Wenn man dieses Gefühl hat, auf der Stelle zu treten, ist es mitunter hilfreich, neue Wege zu beschreiten. Etwas zu verändern. Auszubrechen aus dem Trott, um neue Impulse zu bekommen und für eine neue Perspektive zu sorgen. Das dachten sich auch Darja Titowa und Fabian Taeschner. Zwei, drei Jahre schon habe man gehadert mit der sportlichen Entwicklung. Man habe sich gefragt, wo es hingehen soll, schildert Taeschner. Jetzt haben sie eine Antwort gefunden – und sich zu Monatsbeginn dem Grün-Gold-Club Bremen angeschlossen.
Seit Sommer 2012 sind Darja Titowa und Fabian Taeschner ein Tanzpaar, fast so lange sind die beiden auch privat ein Paar. Ihre Welt sind die lateinamerikanischen Tänze Samba, Cha-Cha-Cha, Rumba, Paso Doble und Jive. Seit vielen Jahren schon zählen die beiden in der Hauptklasse S Latein zur erweiterten deutschen Spitze. 31 Jahre alt sind sie inzwischen. Sie sind Mitglied im A/B-Bundeskader, besitzen den Trainer-B-Schein für den Leistungssport und geben ihre Kenntnisse als Coaches an verschiedenen Standorten in ihrer Region auch gerne an Nachwuchstänzer weiter.
Zuhause sind Darja Titowa und Fabian Taeschner in Hattersheim am Main, das liegt ein paar Kilometer unterhalb von Frankfurt im südhessischen Main-Taunus-Kreis. Ihr Heimatverein ist das Tanzsportzentrum Heusenstamm im Landkreis Offenbach, starten werden sie aber ab sofort für den GGC. Der Aufwand, den sie dafür in Kauf nehmen wollen, ist groß. Die Entfernung von Hattersheim nach Bremen beträgt immerhin rund 470 Kilometer. Doch der Aufwand, davon sind beide überzeugt, werde sich lohnen. "Der Grün-Gold-Club ist bekanntlich sehr professionell aufgestellt und hat super Leute in der Führung", sagt Taeschner. Das Paar hat mit Klubchef Jens Steinmann gesprochen, hat sich mit Cheftrainer Roberto Albanese getroffen und sich auch die Gegebenheiten vor Ort angeschaut. Danach stand fest: Die Rahmenbedingungen passen, genau so etwas habe man gesucht, erklärt Fabian Taeschner.
Ein kompletter Umzug nach Bremen kommt für die beiden Leistungssportler zwar nicht in Frage, unter anderem wegen beruflicher Verpflichtungen in der elterlichen Tanzschule Taeschner in Hofheim im Taunus. "An den Wochenenden aber werden wir regelmäßig nach Bremen fahren", sagt Darja Titowa. "Bremen soll schon unsere zweite Heimat werden. Wir wollen hier etwas Tolles kreieren." Die Fahrten nach Bremen sind mit großen Hoffnungen, aber auch mit großen Erwartungen verbunden. Der studierte Sportwissenschaftler Taeschner und die gelernte Kauffrau für Marketingkommunikation Titowa haben in einem intensiven Gespräch mit Trainer Roberto Albanese die Möglichkeiten ausgelotet und die Inhalte der Zusammenarbeit besprochen. Und natürlich haben sie sich gemeinsam auch Ziele gesetzt.
"Uns war es wichtig, dass mal jemand anderes auf uns schaut, jemand, der eine andere Herangehensweise hat", sagt Fabian Taeschner. Jemand wie Roberto Albanese, "einer, der den Blick dafür hat, wie man Stärken herausarbeiten kann", so Taeschner. Die Idee dahinter: Weg von der technisch orientierten Detailarbeit, hin zu mehr Effekten und einer stärkeren Wirkung auf der Fläche. Erste gemeinsame Trainingseinheiten hätten bereits gezeigt, dass es funktioniert. "Roberto versteht es, unsere Stärken mit einfachen Mitteln gut herauszustellen", sagt Taeschner. Der Tanz sei ein Produkt. Und Ziel sei es, dieses Produkt auf dem Parkett möglichst gut zu präsentieren.
Die erste große Bewährungsprobe steht dabei schon in wenigen Wochen an. Am 19. März findet im Sportzentrum Siemensstadt in Berlin die Deutsche Meisterschaft der Hauptgruppe S Latein statt. "Da stehen wir als Grün-Gold-Tänzer das erste Mal im Rampenlicht", sagt Darja Titowa. Sie wollen bei diesen Titelkämpfen zeigen, dass mit ihnen zu rechnen ist in der Zukunft. "Wir wollen nochmal angreifen", betont Titowa. Im Vorjahr hat das Paar bei der DM in Kamen Platz zwölf belegt. 2020 in Magdeburg landete es auf Rang zehn. "Achter waren wir auch schon mal", berichtet Taeschner. Im Semifinale war indes in der Vergangenheit stets Endstation für den dreifachen hessischen Landesmeister. Das Finale einer Deutschen Meiterschaft haben sie bisher noch nie erreicht. Es wäre also mal an der Zeit.
Doch ob die Zeit reicht? Ob das Training mit Roberto Albanese in diesen wenigen Wochen bis zu den Titelkämpfen bereits so einen positiven Effekt haben kann? Darja Titowa und Fabian Taeschner sind zuversichtlich. "In Berlin wollen wir ins Finale", sagt Taeschner. Und dafür werden sie im Vorfeld gleich für eine ganze Trainingswoche nach Bremen kommen. Das Gefühl, auf der Stelle zu treten, ist gewichen. Erste neue Impulse sind da, die Motivation steigt wieder bei Darja Titowa und Fabian Taeschner: Sie haben eine Perspektive.