Für den großen Nachbarn hat Sebastian Hochbaum einen ziemlich klaren Ratschlag. „Wenn Niedersachsen mich fragen würde, könnte ich nur sagen: Zieht nach!“ Hochbaum ist Manager beim Golf-Club Oberneuland und hat in diesen Tagen erlebt, wie Sport auf Abstand gehen kann. „Das läuft bei uns reibungslos“, sagt er. Seit Sonnabend ist erster Sport in Bremen bekanntlich wieder erlaubt, ganz im Gegensatz zu Niedersachsen, wo sich Ministerpräsident Stephan Weil noch immer nicht zu Lockerungen durchringen konnte. „Dabei kann ich nur raten, auch dort die Plätze zu öffnen“, sagt Hochbaum mit der Erfahrung der letzten Tage.
In Oberneuland haben sie aus dem 18-Loch-Platz zwei Neun-Loch-Plätze gemacht. Der Vorteil: Jetzt können doppelt so viele Golfer auf die Grüns, über 300 Mitglieder besuchten am Wochenende die Klub-Anlage. „Distanz zu halten war da gar kein Problem“, erzählt Hochbaum, im Durchschnitt habe pro Person ein Hektar Land zur Verfügung gestanden. Erlaubt waren nur Zweier-Flights, Voraussetzung die Mitgliedschaft im Klub. Gastspieler etwa aus Niedersachsen durften nicht spielen. Wie lange der Klub das noch aufrechterhält, weiß Hochbaum nicht. „Wir können das ja individuell steuern. Perspektivisch hoffen wir, dass auch Dreier- oder Vierer-Flights wieder erlaubt sind. Aber wir sind ja total happy, dass es erst mal wieder losgeht.“
Das galt am Wochenende auch für andere Sportarten. In den Bremer Tennis-Klubs etwa dürfen wieder Einzel gespielt werden, auf den meisten Anlagen gab es genaue Aushänge für das Verhalten vor Ort. Das Motto lautet derzeit: Kommen, spielen, gehen, also keine Gruppenkommunikation auf den Plätzen. Die Toiletten sind geöffnet, so denn die Hygienevorschriften eingehalten werden, Umkleiden, Duschen und Gastronomie bleiben weiterhin geschlossen.
Doch längst nicht für alle Sportarten ist geklärt, wie diese wieder ausgeübt werden dürfen. Um das zu klären, sitzt Karoline Müller an diesem Dienstag als Geschäftsführerin des Landessportbundes Bremen (LSB) mit Vertretern von Ordnungsamt und Sportamt zusammen. Denn der LSB hat alle Fragen von Bremer Vereinen gebündelt und erhofft sich jetzt Antworten von der Politik. „Die Vereine wollen nichts falsch machen“, sagt Müller, einige hätten sogar fertige Konzepte gemailt, wie der Sport trotz Vorschriften möglich werden könnte. Unzählige Telefonate hat Müller am Wochenende geführt, „die Zahl der Nachfragen war immens“. Meist sei es um Verständnisfragen gegangen. „Wir wollen mehr Sicherheit in die Vereine bringen.“
Vertrauensvorschuss von der Bremer Politik
Für das Gespräch mit der Politik gelte es jetzt, nicht zu drängeln oder zu fordern, sondern in erster Linie zu sondieren. „Wir haben von der Politik in Bremen mit den ersten Lockerungen ja einen großen Vertrauensvorschuss bekommen, den wollen wir nutzen“, erklärte Müller. Am Wochenende hatte es eine Videokonferenz mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und den 16 Landessportbünden gegeben. „Der Schutz der Gesundheit der Bevölkerung muss unverändert Priorität haben“, sagte Andreas Vroom als Bremer LSB-Präsident.
Zur Gesundheitsvorsorge diene aber insbesondere das Sporttreiben. Vroom weiter: „Dies haben wir in der Konferenz erörtert und waren uns alle zusammen mit dem DOSB einig, dass unter bestimmten Vorkehrungen der Startschuss zur Rückkehr in den Vereinssport gegeben werden kann.“ Mittlerweile liegen auch angepasste sportartspezifische Übergangsregeln der Fachverbände für einen ersten vorsichtigen Schritt ins vereinsbasierte Sporttreiben vor.