An diesem Sonnabend ist es so weit: In der MHP-Arena im baden-württembergischen Ludwigsburg treffen die jeweils acht besten Tanzformationen in Standard und Latein aufeinander, um ihre deutschen Meister zu ermitteln. Mit dabei ist auch wieder die aktuell beste Lateinformation der Republik: Das A-Team des Grün-Gold-Clubs (GGC) Bremen ist amtierender deutscher Meister und will seinen Titel verteidigen. Für die Bremer wäre das der 19. dieser Art. Auch die Talentschmiede des GGC-B-Teams wird nach ihrem Aufstieg in die 1. Bundesliga bei der DM am Start sein. Der WESER-KURIER gibt einen Überblick über die Vorbereitungen, Choreografien und Chancen.
Wie liefen die Vorbereitungen?
Die Vorbereitungen liefen bei der A-Mannschaft um Trainer-Team Roberto Albanese, Uta Albanese und Sven Emmrich ein wenig anders als in den vergangenen Saisons. "Wir hatten personell einige Herausforderungen zu meistern", sagt der neue Mannschaftskapitän Raban Bottke. Er hatte das Amt von seinem Vorgänger Michel Spiro übernommen, der nach dem diesjährigen Bundesliga-Sieg des GGC aus beruflichen Gründen seine Karriere beendete. "Wir haben viele sehr wichtige Leistungsträger und Orientierungspersonen im Team verloren. Uns neu aufzustellen, war entsprechend eine Herkulesaufgabe", sagt Bottke.
Auch im B-Team gab es einige "Tiefschläge" bei den Vorbereitungen auf das große Turnier, wie Trainer Angelo Adler berichtet. "Einer meiner jüngsten Fronttänzer hat sich Mitte August bei einem Bade-Unfall den fünften Halswirbel gebrochen, das war ein großer Schock für alle", sagt er. Der Junge habe zwar keine neurologischen Schäden davon getragen und "Glück im Unglück" gehabt, jedoch befinde er sich aktuell in der Reha und falle somit aus. Doch damit nicht genug: Eine Tänzerin hat sich zusätzlich bei einem Treppensturz mehrere Rippenverletzungen zugezogen. "Sie konnte ebenfalls nicht weitermachen", erzählt Adler.
Wie hat sich die Mannschaft verändert?
In der A-Mannschaft sind insgesamt sechs DM-Neulinge dabei, bis auf eines wurden alle Paare neu zusammengesetzt, um die Leistungsänderungen auszugleichen. Für Angelo Adler und sein B-Team war es nach den Ausfällen schwer, so kurzfristig Ersatz zu finden und die neuen Tänzer beim Training möglichst schnell zu integrieren. "Weibliche Tänzer zu finden ist in der Regel leichter als männliche. Wir haben aber beide Positionen neu besetzten können", erzählt Adler. Allerdings sind die meisten seiner Tänzer DM-unerfahren. "Das Team ist sehr jung. Wir sind innerhalb der letzten drei Jahre von der Regionalliga in die Bundesliga durchmarschiert", erklärt Adler. In seiner Formation hätten lediglich drei Tänzer schon mal eine deutsche Meisterschaft getanzt.
Welche Auswirkungen hatte das auf das Training?
Die Veränderungen in der Mannschaft hätten laut Raban Bottke die komplette Vorbereitung geprägt. Trainer Roberto Albanese hatte dementsprechend einige Bewegungskonzepte der neuen Situation anpassen müssen. Der Zeitplan bis zur deutschen Meisterschaft sei für die GGC-Lateinformation sehr eng gestrickt gewesen. Zusätzlich hatte sich fast das gesamte Team vor Kurzem mit dem Corona-Virus infiziert, was zu Trainingsausfällen führte. "Wir hatten aufgrund dessen kaum die Möglichkeit, eine Trainingseinheit mal lockerer anzugehen", so Bottke.
B-Team-Trainer Angelo Adler musste nach der offiziellen Generalprobe noch die neue Tänzerin einarbeiten. Auch er hatte durch die zwei spontanen Wechsel weniger effektive Trainingszeit zur Verfügung und musste mehr oder weniger "das beste aus der Situation" machen, wie er sagt. Er sei aber mit der Leistung, die sich das Team jetzt noch erkämpft habe, zufrieden.
Was ist neu an der Choreografie?
Für die Verteidigung des deutschen Meistertitels ist die A-Mannschaft vom Grundkonzept und der Musik bei der Erfolgschoreografie "Freedom and Peace" geblieben, mit der die Lateinformation bereits den Bundesliga-Sieg Anfang des Jahres sowie den WM- und DM-Titel 2023 holte. Einige Änderungen gab es dennoch: "Roberto (Albanese, Anm. d. Red.) hat versucht, noch mal andere Aspekte herauszuarbeiten, die zu den Tänzern in unserer Gruppe passen. Diese sind sehr viel beweglicher, dynamischer, tänzerischer", erklärt Raban Bottke.
Für die Talentschmiede des B-Teams galt es, ihre Choreografie mit dem Namen "Music is the key" nach dem Aufstieg im Mai erst mal "bundesligatauglich" zu machen, so Angelo Adler. "Ich hatte die Choreo vor der Sommerpause aufgestockt – mit schwierigeren Highlights, schwierigeren Schritten und Figurmaterial." Damit wolle man nun auch bei der deutschen Meisterschaft überzeugen.
Was sind die Ziele für die deutsche Meisterschaft?
Die A-Formation des Grün-Gold-Clubs ist als amtierender deutscher Meister Favorit auf die Titelverteidigung. Trotzdem richte man auch einen Blick auf die Konkurrenz, sagt Kapitän Raban Bottke. Nachdem sich die TSG Bremerhaven aus dem Wettkampfgeschehen zurückgezogen hat, ist Blau-Weiß Buchholz ein Kandidat, der Bottkes Einschätzung zufolge nach den Medaillenrängen greifen könnte. "Unser Anspruch für die DM ist es allerdings, wie in der Vergangenheit auch, so outstanding zu sein, dass wir eine Klasse über der Konkurrenz liegen", gibt sich Bottke selbstbewusst.
Für Angelo Adler sei es hingegen schwer, einzuschätzen, wo sein Team platzierungstechnisch landen wird. "Die Mannschaft kann in der ersten Runde rausfliegen, wenn sie zu nervös ist. Die Tänzer haben aber genauso das Potenzial, ins Finale zu kommen, sollte alles perfekt laufen und sie in der Zwischenrunde einen Magic Moment haben", sagt der B-Team-Coach und fügt hinzu: "Egal, wie es ausgeht, ich werde der Mannschaft keinen Vorwurf machen und bin einfach nur dankbar."