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Neue Pläne für Vegesack Hostel am Vegesacker Bahnhof geplant

Mete Recepoglu hat vor einem Jahr drei Etagen im Hochhaus am Vegesacker Bahnhof gekauft. Wohnungslose, die hier untergebracht waren, sind ausgezogen. Der neue Mieter plant jetzt ein Hostel.
26.07.2018, 16:56 Uhr
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Hostel am Vegesacker Bahnhof geplant
Von Christian Weth

Es ist ein offizieller Termin. Das merkt man gleich. Alles wird protokolliert, was nicht so ist, wie es sein soll. Eine Frau macht das. Sie hat ein Klemmbrett in der Hand. Auch Mete Recepoglu schreibt mit. Vor einem Jahr hat er die unteren drei Etagen des Hochhauses am Vegesacker Bahnhofsplatz für einen Millionenbetrag gekauft und an die Sozialbehörde vermietet.

Sie brachte dort erst Flüchtlinge, später Wohnungslose unter. Jetzt soll aus den Geschossen ein Hostel werden. Aber vorher will Recepoglu mit dem Ressort eine Bestandsaufnahme machen. Deshalb der Termin vor Ort. Es geht, wie so oft, ums Geld – und darum, wer für welche Schäden aufkommt. Die Frau mit dem Klemmbrett ist im Auftrag der Stadt da.

Sie wird von zwei Mitarbeitern begleitet. Zusammen gehen sie von Zimmer zu Zimmer, von Etage zu Etage. Drei Geschosse sind es und 48 Räume. Recepoglus neuer Mieter will aus ihnen Appartements machen. Den Namen nennt der Eigentümer nicht. Er sagt nur, dass es sich um eine Hostel-Kette handelt, die bundesweit agiert.

Fast alle abgeholt

Die Frau mit dem Klemmbrett schreibt, Recepoglu schreibt mit. Im ersten Zimmer sind Steckdosen kaputt, im zweiten die Wände mit Buntstift bemalt, im dritten die Türen zerschrammt. Der Eigentümer verbucht das meiste unter "Kleinigkeiten". Nur die Küchenzeilen nicht. Alle, sagt er, sind von ihm angeschafft worden – und fast alle kaputt.

Die Frau von der Stadt nickt. Recepoglu will keine neuen Küchenzeilen. Er will aber auch nicht auf den Kosten sitzenbleiben. Die meisten Zimmer sind leer. Hinter zwei Türen stehen Männer zwischen Koffern und Taschen. Sie sind dabei auszuziehen. An diesem Vormittag sollen alle raus sein. So ist es den Wohnungslosen vor zwei Tagen mitgeteilt worden.

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Weil sie nicht wussten, wie sie so schnell mit ihren Sachen in die neue Unterkunft kommen sollen, sind fast alle abgeholt worden. Manche von Bekannten, andere von einem Taxi, dass die Behörde bezahlte. Zuletzt lebten elf Wohnungslose im Hochhaus. Und vor ihnen 67 Flüchtlinge. In manchen Zimmern hängen Listen mit Behördennummer, Adressen von Sprachschulen und Hausregeln auf Arabisch.

In den nächsten Tagen will Recepoglu alles entfernen und sauber machen lassen. Dann sollen die Maler kommen, die Elektriker, die Fußbodenleger. Möbel, sagt er, bringt der neue Mieter mit. Recepoglu spricht von einem einheitlichen Design, das die Hostel-Kette in all ihren Dependancen hat. Auch Küchenzeilen soll es wieder geben.

Vertrag mit der Stadt war besser

Der Eigentümer spricht von Monteuren, Geschäftsleuten und Touristen, die im Hostel wohnen sollen. Und davon, dass sich der neue Mieter den Markt genau angeschaut hat. Der Vertrag, sagt er, sieht eine Laufzeit von fünf Jahren vor – und eine Option für fünf weitere. Weil die Zeit knapp ist, werden nach seiner Rechnung erst mal zwei Etagen zum Hostel. In anderthalb Monaten soll Eröffnung sein. Danach soll die dritte Etage dazukommen.

Recepoglu macht keinen Hehl daraus, dass der Vertrag mit dem neuen Mieter zwar gut ist, der mit der Stadt aber besser war. Besser, weil lukrativer. Er sagt, dass die Rendite hoch war, als auf den Etagen erst Flüchtlinge, später Wohnungslose unterkamen. Jetzt ist sie nach seinen Worten normal. Recepoglu bekam pro Tag und Bett, das gebraucht wurde, nach eigener Rechnung rund 30 Euro.

Jetzt wird er weniger bekommen, weil auch der Hostelbetreiber verdienen will. Nach fast anderthalb Stunden ist die Bestandsaufnahme beendet. Recepoglu und die Frau mit dem Klemmbrett verständigen sich darauf, dass er ihr Angebote von Handwerksfirmen schickt. Später, als sie weg ist, nennt er Summen: Für die Malerarbeiten will er 20.000 Euro, für die Küchenzeilen 30.000 Euro.

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