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Rätselraten um die Gründe Landesschwimmverband kündigt Trainerin Eva Schmid

Nach den Erfolgen kürzlich auf Bundesebene schien der Bremer Verband sportlich auf einem guten Weg zu sein. Nun stellte er seine Trainerin frei und steht damit vor einem weiteren großen Problem.
25.05.2024, 05:00 Uhr
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Landesschwimmverband kündigt Trainerin Eva Schmid
Von Jörg Niemeyer

Der Landesschwimmverband Bremen (LSVB) hat eine neue Baustelle bekommen. Steckte der Verband in den vergangenen Monaten einen Großteil seiner Arbeit in den Kampf um Wasserzeiten in Bremens Bädern und in die Suche nach neuen Mitarbeitern im eigenen Vorstand, muss er jetzt auch noch eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger für Trainerin Eva Schmid finden. Ausgerechnet während der Vorbereitung auf die deutschen Jahrgangsmeisterschaften, die in diesen Tagen in Berlin ohne Bremens besten Schwimmer Mitja Bauer ausgetragen werden, kündigte der LSVB seiner erfolgreichen Trainerin und stellte sie sofort vom Übungsbetrieb frei.

Bremens Schwimmverbandspräsidentin Helga Beste bestätigte dem WESER-KURIER den Vorgang, wollte jedoch keine Gründe für die Trennung nennen. Mitte April hatte Helga Beste gegenüber dem WESER-KURIER beklagt, dass der finanziell klamme LSVB noch bis zum Ende des ersten Schulhalbjahres 2025/26 für Eva Schmids Stelle an der Sportbetonten Schule Ronzelenstraße aufkommen müsse. Das sei eine Stelle, die ihrer Meinung nach Unterricht und kein Verbandstraining sei und folglich von der Bildungsbehörde bezahlt werden müsste.

Ende April stellte der von Schmid in der Schule trainierte 15-jährige Mitja Bauer einen deutschen Altersklassenrekord über 50 Meter Rücken auf und wurde damit Sechster bei den offenen deutschen Meisterschaften. Kurz nach den Titelkämpfen habe es dann, so sagt Eva Schmid, ein Gespräch zwischen Helga Beste, dem Leistungssportkoordinator der Schule Ronzelenstraße, Harald Wolf, und ihr gegeben. In diesem Gespräch sei ihr die Kündigung und sofortige Freistellung mitgeteilt worden. Zu weiteren Inhalten oder dem Verlauf des Gesprächs wollte die Trainerin nichts sagen.

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Weil Eva Schmid die Schülerinnen und Schüler nicht im Stich lassen wollte, habe sie trotz Freistellung weiterhin deren Trainingspläne geschrieben. "Eva Schmids Pläne werden abgearbeitet", bestätigte Harald Wolf die Aussage. So ging der schulische Übungsbetrieb nach Schmids Freistellung beinahe wie gewohnt weiter - auch deshalb, weil die Schule für Ersatzkräfte am Beckenrand sorgte. Harald Wolf ist Sportlehrer und Schwimmtrainer, auch er selbst habe in den vergangenen Wochen am Schwimmbecken ausgeholfen. Die Schule, so sagt Wolf, habe einen Notbetreuungsplan erarbeitet, mit dem "bis Ende des Schuljahres alles abgedeckt sein sollte". Zu den Gründen für die Trennung von Eva Schmid sagte auch Harald Wolf nichts.

Aufgrund der Anstellung von Eva Schmid beim Landesschwimmverband sind weder die Schule noch die Bildungsbehörde weisungsbefugt, sondern der LSVB. "Eine Lösung des Problems muss über den Verband kommen und in der Sommerpause gefunden werden", sagt Wolf, "wir in der Schule denken im Sinne der Kinder." Aus der Elternschaft der betroffenen Kinder ist zu hören, dass Verantwortliche der Vereine, in denen der Nachwuchs außerhalb der Schule trainiert und unter deren Namen er bei Wettkämpfen startet, schon seit Längerem mehr und mehr das Wohl der Kinder aus den Augen verlören. Diesbezüglich hätten viele Eltern auf Besserung gehofft, als der LSVB mit Helga Beste 2023 eine neue Präsidentin bekam.

Bis zum Sommer vergangenen Jahres sei die Stimmung im Grunde auch gut gewesen, heißt es. "Aber die Kommunikation seitens des LSVB ist katastrophal", sagt eine Person, die namentlich nicht genannt werden möchte, dem WESER-KURIER aber bekannt ist. Eva Schmid habe engagiert und strukturiert gearbeitet, manchmal gemeckert. So habe es auch kritische Stimmen gegen die Trainerin gegeben - möglicherweise nicht nur aus der Elternschaft, sondern auch aus den Vereinen der Kinder. Und es scheint, dass auch nicht alle betroffenen Schwimmerinnen und Schwimmer an der Schule Ronzelenstraße unter Eva Schmid gerne weitertrainiert hätten.

Wie es bei Meinungsverschiedenheiten über Trainer oft ist: Es entstehen zwei Lager. Das eine möchte an der Person festhalten, das andere fordert deren Ablösung. Dass es zuletzt erhebliche Unruhe unter den Eltern der Schülerinnen und Schüler gegeben habe, bestätigte Helga Beste. "Wir bemühen uns nun um Ersatz für Eva Schmid", sagt sie. Das sei zwar ein schweres Unterfangen, stelle den Verband aber aufgrund der kurzen Kündigungsfrist der bisherigen Trainerin vor kein neues finanzielles Problem.

Zumindest der Öffentlichkeit bleibt der Grund für die Trennung von LSVB und Eva Schmid verborgen. Am sportlichen Erfolg, den die Ungarin mit ihren Kindern gehabt hat, scheint es dagegen keinen Zweifel zu geben. Mit Mitja Bauer vom SV Bremen 1910 gibt es erstmals nach Florian Wellbrock wieder ein Toptalent in der Stadt, das bereits von deutschen Spitzenvereinen umworben wird. Wellbrock, der auch die Schule Ronzelenstraße besuchte und Bremen 2014 als 16-Jähriger verließ, ist inzwischen Olympiasieger und mehrfacher Weltmeister.

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