Das vorläufige Aus für ein Bremer „Haus der Athleten“, das die Sportstiftung Bremen am vergangenen Freitag verkündet hat, bedeutet nicht das Aus für eine Eliteschule des Sports in der Stadt. „Es gibt keine Anzeichen für eine Richtungsänderung – weder bei uns noch seitens der Bildungsbehörde“, sagte Harald Wolf. Er ist Lehrer und Leistungssportkoordinator der Oberschule an der Ronzelenstraße in Horn. Sie nennt sich seit der Einrichtung ihrer ersten Kaderklasse mit Beginn des Schuljahres 2000/2001 Sportbetonte Schule und arbeitet seit Jahren daran, eine zertifizierte Eliteschule des Sports zu werden.
„Haus der Athleten“ und Eliteschule des Sports sind zwei Projekte, die nicht zwingend etwas miteinander zu tun haben. Gemeinsam ist ihnen, dass sie den Leistungssport fördern möchten, indem sie jungen Aktiven gute Rahmenbedingungen schaffen. Während das „Haus der Athleten“ aber nur den Wohnraum und gegebenenfalls – zum Beispiel bei Minderjährigen – die pädagogische Betreuung zur Verfügung stellt, ist die Grundidee der Eliteschule des Sports – vereinfacht gesagt – der Dreiklang aus Lernen, Wohnen und Sport.
Idealerweise gibt es diesen Dreiklang an einem Standort. In der Realität hat Bremen jedoch keinen idealen Standort – zumindest noch nicht. Weil die Horner Schule derzeit „nur“ Lernen und Sport anbieten kann, hätte das „Haus der Athleten“ möglicherweise den dritten, bislang fehlenden Baustein auf dem Weg zur Eliteschule des Sports werden können. Doch laut der Mitteilung vom vergangenen Freitag kommt die Immobilie an der Bürgermeister-Smidt-Straße nicht mehr infrage. Der Kauf war finanziell nicht zu realisieren. Auch deshalb nicht, weil die Bildungsbehörde, wie die Sprecherin von Senatorin Claudia Bogedan (SPD), Annette Kemp, mitteilte, nicht bereit war, über Jahre Gesamtkosten von etwa einer Million Euro zu tragen. Damit stellt sich auch die Frage nicht mehr, ob die Immobilie in der Innenstadt ein guter Standort für eine Schule in Horn sein könnte.
Sportsenatorin Anja Stahmann (Grüne) glaubt aber nicht, dass das Projekt „Haus der Athleten“ grundsätzlich gescheitert sei. „Es ist sehr schade, dass es jetzt nicht weitergeht“, sagte sie, hält ihr Angebot der finanziellen Unterstützung in Höhe von jährlich 50 000 Euro aber aufrecht. „Meine Finanzzusage ist nicht an diese eine Immobilie gebunden.“
Das Projekt Eliteschule des Sports fällt hingegen allein in den Zuständigkeitsbereich der Senatorin für Kinder und Bildung. Laut der Sprecherin von Claudia Bogedan werden weiterhin alle Anstrengungen unternommen, um das Projekt umzusetzen. „Bis auf die Internatsplätze ist alles fertig erarbeitet“, sagte Annette Kemp und attestierte der Schule „ein durchweg überzeugendes Konzept“. Mit Beginn des laufenden Schuljahres hat die Sportbetonte Schule ihre Trainingszeiten erheblich ausweiten dürfen – für Harald Wolf auch Ausdruck dafür, wie sehr die Behörde dieses Projekt unterstützt.

Harald Wolf ist Lehrer und Leistungssportkoordinator an der Sportbetonten Schule Ronzelenstraße.
Für die Klassen fünf bis sieben sei die Anzahl der jeweils 90-minütigen Einheiten von zwei auf drei erhöht worden, für die Klassen acht bis zur Oberstufe sogar von zwei auf vier. „Das zeigt, wie fest der Leistungssport bei uns verankert ist“, sagte Wolf. Die Ausweitung des Angebots für die Schüler sei allerdings nicht mit mehr Lehrkräften, sondern mit größerem Engagement der jeweiligen Sportfachverbände zu erklären. Das sei, so räumte Wolf ein, für kleinere Verbände personell und finanziell schwerer zu leisten als für größere. Unterrichtseinheiten, die die Verbände nicht abdecken könnten, würden Lehrkräfte übernehmen.
Schule Ronzelenstraße und Bildungsbehörde suchen nach dem Aus des „Hauses der Athleten“ nun eine tragfähige Zwischenlösung für ein Internat. „Eine Campuslösung mit neuer Turnhalle und Mensa ist in Planung“, teilte Annette Kemp mit, „idealerweise werden die Internatsplätze in diese Lösung integriert.“ Es gibt Pläne, nach denen es am Ende auch Wohnraum auf dem Schulgelände geben könnte. Möglicherweise in einem neuen Multifunktionsbau, wie ihn Wolf nennt, der nach zwei anderen geplanten Maßnahmen in Angriff genommen werden soll.
Ganz oben auf der Prioritätenliste steht der Neubau einer Dreifach-Turnhalle auf dem Schulgelände. Der sei, so Harald Wolf, schon deshalb sehr wichtig, weil die weitere Nutzung der Uni-Sportanlagen durch die Schule nicht sicher sei. Unklar sei noch, ob für die neue Sporthalle die alte weichen müsste oder ob sie möglicherweise renoviert werden könnte. Anschließend soll der Bau einer Mensa folgen. Harald Wolf hofft, dass möglichst bald eine Zwischenlösung für das Internat gefunden wird. Sonst dürfte es wohl noch einige Jahre dauern, bis Bremen eine Eliteschule des Sports bekommt.
43 Eliteschulen des Sports
Eliteschulen des Sports haben ein Internat und sind an Olympiastützpunkte gebunden. Derzeit gibt es in Deutschland 43 dieser vom Deutschen Olympischen Sportbund zertifizierten Eliteschulen: 22 in westdeutschen Ländern, 18 in ostdeutschen, drei in Berlin. Auf Sommersportarten fokussieren 29 Eliteschulen, auf Wintersportarten sieben, weitere sieben setzen übergreifende Schwerpunkte. Schleswig-Holstein und Bremen haben noch keine Eliteschule. Die Sportbetonte Schule an der Ronzelenstraße strebt die Auszeichnung an, allerdings ist die Unterbringung von auswärtigen Schülern noch nicht gesichert.