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Pinguins-Torhüter Franzreb "Ich wollte immer nur ins Tor"

Mit starken Leistungen hat Torhüter Maximilian Franzreb die Fischtown Pinguins in der Deutschen Eishockey-Liga zuletzt auf Kurs gehalten. Hier spricht er über die Faszination des Torhüterspiels...
29.03.2022, 12:00 Uhr
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Von Jean-Julien Beer

Herr Franzreb, Sie haben den Fischtown Pinguins gerade mit starken Paraden zu zwei Siegen gegen Mannheim verholfen. Nehmen Sie uns mal mit zu den Anfängen Ihrer Eishockey-Karriere: Wann standen Sie zum allerersten Mal auf dem Eis?

Maximilian Franzreb: Mit drei Jahren. Ich bin sozusagen aus dem Bauch meiner Mama direkt aufs Eis gekommen. Und das nicht auf einem zugefrorenen Teich bei uns im Ort oder so, sondern direkt in der Eishalle.

Das lag vermutlich an Ihrem Vater, der auch Eishockeyspieler war.

Ja, und auch mein Opa war Betreuer im Eishockeyverein von Bad Tölz. Von daher war ich sehr oft im Eisstadion. Mit drei Jahren habe ich angefangen, selbst mit Schlittschuhen auf dem Eis zu laufen. Das ging alles ziemlich schnell mit mir und dem Eishockey.

War Ihnen auch schon so früh klar, dass Sie Torhüter werden?

Schon mit fünf oder sechs Jahren war das klar. Mein Vater hat zwar gesagt: Du gehst nicht ins Tor. Ich habe ihm aber gesagt, dass ich nichts anderes machen will. Natürlich musste ich erst Schlittschuhlaufen lernen, wie alle anderen auch. Aber dann habe ich gesagt: Das mache ich nicht mehr, ich stelle mich jetzt ins Tor. Und seither habe ich nichts anderes mehr gemacht.

Warum war Ihr Vater dagegen?

Der wusste wahrscheinlich, was auf mich zukommt. Zum Beispiel, dass man als Torhüter nicht jedes Spiel machen kann. Oder dass man den Druck aushalten muss, wenn die Mannschaft mal nicht gut genug spielt – weil der Torhüter sein Team dann im Spiel halten soll. Und als Torhüter bist du halt entweder der Depp oder der König, das ist wirklich so.

Das sind alles Gründe, nicht ins Tor zu gehen. Warum wollten Sie es trotzdem?

Ich fand es als Kind faszinierend, mit dieser ganzen Torhüterausrüstung zu spielen. Ich habe nie groß darüber nachgedacht, es gab für mich einfach nie eine Alternative. Ich wollte immer nur ins Tor.

Wie fühlt es sich an, wenn man als Kind zum ersten Mal in dieser Ausrüstung steckt?

Ganz ehrlich? Als Kind fühlst du dich erst einmal total unwohl damit. Als ich anfing, da war die Ausrüstung noch aus echtem Leder, das Zeug war total schwer. Die Schläger waren aus Holz. Heute ist alles aus Carbon, die Ausrüstung ist sehr leicht. Ich kann mich an Spiele in Holzkirchen oder Miesbach erinnern, da hat es geregnet und geschneit. Sie glauben nicht, wie schnell sich die ganze Ausrüstung mit Wasser vollgesogen hat. Ich konnte mich fast gar nicht mehr bewegen. Es war also nicht alles toll, aber es blieb trotzdem mein Ding. Die Ausrüstung wurde dann immer besser.

Ist es heute noch besonders, die Torwartausrüstung anzuziehen? Steckt noch der kleine Junge in Ihnen, der das so faszinierend fand?

Zum Anfang einer Saison, da ist das tatsächlich immer noch etwas Besonderes. Weil alles neu ist und noch nicht so eingespielt. Aber das legt sich innerhalb von zwei Wochen, dann ist es selbstverständlich. Heute bin ich in nur zehn Minuten angezogen, ohne jede Hilfe. Als Kind mussten die Eltern noch die Schienen und die Lederriemen zuziehen. Heute sind das drei Klettverschlüsse, das ist viel einfacher geworden. Die Schlittschuhe haben früher auch meine Eltern gebunden, das bekommt man als Kind nie so fest hin.

Was bei Eishockey-Torhütern auffällt, sind die Helme. Welche Besonderheiten hat Ihrer?

Von der Form her ist es ein Standardhelm. Bei den Farben, beim Airbrush, da kann jeder seinen Fantasien freien Lauf lassen. Mir war wichtig, dass ich hinten den Namen meiner Frau drauf habe und das Datum, wann ich sie kennengelernt habe. Dazu die Namen meiner zwei Hunde. Um zu zeigen, dass ich mich mit dem Verein und den Fans identifiziere, habe ich noch das Stadtwappen und die Skyline von Bremerhaven aufsprühen lassen, dazu noch die Skyline von Hamburg, wo ich aufgewachsen bin. Ein sehr gelungener Helm, finde ich.

Als Pinguins-Manager Alfred Prey Sie in Bad Tölz anrief, waren Sie sofort angetan von einem Wechsel nach Bremerhaven. Warum?

