Es soll jetzt alles ganz schnell gehen. Muss es auch. Schließlich beginnt schon am kommenden Mittwoch die Relegation der Regionalliga Nord. Und ein Aufschub ist unerwünscht. Doch es ist noch eine ganz elementare Frage zu klären: Wer wird nach dem Abbruch der Partie zwischen dem Bremer SV und Teutonia 05 Ottensen in der Relegation antreten? Die Gäste aus Hamburg hatten sich am Sonnabend nach 40 Minuten geweigert, das Spiel am Panzenberg fortzusetzen, der Vorwurf einer rassistischen Beleidigung durch einen Bremer Akteur steht im Raum. Nun muss das Sportgericht des Norddeutschen Fußball-Verbandes (NFV) urteilen – und wird dies zügig tun. Mit Folgen für die U23 des SV Werder.
„Das Sportgericht hat bereits ein Stellungnahme-Verfahren eingeleitet“, bestätigte Jürgen Stebani, Spielleiter der Regionalliga Nord, der Deichstube. Bis um Mitternacht des Pfingstsonntags sollen sich alle betroffenen Parteien schriftlich äußern, anschließend werde „zügig entschieden“, wie Stebani betonte. Einen genauen Tag nannte er nicht, womöglich handeln die Juristen dann aber schon am Pfingstmontag, um die Relegation ab Mittwoch problemlos über die Bühne zu bekommen.
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass am Ende der Bremer SV – den Vorwurf der rassistischen Beleidigung weist der Klub zurück – die Punkte zugesprochen bekommt und die Extraschicht um den Ligaverbleib einlegen darf. Während der abstiegsbedrohte BSV auf eine Relegationsteilnahme hoffen darf, würde eine Wertung am Grünen Tisch zugunsten des BSV schwerwiegende Folgen für die U23 des SV Werder haben. Die Zweitvertretung vom Osterdeich müsste dann die Regionalliga Nord als direkter Absteiger in die fünftklassige Bremen-Liga verlassen.
Im letzten Saisonspiel am Sonnabend soll BSV-Stürmer Nikky Goguadze seinen Gegenspieler Marcus Coffie rassistisch beleidigt haben – behauptet Coffie. Was tatsächlich gesagt wurde, ist unklar. Es steht Aussage gegen Aussage, da sowohl Schiedsrichter Jannik Weinkauf als auch der sich in der Nähe befindliche Assistent eine rassistische Beschimpfung nicht mitbekommen haben. Demzufolge gab es auch keine Sanktionierung auf dem Platz. Die Ottenser hatten sich nach längerer Diskussion zum Rückzug in die Kabine entschlossen, der Unparteiische brach die Begegnung schließlich später ab.
NFV-Funktionär kritisiert Ottensen
NFV-Funktionär Stebani kritisiert die Entscheidung der Ottenser, den Platz verlassen und so den Spielabbruch ausgelöst zu haben: „Wo kommen wir denn hin, wenn diese Methode Schule machen würde?“, fragt er. Eine mögliche rassistische Beleidigung will Stebani dabei keineswegs kleinreden: „Das ist eine widerliche Sache. Doch die vom Verein gewählte Entscheidung ist die falsche.“ Ähnlich wie Stebani sieht es der Sportliche Leiter des BSV, Ralf Voigt. „Sie haben den Platz verlassen, obwohl wir und der Schiedsrichter weiterspielen wollten“, sagte Voigt dem WESER-KURIER. Er hielte es für „fragwürdig, wenn jetzt die Spieler die Spiele abbrechen können.“
Ein vergleichbares Szenario samt Urteil hat es in der Vergangenheit schon einmal gegeben. In der Saison 2021/22 hatte in der Kreisliga Donau-Laaber die für den Auf- und Abstieg wichtige Partie zwischen dem FSV Sandharlanden und SV Ettenkofen für Aufsehen gesorgt, weil ein Gäste-Akteur einen FSV-Spieler rassistisch beleidigt haben soll. Das Heimteam verließ daraufhin geschlossen den Platz, das Kreis-Sportgericht Niederbayern-West wertete das Duell letztlich mit 2:0 für Ettenkofen – auch weil die zuvor getätigte Beschimpfung nicht als rassistisch angesehen wurde.