Es sind letzte Feinheiten, die noch perfektioniert werden müssen. Hier muss der Reifen besser in der Luft fliegen, damit er auch punktgenau bei der Partnerin landet. Dort müssen die Keulen noch besser schwingen. Die Bänder sollen noch etwas mehr flattern, zudem fehlt der Trainerin noch hier und da etwas mehr "Ausdruck". Dabei fällt auch mal deutlichere Kritik, worauf selten ein genervtes Raunen folgt. Es wird gefeilt, nachjustiert, korrigiert: Dafür sind die Generalproben vor dem großen Auftritt in der ÖVB-Arena da. Denn an diesem Mittwoch und Donnerstag dürfen 18 jungen Gymnastinnen von Bremen 1860 erneut das Feuerwerk der Turnkunst in der größten Halle der Hansestadt eröffnen.

Mit viel Leichtigkeit: Am Band geht es um die perfekte Bewegung, damit das Gesamtbild nicht gestört wird.
Und natürlich steigt die Aufregung, wenn die "erfolgreichste Turnshow Europas", wie sich die Veranstaltung selbst nennt, näher rückt. Auch, wenn laut Trainerin Aleksandra Hemms die "Pumpe" erst kurz vor dem Auftritt in der großen Halle so richtig losgeht. "Noch sind sie alle entspannt, aber das wird vor dem Auftritt anders sein", sagt sie. Denn für Bremen 1860 sei es auch immer wieder eine Frage des "Prestiges" und der "Ehre", als lokale Gruppe teilzunehmen. "Es ist natürlich ein Aushängeschild, wenn wir dabei sein dürfen", sagt Hemms, die die Gruppe ehrenamtlich leitet: "Für uns, für Bremen und für die Sportart".
Denn nach Jahren unter dem Radar erlebt die Rhythmische Sportgymnastik (RSG) in der öffentlichen Aufmerksamkeit derzeit ein Hoch, auch dank des Olympiasiegs der Deutschen Darja Varfolomeev in Paris, den die Trainerin mit "Tränen in den Augen" verfolgt habe. Man bekomme deutlich mehr Anfragen für Probetrainings als früher, "deswegen ist es uns wichtig, so viel wie möglich vertreten zu sein, um auch den Nachwuchs abzuholen", so Hemms.
Großer Höhepunkt in Leipzig im Mai
Seit Oktober vergangenen Jahres arbeiten die 11- bis 17-Jährigen akribisch unter der Leitung von Aleksandra Hemms in den Hallen des Bundesstützpunkts RSG auf dem Campus der Universität an der perfekten Synchronität, den punktgenauen Abwürfen, Übergängen, Positionen und Bewegungen für die Show. Trotz eines pickepackevollen Terminkalenders mit Turnbundesliga, Kreis- und Landesmeisterschaften. Doch das Feuerwerk der Turnkunst sei für Hemms und den Verein Bremen 1860, die bereits seit über 15 Jahren die Show eröffnen, auch immer "der richtige Wumms ins neue Jahr".










Wenn auch am Sonnabend für die RSG-Gruppe von 1860 direkt im Anschluss die Kreismeisterschaft ansteht und die Trainerin darauf hofft, dass sich alle 18 Sportgymnastinnen für die Landeswettkämpfe qualifizieren und dort gut abschneiden. Denn der eigentliche Höhepunkt des Jahres sei für die Gruppe das Turnfest in Leipzig Ende Mai. Das sei wie eine kleine Form der Olympischen Spiele für Turner, weil es eben nur alle vier Jahre stattfindet. "Da hoffe ich, mit so vielen Mädchen wie möglich nach Leipzig zu reisen."
Nun steht aber erst einmal das Feuerwerk der Turnkunst an. Für die Sportgymnastinnen auch ein Training der besonderen Art – kann man sich doch so viel von den hochkarätigen Sportlern in der Halle abschauen. Mit dabei sind dieses Jahr unter anderem die deutschen Weltmeister im Synchron-Trampolin Caio Lauxtermann und Fabian Vogel, die 2023 sensationell in Birmingham die Goldmedaille gewonnen haben, ebenso wie zahlreiche internationale Kunstturner, Gymnasten und Artisten.
Daria Merkel, Deutsche Meisterin Juniorenklasse
"Es macht wahnsinnig Spaß, die Show zu eröffnen, dann zuzuschauen und sich etwas abzugucken", sagt die 14-jährige Daria Merkel, die mit Bremen 1860 im vergangenen Jahr in der Junioren-Leistungsklasse Deutsche Meisterin wurde. Sie selbst fühle vor dem Auftritt kaum noch Nervosität. Und genau diese Erfahrung wolle sie den "Minis", also den Mädchen, die mit sieben Jahren erstmals dabei sind, mitgeben. "Wenn die Erfahrenen nicht so aufgeregt sind, dann sind es auch die Kleinen nicht", sagt Merkel selbstbewusst.
Und auch für die kommende Kreismeisterschaft am Wochenende sieht sich die 14-Jährige gewappnet. "Natürlich ist das schon ein Programm mit den beiden Auftritten am Mittwoch und Donnerstag", sagt sie. Allerdings dürfe "das nicht von den Wettkämpfen ablenken." Für Merkel sei die Teilnahme an der Show eher mehr Belohnung als Belastung. Und der richtige Start für ein Jahr voller Höhepunkte, wie sie sagt. Das Feuerwerk der Turnkunst sei "nur der Anfang".