Der Begriff ist schon ein bisschen aus der Mode gekommen. Dabei ließ sich mit dem „Fußballkrimi“ doch so schön beschreiben, was für Spannung auf dem Fußballplatz gesorgt hatte. Nun darf gerätselt werden, was wohl an diesem Mittwoch in der Schwachhauser „Villa Bremen“ herauskommen wird. Auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung des Bremer Fußball-Verbandes kommt es schließlich zur Wahl eines neuen Präsidenten. Dabei stellen sich in Patrick von Haacke (58) und Jurij Zigon (53) zwei Kandidaten zur Abstimmung. Der WESER-KURIER fasst die wichtigsten Themen dieses etwas anderen Fußballkrimis zusammen.
Die Situation
Der neue Präsident folgt auf Henry Bischoff. Er vertrat den nach seiner Ernennung zum neuen Finanzsenator im Sommer zurückgetretenen Björn Fecker, hatte aber früh deutlich gemacht, dass er für eine langfristige Amtsausübung nicht zur Verfügung stehen würde. Die Suche nach einem Nachfolger begann entsprechend zeitnahe. Bereits am 14. August hatte sich das Präsidium aus Bischoff und den Vizepräsidenten Holger Franz, Ulrike Geithe sowie Friedrich Norden mit Patrick von Haacke, Jurij Zigon und Torsten Rischbode (Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses) als potenzielle Kandidaten ausgetauscht. Schnell war man sich einig, dass die Wahl dieses Gremiums auf von Haacke fallen würde. Allerdings: Das Präsidium ist gar nicht antragsberechtigt. Der dagegen zuständige Vorstand mochte die „Empfehlung“ des Präsidiums aber nicht einfach übernehmen und regte die Bildung einer Findungskommission an.

Patrick von Haacke
Das Kandidaten-Casting
Die elfköpfige Findungskommission wurde gebildet aus den vier Präsidiumsmitgliedern, zwei hauptamtlichen BFV-Mitarbeitern (Jens Dortmann, Sandra Menslage), den vier Vereinsvertretern Axel Viereck (Union 60), Thomas Kaessler (SC Borgfeld), Andreas Iversen (SFL Bremerhaven), Matthias Schmit (FC Burg) sowie dem Juristen Claus Böhrnsen. Sie lud die verbliebenen zwei Kandidaten - Torsten Rischbode hatte kein Interesse an der Kandidatur – zu Beginn des Oktobers zum Gespräch. Ihr Votum folgte den Vorstellungen des Präsidiums: Patrick von Haacke wird also vom BFV als neuer Präsident vorgeschlagen.

Jurij Zigon
Der Wahlkampf
Es sollte nicht lange dauern, ehe Jurij Zigon erklärte, trotzdem zur Wahl antreten zu wollen. Damit haben die Delegierten des außerordentlichen Verbandstags nun tatsächlich die Wahl – und das kommt nicht oft vor. Im Bremer Fußball kann sich jedenfalls niemand an eine Präsidentenwahl erinnern, die mit mehr als einem Kandidaten durchgeführt wurde. Zumindest die letzten beiden „ordentlichen“ Präsidenten – Dieter Jerzewski (1992 – 2010) und Björn Fecker (2010 – 2023) waren jeweils ohne Gegenkandidaten gewählt und danach bestätigt worden. Angesichts der ungewöhnlichen Situation war der Wahlkampf schnell eröffnet: Jurij Zigon und Patrick von Haacke besuchten zuletzt zahlreiche Vereine, um für Stimmen zu werben. Dabei konnten beide auf eine lange Verbandsarbeit verweisen: Der Jurist von Haacke sitzt dem Ausschuss Recht und Satzung seit 2013 vor, ist seit 2007 für das Verbandssportgericht tätig und gehört seit 2014 dem Sportgericht des DFB an. Als IT-Fachmann eines Bremer Versorgers ist Zigon beim DFB ein gefragter Mann bei der Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen. Zudem gehört er dem Dachverband in diversen Gremien an, arbeitet seit 2000 im Verbandsjugendausschuss und ist seit 2010 dessen Vorsitzender.
Die Wahl
Der Präsident wird in geheimer Abstimmung und mit einfacher Mehrheit gewählt. Zu vergeben sind insgesamt 908 Stimmen. Sie setzen sich zusammen aus den rund 80 Vereins-Delegierten, die jeweils eine Stimme für jede in Pflichtspielen aktive Mannschaft abgeben (831). Dabei verfügen der SV Werder (34), der ATS Buntentor (32), der FC Union 60 (32) sowie der SC Borgfeld (31) und der TV Eiche Horn (31) über die größten Stimmanteile. Daneben werden 77 Stimmen durch die Mitglieder der BFV-Organe (Ausschüsse, Beirat, Vorstand) vergeben. Die Gesamtzahl von 908 Stimmen ist allerdings von theoretischer Natur, da wohl noch kein Verbandstag tatsächlich mit allen Delegierten durchgeführt wurde. So waren bei der letzten ordentlichen Versammlung in 2022 nur rund zwei Drittel der Einladung gefolgt. „Wir hoffen aber, dass aufgrund der Wichtigkeit dieses Verbandstages alle Delegierten erscheinen“, sagt BFV-Pressereferent Oliver Baumgart. Die Veranstaltung am Mittwoch steht natürlich ganz im Zeichen der Neuwahl. Zuvor wird Björn Fecker allerdings zum Ehrenpräsident des BFV ernannt, vermutlich begleitet von den warmen Worten der Ehrengäste Ulrich Mäurer (Senator für Inneres und Sport) und Ronny Zimmermann (1. DFB-Vize). Anschließend stehen die maximal zehnminütigen Statements von Zigon und von Haacke auf dem Programm. Danach folgt auch schon die Wahl und mit ihr die Beantwortung der spannenden Frage nach dem neuen BFV-Präsidenten.