Herr Urbas, seit Sie in Bremerhaven spielen, haben Sie jedes Jahr die Play-offs erreicht. Ist das noch etwas Besonderes oder längst normales Geschäft?
Jan Urbas: Man spielt im Grunde die ganze Saison, um die Play-offs zu erreichen. Wenn man es dann geschafft hat, ist das wie eine Belohnung - es ist die beste Zeit des Jahres. Es ist immer großartig, in den Play-offs anzutreten.
Sie haben in all den Jahren verschiedene Pinguins-Teams erlebt. Ist der Kader der letzten beiden Saisons der beste?
Von den Ergebnissen her würde ich sagen: ja. Aber ich denke auch, dass sich die Mannschaft jedes Jahr weiterentwickelt hat und dass einige Spieler hinzugekommen sind, um die Qualität und die Tiefe im Kader noch weiter zu erhöhen. Auf jeden Fall sind wir als Team gut zusammengewachsen. Das stabile System, das wir spielen, macht es neuen Spielern einfacher, sich gut zu integrieren. Wären wir keine gute Mannschaft, würden wir nicht erneut in den Play-offs stehen.
Das erste Viertelfinale gegen die Kölner Haie wurde mit 0:5 verloren. Was bedeutet das für den weiteren Verlauf der Play-offs?
Nichts. Es geht um jedes einzelne Spiel. Wir wissen, was wir besser machen müssen. Und wir wissen, was wir zu tun haben.
Manche Spieler sagen: Play-offs sind anderes Eishockey als vorher in der Hauptrunde. Können Sie den Unterschied erklären?
In den Play-offs ist es physischer, weil man in kurzer Zeit mindestens vier Spiele gegen dieselbe Mannschaft spielt. Es ist eine anstrengende Serie, in der man versucht, das andere Team müde zu machen, um sich einen kleinen Vorteil zu verschaffen. Hinzu kommt der Druck bei der Best-of-seven-Serie, dass man entweder weiterkommt oder nach vier Spielen draußen sein kann. Wenn man in der regulären Saison ein oder zwei Spiele verliert, ist das nicht das Ende der Welt. Aber jetzt, in den Play-offs, da wäre es wirklich hart, wenn man zwei Spiele zurückliegt. Denn dann geht es in jedem Spiel schon um alles oder nichts. In den Play-offs kommt es auf jede Kleinigkeit an, und jeder muss sein Bestes geben.
Hat der sensationelle Finaleinzug der vergangenen Saison das Denken in der Mannschaft verändert? Nach dem Motto: Wir wollen das wieder schaffen?
Wir haben gezeigt, dass wir es schaffen können. Selbst in den Jahren davor, als wir nicht die nächste Runde erreichten, haben wir gut gespielt. Aber ja, man glaubt mehr an das, was man tut, wenn man dafür mit dem Finale belohnt wurde. Letztes Jahr hat es definitiv ein bisschen Klick gemacht. Wir wissen, wozu wir fähig sind, und ich weiß, dass wir mit der gleichen Einstellung jetzt wieder in den Play-offs spielen werden.
Zum Ende der Hauptrunde hatten Sie 23 Tore und 22 Assists auf dem Konto. Trotzdem hatten Sie nach ein paar torlosen Spielen Selbstzweifel. Wie viele Gedanken haben Sie sich in der Phase gemacht?
Um ehrlich zu sein: nicht so viele. Natürlich denkt man nach fünf oder sechs Spielen, wenn es nicht so läuft, etwas mehr nach. Wenn man trotzdem gewinnt, ist es einfacher. Aber wenn man ein paar Spiele verliert, wird es schwieriger. Es kann jedem Stürmer passieren, dass er ein paar Spiele kein Tor macht – und dann läuft es im nächsten Spiel plötzlich wie von selbst. Deshalb ist es gut, dass wir ein Team mit über 20 Spielern haben. Wenn du eine kleine Flaute hast, springt jemand anderes ein und schießt die Tore. Das sind Dinge, die ein Team stark machen. Es kann nicht nur eine Sturmreihe die Tore besorgen. Also: Ja, ich habe darüber nachgedacht, aber es war nicht so schlimm. Ich habe ein bisschen mit unserem Manager Sebastian Furchner und mit Trainer Alexander Sulzer darüber gesprochen. Aber es gab keine Panik oder so.
