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Stadttauben in der Lloydpassage Behörde sucht Plätze für Taubenhäuser

In der Lloydpassage nistende Tauben nerven durch ihren Kot Besucher und Händler. Die Passagen-Gesellschaft sieht das Füttern der Tiere problematisch. Erste Gespräche über Taubenhäuser in der City laufen.
09.09.2021, 19:46 Uhr
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Von Nina Willborn Justus Randt

Der Verein Taubenhaus Bremen kennt „das Problem, dass es in der Lloyd-Passage Taubenküken regnet“, wie Perdita Goltz es beschreibt: Trotz der überall angebrachten Stachelbänder brüteten die Vögel in der Dachkonstruktion der Passage. „Wir sammeln fast täglich Küken auf und beobachten, dass die Vögel einfach wie Bälle zur Seite gekickt werden. Das passiert oft.“ Der Verein gehört zu den Initiativen in Bremen, die verwilderte Tauben füttern, damit sie sich nicht von Abfällen ernähren.

Ihr Ziel sind, wie der Vereinsname sagt, Taubenhäuser, mit deren Hilfe eine Geburtenkontrolle möglich wäre. Städte wie Augsburg machen vor, dass das funktioniert. „Das Brüten werden wir nicht verhindern können, aber wir können die Gelege austauschen“, sagt Perdita Goltz.

Das Problem ist die Trockenheit, der Kot wird zu Staub.
Heinrich Meyerdierks

Heinrich Meyerdierks hat ein persönliches Verhältnis zur Lloyd-Passage: In den 80er-Jahren war er an der Bauleitung beteiligt. Wenn er heute die überdachte Mall entlangflaniert, kommt ihm das Ganze „etwas schmuddelig“ vor. Nicht, dass dort nicht ständig gereinigt würde, was schon der Handabdrücke der Prominenten wegen ein Muss ist. Meyerdierks stört der Taubenkot, der sich „monatelang“ auf den Vorsprüngen über den kleineren Geschäften und beim Eingang ins Brepark-Parkhaus Mitte ansammele: „Das Problem ist die Trockenheit, der Kot wird zu Staub.“ Ob es nur eine unangenehme Vorstellung ist, den einzuatmen, oder ob Gesundheitsgefahren davon ausgehen, kann Meyerdierks nicht einschätzen. „Weil es um den Unterhalt geht – und weil Eigentum verpflichtet“, hat er sich an die Lloyd-Passagen-Gesellschaft gewandt und schließlich an die Behörden. Eine zufriedenstellende Antwort habe er nicht erhalten.

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Brepark-Geschäftsführerin Erika Becker, zugleich Mitglied des geschäftsführenden Vorstands der Lloyd-Passagen-Gesellschaft, beklagt hingen, dass „sehr viele Taubenfütterinnen“ unterwegs seien. „Das Füttern ist ein Problem. Es bereitet uns erheblichen Arbeitsaufwand, Taubenkot zu beseitigen. Kunden beschweren sich.“ Erika Becker hielte ein Fütterungsverbot für wünschenswert. Auch die Geschäftsführerin der Cityinitiative Bremen, Carolin Reuther, teilt in ihrer Eigenschaft als Passagenmanagerin mit, die Lloyd-Passage setze sich seit Monaten dafür ein, „dass die Taubenproblematik  durch die politischen Rahmenbedingungen wie Taubenfütterungsverbot, Geburtenkontrolle et cetera in den Griff gebracht wird.“ Die „Überpopulation“ tue „auch den Vögeln selbst nicht gut“.

Das ist der Ansatz, den Perdita Goltz und Mitstreiterinnen verfolgen – allerdings in veränderter Reihenfolge: Ohne Taubenhäuser gibt es aus ihrer Sicht keine Chance auf Geburtenkontrolle. Diese Position vertritt auch der Verein Stadttauben. Bis dahin dürften die monogamen und ortstreuen Vögel nicht sich selbst überlassen werden - ohne artgerechtes Futter in der City. Dort würden gerade unerfahrenen Jungvögeln misslungene Vergrämungsversuche durch Spikes und undichte Netze, hinter denen sie sich verirren und sich verheddern, zum Verhängnis. Auf ihren Vorschlag, mithilfe eines sogenannten Steigers hilflose Tauben unter dem Passagen-Dach zu bergen, hat Perdita Goltz nach eigenem Bekunden noch nichts gehört.

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Das Thema betreute Taubenschläge beschäftigt seit Längerem auch die Behörde von Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne). Bislang sah der Plan so aus, dass erst ein Modellversuch in Vegesack gestartet werden und bei Erfolg das Konzept nach dem Augsburger Modell auch auf die Bremer Innenstadt ausgeweitet werden sollte. Nun könnte es andersherum laufen. Geplant war, bis Mitte des Jahres ein Taubenhotel in der Nähe des Vegesacker Bahnhofs aufzustellen - die Standortsuche gestaltete sich aber offenbar schwierig, wie aus der Antwort des Ressorts auf eine CDU-Anfrage hervorgeht.

In zwölf Fällen schieden avisierte Plätze und Gebäude aus, weil sie für Tauben ungeeignet waren, einen Standort lehnte der Taubenverein ab. Vier Möglichkeiten wären aus Sicht des Taubenvereins in Frage gekommen, dort legten jeweils die Eigentümer ihr Veto ein. Übrig geblieben ist die temporäre Nutzung – bis zur Umgestaltung des Bahnhofsplatzes – eines derzeit leer stehenden Bahnhofsnebengebäudes, das der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) gehört. „Wir haben sehr viel Mühe in die Suche nach Standorten gesteckt“, sagt Senatorin Schaefer. „Von 18 untersuchten ist ein einziger übrig geblieben“, ergänzt sie. „Da führen wir Gespräche mit der WFB.“ Ein dauerhafter Standort soll bei den Bauplänen für das Areal mitgedacht werden.

Weil sich der Start in Vegesack noch hinzieht, werden laut Schaefer nun erste Gespräche mit Beteiligten der Innenstadt geführt, um perspektivisch mehrere Standorte für die Taubenhotels auszuloten. Aufgefordert, über mögliche Flächen nachzudenken, sind auch Immobilien Bremen, Gewoba und Stadtreinigung. In Vorbereitung befindet sich auch ein Gesetz über ein Fütterungsverbot – dieses soll aber erst kommen, wenn Taubenhäuser da sind.

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