Weil man über Jahre gesehen hat, dass die Pinguins immer in die Play-Offs gekommen sind. Das Team passt auch menschlich sehr gut zusammen, das sind tolle Charaktere. Das sieht man ja auch daran, dass viele Spieler bereits seit einigen Jahren hier spielen. Und für mich war die Chance hier groß, möglichst viele Spiele zu machen. Ich habe den Wechsel nie bereut, auch wenn es nicht leicht ist, wenn man mal ein paar Wochen nicht spielt, weil dann Brandon Maxwell im Tor steht. Der Manager und die Mannschaft haben mir immer ein gutes Gefühl gegeben.

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Sie hatten schon viele Jahre an der Deutschen Eishockey-Liga geschnuppert und auch ein paar Spiele für die Eisbären Berlin gemacht, zu deren Kader Sie gehörten. Warum sind Sie trotzdem zurück in die zweite Liga nach Bad Tölz gegangen?

Natürlich hätte ich es auch gerne früher in die DEL geschafft, das muss ich ehrlich zugeben. Aber wenn ich in Berlin mal gespielt habe, konnte ich nie meine wahre Stärke aufs Eis bringen. Vielleicht war der Druck zu groß damals. Ich kam immer im Team von Weißwasser zum Einsatz, dem Kooperationspartner der Eisbären. Dort war alles super, meine Leistungen und die Fans – aber dieses Hin und Her war nichts für mich. Den einen Tag saß ich bei den Eisbären auf der Bank, den nächsten stand ich bei Weißwasser im Tor. Ich hatte das Gefühl, nirgends so richtig dazuzugehören. Als dann noch ein neuer Torwart kam, wollte ich runter in die zweite Liga, um wieder den Spaß zu erleben, den es macht, wenn man jede Woche im Tor spielt. Zum Glück ergab sich diese Chance in meiner Geburtsstadt Bad Tölz.

Ist es für einen jungen Torhüter besser, in einer niedrigeren Liga zu spielen?

Eindeutig ja. Von der Zeit in Bad Tölz profitiere ich noch heute. Wenn ich jetzt mal zwei Wochen nicht spiele, verliere ich nicht das Gefühl fürs Torwartspiel. Und wenn ich spiele, wissen meine Jungs: Der Maxi ist ruhig, der hat die letzten Jahre viel gespielt. Es geht bei einem Torhüter um das Spielverständnis, man muss das Spiel lesen können. Ich finde, viele junge deutsche Torhüter machen es falsch, wenn sie sich in der DEL auf die Bank setzen. Die wollen immer mit aller Macht nach oben. Die Spielpraxis in der zweiten Liga ist aber viel wertvoller für die Entwicklung, man kann sich dort auch viel öfter auszeichnen, weil die Abwehrreihen nicht so stark sind.

Für die Zuschauer ist Eishockey rasend schnell, man sieht beim Schuss kaum den Puck. Sehen Sie den beim Schuss, oder reagieren Sie mit gelernten Reflexen?

Ich sehe den Puck, es sei denn, er wird abgefälscht. Man entwickelt über die Jahre ein Auge dafür, was gleich passieren könnte. Als Torwart hast du von klein auf dieses Gefühl für die Schüsse. Natürlich muss man viel trainieren – aber dieses Auge, um einen Puck zu fangen, der vielleicht unhaltbar scheint, das hat man schon als Kind. Und wenn man so einen hält, dann weiß man: Heute kann ich meinen Jungs helfen. Das ist das, was mich immer antreibt: Dass ich meiner Mannschaft durch meine Leistung die Chance gebe, das Spiel zu gewinnen.

Gibt es trotz der Ausrüstung Situationen, in denen Ihnen so ein Puck-Geschoss wehtut?

Es gibt solche Stellen. Zum Beispiel im Ellbogenknick. Der ist nicht so geschützt wie der Unterarm, weil man ja beweglich bleiben muss. Wenn dich da ein Direktschuss trifft, gibt es einen blauen Fleck. Ich spiele auch mit einem speziellen Kehlkopfschutz, weil mich dort schon mal ein Puck getroffen hat. Rund ums Schlüsselbein tut's ebenfalls weh, weil das auch so eine bewegliche Stelle des Schutzpanzers ist. Aber das ist halt das Leid eines Torhüters: Manchmal tut es einfach weh.

Haben Sie auch in anderen Sportarten mal im Tor gestanden?

In der Schule beim Handball. Und in der Freizeit beim Fußball. Da war ich gar nicht schlecht, vielleicht hätte ich auch ein guter Fußballtorwart werden können.

Sie wurden in Bayern geboren und sind in Norddeutschland aufgewachsen. Was hat sich bei Ihnen mehr durchgesetzt, das „Moin“ oder das „Servus“?

Die letzten anderthalb Jahre in Bad Tölz war ich schon wieder mehr Süddeutscher, dort hat es mir sehr gut gefallen. An sich bin ich aber ein Norddeutscher, ich bin in Barmbek zur Schule gegangen. Wenn ich irgendwo in Deutschland hinkomme, grüße ich eher mit „Moin“.

Das Gespräch führte Jean-Julien Beer.

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Zur Person

Maximilian Franzreb (25)

wurde in Bad Tölz geboren und zog mit sieben Jahren nach Hamburg, wo er im Nachwuchsbereich der Freezers spielte. Die Berliner Eisbären sicherten sich das Torhüter-Talent, setzten ihn aber selten ein. 2020 wechselte er zum Zweitligisten Bad Tölz. Vor dieser Saison verpflichteten ihn die Fischtown Pinguins.

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