Für diejenigen, die glauben, es könne zu spät für sie sein, hat Tommy Priem eine gute Nachricht: "Es gibt kein Höchstalter, um mit dem Training zu beginnen", sagt er. Der 31-Jährige ist im Fitness-Park in Brinkum der Bereichsleiter Fitness und hat erst kürzlich zwei 82-Jährige als neue Mitglieder begrüßen können. Diese beiden, sagt er, seien bei Weitem nicht die ältesten Mitglieder.
Im Gegensatz zu vielen Sportvereinen, in denen es mancherorts Angebote schon für Babys gibt, achtet der Fitness-Park auf das Mindestalter seiner Mitglieder. Aufgrund ihrer körperlichen Voraussetzungen und Wachstumsschübe bei Jungen noch mit 18 Jahren sollten Jugendliche nicht zu früh an Geräten trainieren, sagt Priem. Inzwischen gebe es zwar schon einige 15- oder 16-Jährige im Fitness-Park, aber über allem stehe immer die Frage: "Was ist gesund?" Andererseits arbeiten die Trainer für einen Jugendlichen, der über Rückenprobleme klagt, durchaus einen individuellen Trainingsplan aus.
Gründlicher Check zu Beginn
Die Trainer beobachten und analysieren genau, wer zu ihnen kommt – unabhängig vom Alter. Bevor eine Person an die Geräte gelassen wird, erhält sie einen gründlichen Check. Die Trainer bitten um für sie bedeutsame medizinische Informationen, machen eine Körperanalyse des Mitglieds, erfragen seine Wünsche und Ziele und erstellen dann den Trainingsplan. "Jeder bekommt danach eine gründliche Einweisung an den Geräten", sagt Priem.

Tommy Priem: "Erfolg kann auch sein, durch richtiges Training weniger Schmerzen zu haben."
So weit es ihnen möglich sei, würden die Trainer auch auf Fehler bei der Nutzung der Geräte hinweisen und Korrekturen vornehmen. Das Training der Mitglieder sei aber kein Personal Training, also kein Einzeltraining. Das könne gegen Aufpreis gebucht werden. Je nach Gesamtlaufzeit des Mitgliedsvertrags betrage der monatliche Preis im Fitness-Park etwa 60 Euro. Neben dem Training an den meisten Geräten sind darin auch Saunabenutzung und Teilnahme an Kursen enthalten. Spezielle Angebote wie das Power-Plate-Training sind ebenfalls extra zu bezahlen.
Breites Kursangebot im Fitness-Park
In Brinkum werden derzeit 36 verschiedene Kurse angeboten. "Wenn wir feststellen, dass ein Mitglied Defizite bei der Beweglichkeit aufweist, empfehlen wir ihm die Teilnahme an einem speziellen Kurs", sagt Tommy Priem. So sei der Auslöser von Rückenproblemen häufig die ungenügende Beweglichkeit und nicht die fehlende Kraft eines Sportlers. Grundsätzlich erstelle der Fitness-Park für jedes Mitglied einen individuellen Trainingsplan, auch nach erfolgreich absolvierter Rehabilitation zum Beispiel nach Verletzungen oder Operationen. Nur zweimal in seiner 13-jährigen Berufspraxis habe er erlebt, dass die Aufnahme eines Interessenten abgelehnt wurde, sagt Priem. "Deren Betreuung wäre zu individuell gewesen, das hätten wir nicht leisten können."
Solange das Training den körperlichen Voraussetzungen des Mitglieds angepasst ist, sei es immer gesund. Da gebe es nach oben keine Altersbegrenzung, sagt Priem, der 2009 im Fitness-Park zunächst eine Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann gemacht und danach Fitnessökonomie mit Bachelorabschluss studiert hat. Ob ein Training auch erfolgreich ist, sei allerdings schwer zu definieren und hänge von verschiedenen Faktoren ab. Das sei nicht pauschal zum Beispiel an Trainingsgewichten festzumachen. "Erfolg kann auch sein, durch richtiges Training weniger Schmerzen zu haben", sagt er.
