Gerade erst gab es den Ärger wegen zahlreicher Nicht-EU-Ausländer, die aufgrund einer veralteten Spielordnung gesperrt werden mussten. Nun folgt ein weiterer Paukenschlag in der Bremen-Liga, einer Spielklasse, die eigentlich gar nicht bekannt ist für allzu große Schlagzeilen: Der TuS Schwachhausen, seit 2008 festes Mitglied im Ensemble der Bremer Fußball-Eliteklasse, wird sich im Sommer aus eben dieser Liga zurückziehen. Wo es danach weitergeht, ist nicht abschließend geklärt. Aber der Klub peilt den Gang in die Landesliga an, also einen normalen, jedoch freiwilligen Abstieg.
Die offiziellen Gründe für das Aus des aktuellen Elften gehen aus einer Pressemitteilung hervor. Dort wird Abteilungsleiter Christof Frankowski zitiert: „Es ist hinlänglich bekannt, dass der TuS Schwachhausen auf persönliche Zuwendungen an Fußballspielende verzichtet.“ Zuvor war in dem Schreiben bereits festgestellt worden: „Nur wenige Spieler der aktuellen ersten Herren waren bereit, eine uneingeschränkte Zusage für die kommende Saison zu geben.“ Man habe sich mithin nicht auf die „Bedingungen einer weiteren Zusammenarbeit“ einigen können.
Es geht also ums Geld, so viel sollte nach diesen Worten feststehen. Allerdings unterstreicht Frankowski im Gespräch mit dem WESER-KURIER: „Ich will die Mannschaft nicht schlecht machen.“ Er könne vielmehr nachvollziehen, dass die Kicker einen gewissen Wert auf finanzielle Zuwendungen legen. „Ich habe Verständnis für Spieler, die im Fußball einen lukrativen Nebenjob sehen. Nur gibt es diesen beim TuS Schwachhausen nicht, wir sind ein Breitensportverein“, so der Abteilungsleiter. Es wäre viele Jahre gelungen, den Spielern diese Umstände zu vermitteln und sie vom Verein zu überzeugen. Beim aktuellen Team sei das aber anders. „Die Pandemie hat die Mannschaftsstrukturen verändert“, so Frankowski.
Also schaffte der Abteilungsleiter umgehend Fakten: Kurz nach der intensiven Besprechung am Dienstagabend wurde die Presseinformation verfasst und so schon bald die Öffentlichkeit über den geplanten Rückzug informiert. Er fiel Frankowski nicht unbedingt leicht, sorgte aber auch nicht gerade für große Frustration: „Für mich bricht hier nichts zusammen, wir machen ja nur woanders weiter.“ Der Plan: Die 2. Herren ist aktuell Tabellendritter der Bezirksliga und deshalb sowieso mit Aufstiegschancen versehen. Sie soll, verstärkt durch einige bleibende Spieler der 1. Herren, in der Landesliga antreten. Es sei denn, das Team um Trainer Lüder Fasche möchte in der Bezirksliga bleiben. „Das entscheidet am Ende die Mannschaft“, so Frankowski.

Christof Frankowski, Fußball-Abteilungsleiter des TuS Schwachhausen.
Die Zahl der Absteiger aus der Bremen-Liga verringert sich nun erst einmal auf nur eine Mannschaft. Sie könnte allerdings wieder auf zwei steigen, wenn ein Bremer Regionalligist absteigt und keinem Team aus der Bremen-Liga der Sprung in die vierthöchste Spielklasse gelingt. Hiermit wäre die ein bisschen traurige, in jedem Fall aber unerwartete Episode eigentlich beendet. Aber das ist nicht der Fall. Denn im Grunde genommen beginnt sie erst.
Die Darstellung Christof Frankowskis entspricht nämlich nicht den Eindrücken von Denis Spitzer. Er ist der Trainer des TuS Schwachhausen und somit mittendrin im Geschehen. „An sich wollen beide Partien das Gleiche“, sagt Spitzer. Es wäre im Gespräch am Dienstagabend einfach nur darum gegangen, eine gemeinsame Basis zu finden. „Aber dann hat man irgendwann aneinander vorbeigeredet, und es ging nicht mehr darum, miteinander Lösungen zu finden“, so der Trainer. Dabei widerspricht Denis Spitzer auch dem von Christof Frankowski geschilderten finanziellen Hintergrund: „Es lag definitiv nicht an den Aufwandsentschädigungen.“ Vielmehr habe die rund zweistündige Unterredung, die sich überwiegend mit der Vergrößerung des Betreuerteams für die Mannschaft beschäftigte, irgendwann eine Eigendynamik angenommen.
Entsprechend enttäuscht habe ein Großteil seiner Spieler beim Training am Mittwoch die harten Konsequenzen des Gesprächs vom Vorabend zur Kenntnis genommen. „Es kann sein, dass wir uns geschlossen einem Verein anschließen, bei dem es keine Aufwandsentschädigung gibt“, so Spitzer. Nahezu geschlossen, müsste man vielleicht hinzufügen. Denn rund ein halbes Dutzend der TuS-Kicker hatte sich am Dienstagabend ja zu einer weiteren Zusammenarbeit bereit erklärt.
Sven Waldschmidt beklagt die Kommunikation
Einer von ihnen ist Sven Waldschmidt, 32 Jahre alt und seit sieben Jahren zu den Führungsspielern zählend. Er sitzt zwischen den Stühlen in dieser Sache, findet dafür aber recht deutliche Worte: „Ich kann alle verstehen, aber an dieser Entwicklung tragen auch alle eine Teilschuld.“ Insgesamt hat Waldschmidt die „Kommunikation zwischen den Beteiligten“ nämlich nicht gefallen.
Ob am Ende tatsächlich die nach wie vor nicht existenten Aufwandsentschädigungen ursächlich für die zögernde Haltung der meisten Spieler waren, lässt er offen: „Es war ein Thema, hatte sich aber schnell erledigt, nachdem der Verein deutlich machte, dass es weiterhin keine Zahlungen geben wird. Inwiefern das eine Rolle gespielt hat bei den Spielern, die am Dienstag nicht zugesagt haben, kann ich also nicht beurteilen.“ Eine viel größere Bedeutung misst Sven Waldschmidt jedenfalls den sportlichen Enttäuschungen der letzten Wochen bei: „Hätten wir das Pokalhalbfinale und ein paar mehr Spiele in der Bremen-Liga gewonnen, wäre es nie so weit gekommen.“