Im vergangenen Jahr hatte Darja Varfolomeev bei der Weltmeisterschaft im spanischen Valencia sensationell fünf von fünf möglichen Titeln gewonnen. Das schaffte die inzwischen 17-Jährige bei den deutschen Meisterschaften in der Rhythmischen Sportgymnastik in Frankfurt nicht. Die große deutsche Olympia-Hoffnung für Paris musste sich am Donnerstag im Mehrkampf und am Freitag auch im Einzel mit dem Ball ihrer Nationalmannschaftskollegin Margarita Kolosov geschlagen geben.
Obwohl speziell dieses Duo angesichts seiner Wertungen in einer "eigenen Liga" unterwegs war, überzeugten auch die Bremer DM-Teilnehmerinnen. Die Cheftrainerin am Bundesstützpunkt an der Bremer Uni, Birgit Passern, war besonders von den Leistungen der beiden Einzelstarterinnen Julia Stavickaja und Sandy Kruse angetan. "Ich bin sehr stolz auf die zwei. Dass Julia gleich drei Einzelfinals erreichte, obwohl sie nicht zum Nationalkader gehört, ist herausragend."

Platz sechs der Gruppe von Bremen 1860 war okay, aber die Leistung hätte etwas besser sein können.
Als Trainerin war Birgit Passern in Frankfurt für die Gruppe von Bremen 1860 zuständig. Unter sieben Vereinen landete 1860 im Mehrkampf auf Rang sechs. Das war so zu erwarten, stellte die Trainerin aber nicht ganz zufrieden. "Die Finals liefen zwar besser als am Vortag die Übungen im Mehrkampf, aber dafür bekamen wir weniger Punkte", sagte Birgit Passern nach dem siebten Platz mit fünf Reifen sowie dem sechsten Rang mit drei Bändern und zwei Bällen.
Fast schon euphorisch bewertete Aleksandra Hemms die Leistung ihres Schützlings Julia Stavickaja. "Im Mehrkampf am Donnerstag war ihre Vorstellung wie vom anderen Stern", sagte die 1860-Trainerin nach der ebenfalls überzeugenden Vorstellung in den drei Einzelfinals am Freitag. Im Mehrkampf hatte die 26-Jährige als Gesamt-Zehnte unter 18 Teilnehmerinnen mit den Reifen sogar die fünftbeste Wertung bekommen. Auch mit dem Ball und dem Band kam die Olympia-Teilnehmerin von 2016 ins Einzelfinale der besten Acht. Das kam einer kleinen Sensation gleich, weil allein der anwesende Nationalkader aus neun Gymnastinnen bestand. "Es ist toll, dass es Julia mit 26 immer noch unter die Besten schafft", sagte Aleksandra Hemms. Dass Stavickaja in den Finals mit deutlichem Punkterückstand dann "nur" dreimal Achte wurde, schmälerte ihre Leistung nicht.

Julia Stavickaja (links) mit der neuen deutschen Meisterin im Mehrkampf, Margarita Kolosov.
Mit inzwischen 19 Jahren zählt auch Sandy Kruse schon zu den etablierten und älteren Gymnastinnen. Ihre Trainerin bei 1860, Irina Hermansky-Pfennig, attestierte der angehenden Abiturientin an der Schule Ronzelenstraße insgesamt eine kontinuierliche Leistungssteigerung, doch kleine Fehler hätten bei der DM die Teilnahme in einem Einzelfinale nicht zugelassen. "Aber wir sind auch über ihren elften Platz im Mehrkampf happy", sagte Irina Hermansky-Pfennig. Fürs kommende Jahr habe Sandy Kruse nun zwei große Ziele: zum einen das Abitur, zum anderen die Rückkehr in den Nationalkader. Die Trainerin, so war herauszuhören, traut der 19-Jährigen beides zu.
Für die Meisterklassen-Gymnastinnen von Bremen 1860 ist die Saison mit der deutschen Meisterschaft nun beendet. In der Wettkampfklasse steht der nächste Wettkampf jedoch bald an. Am 15. und 16. Juni wird 1860 beim Deutschland-Cup im rheinland-pfälzischen Westerburg an den Start gehen.