Körper braucht Regenerationszeit
"Auf jeden Fall bedeutet viel Training nicht automatisch Erfolg", sagt Priem. Wer seinen Körper falsch belaste und zu wenig Trainingspausen mache, schade sich mehr als dass er sich etwas Gutes tue. Das Training müsse ausgewogen sein. "Jeden Tag das Gleiche zu machen, ist ungesund, weil der Körper keine Zeit zum Regenerieren bekommt", sagt der 31-Jährige. Zwei bis drei Einheiten pro Woche "mit einer gewissen Intensität" sollten es sein, um positive Trainingseffekte zu erzielen. Andererseits bringe viermaliges Training ohne Intensität nichts.
Einsteigern rät der Trainer, Sport bewusst zu einem Teil ihres Lebens werden zu lassen und einen Trainingsrhythmus zu entwickeln. "Dieser Rhythmus muss in den Alltag integriert werden. Deshalb sollte sich jeder fragen, wie oft in der Woche er wenigstens trainieren könne, und diese Termine sollte er fest in seinen Kalender eintragen." Auch fürs richtige Trainieren bietet der Fitness-Park ein Seminar an. Grundsätzlich sei sogar ein tägliches Training möglich, wenn der Sportler unterschiedliche Muskelgruppen beansprucht. Auch ein Muskelkater sei nichts Schlechtes. "Man darf am Tag danach seine Muskelpartien durchaus spüren", sagt Priem.
Raus aus dem Wohlfühlbereich
Überhaupt sei die Intensität des Trainings wichtig. Sie ist Voraussetzung dafür, dass sich Erfolge einstellen. "Manche Sportler arbeiten nur im Wohlfühlbereich – das reicht nicht", sagt Priem. Das Trainieren mit angezogener Handbremse erlebe er eher bei älteren Aktiven, denen möglicherweise die soziale Komponente im Fitnessstudio mindestens so wichtig ist wie die sportliche.

Raus aus dem Wohlfühlbereich: Torsten Brotke ist die Anstrengung anzusehen.
"Das Miteinander ist natürlich auch wichtig", sagt Priem, "aber einige Ältere erinnere ich schon mal daran, dass sie intensiver trainieren müssen, wenn es etwas bringen soll." Jüngere Erwachsene müsse er dagegen eher in ihrem Tatendrang bremsen. "Ihnen sage ich, dass sich ihr Körper, ihre Bänder und Gelenke erst einmal an die Belastung gewöhnen müssen, damit es keine gesundheitlichen Probleme gibt." Ein junger Körper könne zwar zunächst viel wegstecken, doch bei falscher Belastung könnten sich manchmal erst Jahre später erhebliche Schäden bemerkbar machen.
60 Kilo weniger in zwei Jahren
Zum Schluss hat Tommy Priem noch eine Motivationshilfe für Menschen, die im Fitness-Park übers Sporttreiben abnehmen möchten. Ob jemand angesichts seiner Größe und seines Gewichts übergewichtig ist, lasse sich ohne Analyse gar nicht sagen. Denn letztlich sei nicht das Gewicht des Körpers entscheidend, sondern der Anteil von Muskel- beziehungsweise Körperfett. Laut Body-Mass-Index (BMI) gelte ein durchtrainierter Bodybuilder als fettleibig, sagt Priem und schmunzelt. Der BMI kann also durchaus in die Irre führen.
Beim Thema Abnehmen fällt Tommy Priem ein Mann ein, der sich in zwei Jahren 60 Kilogramm Körpergewicht abtrainiert hat. „Er gehört zu den Menschen, die durch so eine Leistung mental richtig aufblühen“, sagt er, „das sind Leute, die meinen Beruf so liebenswert machen.“