Viele Pinguins-Spieler bilden schon seit einigen Jahren den Kern des Kaders. Spüren Sie dadurch eine besondere Motivation, weil man gemeinsam noch etwas Großes erreichen möchte?
Ja, auf jeden Fall. Es ist definitiv ein Vorteil, den gleichen Kern in der Umkleidekabine und auf dem Eis zu haben und jedes Jahr nur ein paar neue Spieler hinzuzufügen. Wenn man so lange zusammen ist und die Fortschritte sieht, die man gemacht hat, ist es ein noch stärkerer Antrieb, mit dieser Gruppe von Jungs etwas zu erreichen - weil man weiß, wie hart man gearbeitet und was man durchgemacht hat.
Vor den Play-offs hatte die Mannschaft zwölf Spiele in 24 Tagen. Wie schwer war das?
Es war hart, besonders in der einen Woche mit vier Spielen und den ganzen Reisen. Aber es gibt nichts, was wir am Spielplan hätten ändern können, weil es auch durch die Hallensperre nach dem Ammoniak-Leck so gekommen ist. Niemand hat sich beschwert. Jeder hat sich reingehängt und die Energie für die Spiele gefunden. Die Jungs haben hart gearbeitet. Es war toll zu sehen, wie das Team auf diese Situation reagiert hat. Es hat gezeigt, was für ein Charakter in unserer Truppe steckt - und was wir erreichen können, wenn wir so arbeiten.
Im Sommer haben Sie gesagt, dass Sie ab sofort Jahr für Jahr entscheiden werden, ob Sie noch weiterspielen möchten. Dass Sie dafür in Ihren Körper hineinhorchen möchten. Haben Sie schon entschieden, dass Sie auch nächste Saison in Bremerhaven spielen werden?
Es ist noch nichts entschieden, aber wir sind im Gespräch. Wir werden uns nach der Saison noch einmal zusammensetzen und sehen, wo wir stehen und was wir im nächsten Jahr machen wollen.
Aber Sie lieben es noch, Eishockey zu spielen? Sie hören noch nicht auf?
Nein, ich möchte ganz sicher noch nicht aufhören. Wenn in den Play-offs alles gut läuft, will ich immer noch spielen.
Nach der verlorenen Finalserie gegen die Berliner Eisbären war Bremerhaven im Mai im Ausnahmezustand. Die ganze Stadt hat die Pinguins gefeiert. Ist es ein zusätzlicher Ansporn, so etwas noch einmal zu erleben?
Dazu muss ich sagen: Wir hatten das nicht erwartet, weil wir das Finale verloren hatten. Natürlich waren alle bei uns sehr traurig, aber den Fans war das egal. Alle haben gesagt, dass wir das Finale nicht verloren haben, sondern den zweiten Platz gewonnen haben. Aber das ist immer bittersüß, vor allem, wenn man im Finale steht - dann will man es gewinnen. Nach der Niederlage war es hart, aber wenn man gesehen hat, was es den Fans und den Menschen in der Region bedeutet hat – dann spürt man, dass man trotzdem etwas erreicht hat. Wir wollen nicht damit aufhören, den Menschen solche Erlebnisse zu schenken. Wir wollen dieses Jahr gerne zurückkommen ins Finale und hoffentlich erfolgreich sein. Aber es ist noch zu früh, darüber zu reden. Wir müssen von Runde zu Runde gehen. Jetzt gilt die volle Konzentration den Viertelfinalspielen gegen Köln.