtig.
Welche?
Der Videobeweis kann vom Schiedsrichter dann bemüht werden, wenn er Zweifel hegt. In diesem Fall ist aber ein Iserlohner Spieler zum Schiedsrichter gefahren und hat den Videobeweis gefordert. Das ist ein No-Go! Denn dadurch könnte man jetzt Fälle konstruieren: Wenn das eigene Team kurz vor Spielende in einer schlechten Situation ist, fordert ein Spieler einfach mal den Videobeweis. Dann wird das Spiel unterbrochen und man ergaunert sich dadurch eine Auszeit. Ich meine: Das geht doch nicht! So etwas können nur die Schiedsrichter entscheiden.
Mit diesen zwei Aufregern und dem Abschied von Torwart Maxwell war es eine wilde Woche für die Pinguins. Ist es gut, dass jetzt eine ruhigere Woche ansteht mit nur einem Spiel am Sonntag in Wolfsburg?
Ich denke schon. Wir brauchen jetzt mal etwas Zeit, auch wenn wir bei der Niederlage gegen Straubing am Sonntag nicht schlecht gespielt haben. So etwas kann passieren. Aber die beiden Niederlagen davor, in Nürnberg und Iserlohn, wie gesagt: Die tun uns weh. Immerhin haben wir nach 40 Spieltagen 63 Punkte und ein positives Torverhältnis mit 112:100. Das ist für uns in Ordnung. Wir könnten aber besser dastehen, wenn man diese Spiele in Nürnberg und Iserlohn dazu rechnet. Dann wären wir jetzt auf Platz vier und nicht auf Platz sieben. Aber es hilft nichts: Wir müssen uns wieder auf unsere Aufgaben konzentrieren.
Sind Sie zuversichtlich, dass Ihr Team erneut die Play-offs erreicht?
Ich glaube, dass wir das schaffen können. Unser Ziel war immer, den zehnten Platz zu erreichen, also die Pre-Play-offs. Wichtig ist, nicht im Keller dabei zu sein, wo noch sehr viel passieren kann. Wenn man sieht, dass dort unten Mannschaften wie Eisbären Berlin oder Augsburg stehen: Das ist ja dramatisch.
Die Stärke der Pinguins ist der Teamgeist. Ist es deshalb gut, dass das Thema Maxwell beendet ist und Ihr wechselwilliger Torhüter nun in Schweden spielt?
Wir sind froh, dass wir die Akte Maxwell geschlossen haben. Mehr sagen wir nicht dazu, das bringt ja keinem was. Er ist nun weg und runter von unserem Gehaltszettel, er soll dort glücklich werden. Uns tut das nicht weh. Er hat zwar nicht mehr mit dem Team trainiert, aber natürlich ist die Mannschaft froh, dass dieses Thema nicht mehr im Raum schwelt.
Die Bundestrainerfrage schwelt auch nicht mehr im Hintergrund. Sind Sie nach den wochenlangen Spekulationen erleichtert, dass Ihr Trainer Thomas Popiesch kein Bundestrainer wird?
Er ist als Bundestrainer nie offiziell angefragt worden, das Thema ist größer gemacht worden, als es war. Aber natürlich sind wir froh darüber: Wir brauchen Thomas Popiesch ja hier bei uns.