Seit mehr als 50 Jahren gibt es die Pusta-Stube. Der Name klingt für die meisten Menschen nach Balkangrill. Die Gaststätte im Blockland direkt am Wümmedeich ist inzwischen vor allem Musikfans ein Begriff. Mit rund 180 Konzerten und einigen Lesungen im Jahr, eingebettet in eine idyllische Landschaft, rustikal eingerichtet mit jeder Menge Deko-Schnickschnack, hat das 1973 eröffnete Lokal Kultstatus erreicht.
Von Mai bis Oktober herrsche sonntags ab 14 Uhr im Biergarten des gelb geklinkerten Flachdachhauses „ein bisschen Festivalstimmung“, sagt Kornelia Staffeldt. „15 Prozent der Gäste ist Stammpublikum.“ Dabei gibt es einen Grund, dass der Boxenstopp am Wümmeufer gemischter bestuhlt ist als früher, merkt die Wirtin an. Das Hochwasser habe viel zerstört – auch die Boots-Liegeplätze.
Der musikalische Schwerpunkt liegt ihr zufolge auf Rockabilly Blues. „Ich habe da ein tolles Stammpublikum aus ganz Norddeutschland, das zum Teil bunt angezogen in alten Autos kommt“, schildert Kornelia Staffeldt. Aber im Grunde sei für jeden Geschmack etwas dabei – vom Shantychor bis zur Barockharfe.
Die Livekonzerte in den Wintermonaten jeden Freitagabend zögen ebenfalls ein gemischtes Publikum an, fährt die Gastwirtin fort, die Mitglied in der Bremer Gastro Gemeinschaft und im Clubverstärker ist. Durch die auf 50 Plätze begrenzte Zuhörerzahl herrsche dann Clubkonzert-Atmosphäre in der Kneipe.
Nicht nur das Publikum schätzt die besondere Nähe. Auch Kornelia Staffeldt genießt den engen Kontakt zu Gästen und Musikern, die sie in ihrer winzig kleinen Küche bekocht. Dass Künstler ihr Wohnzimmer als Backstage-Raum nutzen, ist für die Chefin selbstverständlich. Sie selbst wohnt im Obergeschoss des Hauses und wird von den meisten einfach „Konny“ gerufen.
Im Laufe der Jahre hätten viele ausländische Bands auf Europatournee an der Wümme aufgespielt, berichtet die Wahlbremerin. Auch Newcomer Bands habe sie in der Pusta-Stube zu einem öffentlichen Auftritt verholfen: „Ich bin für alles offen.“ Zum Beispiel „The Bluesanovas“, dreifache Gewinner des „German Blues Award“. Das Quintett sei als Schülerband aus Hannover angereist, erinnert sich Kornelia Staffeldt. 70 Prozent der Konzerte werden jedoch von Musikern aus Bremen und Umgebung bestritten.
Dass die Pusta-Stube sich zur Kulturkneipe entwickelt hat, ist vermutlich der Liebe der Inhaberin zu Musik und Kitsch und ihrer schillernden Persönlichkeit zuzuschreiben. Dass sie einmal in der Gastronomie arbeiten würde, hätte sich „Konny“ aber nie vorstellen können. „Das war Zufall“, sagt die studierte Architektin und Kosmetikerin, die sich seit 2018 beruflich vollkommen auf die Pusta-Stube konzentriert.
Ein eigenes Restaurant wäre einst der Traum ihrer Eltern gewesen. Nach jahrelangen Tourneen durch die ganze Welt hatten sich die beiden Weltklasse-Artisten an der Wümme niedergelassen, um dort Spezialitäten aus ihrer ungarischen Heimat anzubieten. Als ihr Vater starb, zog Kornelia Staffeldt 2004 auch nach Bremen und blieb – „wegen der vielen Erinnerungen und dieser unbezahlbaren Natur und Stille im Blockland“.
Da die Wahlbremerin Saxofon spielt, habe sie sich schnell mit anderen Musikern angefreundet. Die seien dann in der Pusta-Stube aufgetreten. „Das war so‘n Selbstläufer“, erzählt die Wirtin. Und später hätte sich schnell in der Szene herumgesprochen, dass die Auftritte dort „ein Rundum-Wohlfühl-Paket“ seien – mit begeisterungsfähigem Publikum, das die Konzerte honoriere, sodass am Ende im Hut genug Gage lande.
„Inzwischen gibt es fast täglich Anfragen, sogar von Agenturen“, sagt Kornelia Staffeldt. Die musikalische Terminplanung hat sie mittlerweile aber komplett einem guten Freund überlassen: Holger Hinrich.
Ein besonderer Charme liegt sicher auch in der Lokalität und darin, dass die Gaststube mit dunklem Tresen, Massivholz-Sitzgruppen, Bollerofen und reihenweise Erinnerungsfotos und -plakaten an den vertäfelten Wänden kaum verändert worden ist. Lediglich „aufgehübscht“, etwa durch Fähnchengirlanden.
Allerdings hat Kornelia Staffeldt die Öffnungszeiten von täglich aufs Wochenende und die Veranstaltungen begrenzen müssen. Das Ausgehverhalten der Menschen habe sich verändert, wie sie festgestellt hat. Ihr Beispiel: Zum Essen angemeldete Gäste kommen einfach nicht. „Alles ist sehr unzuverlässig geworden“, ergänzt die Wirtin. Das erschwere Kosten- und Personalplanung.
Außerdem ist Kornelia Staffeldt auf Selbstbedienung umgestiegen, damit sie mit einer Küchenhilfe und Freundin vier bis sechs Gerichte aus regionalen Zutaten tagesfrisch zubereiten kann. „Das schätzen unsere Gäste“, sagt die 62-Jährige und ist erleichtert, dass sie auf die Umstellungen verständnisvoll reagieren. So scheint Konnys stringent verfolgtes Konzept „Essen, Trinken und Musik lauschen“ aufzugehen.
Eigentlich wollte die 62-Jährige die Kulturkneipe schließen, wenn das fünfte Gästebuch von Musikern gefüllt ist. Wenn sie begeistert von ihrer Arbeit erzählt, scheint dies aber kaum vorstellbar. „Die Konzerte sind meine Energiequelle“, gesteht Kornelia Staffeldt. „So lerne ich tolle Menschen und Geschichten kennen.“

Für Konny Staffeldts Pusta-Stube stellt eine kleine Brauerei exklusiv ”Pusta-Pils” her, dass ihre Gäste im Sommer gern auch im Biergarten genießen.