„Ich gebe Ihnen eine Gewähr dafür, dass Blumenthal dabei sein wird, wenn das Bibliothekskonzept für Bremen erweitert wird.“ Die Worte aus dem Mund von Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz lösten am Montagabend im Blumenthaler Beirat Applaus aus. Die Kommunalpolitiker wollten von der Staatsrätin hören, wie groß die Chancen sind, dass Blumenthal wieder eine Stadtteilbibliothek bekommt. Im Kulturförderbericht ist die Zweigstelle als Zukunftsplanung aufgeführt. Die Umsetzung wird Thema der nächsten Haushaltsberatungen sein.
Emigholz machte den Blumenthalern große Hoffnungen. Und sie lieferte erste Eckdaten für die geplante Bibliothek. An den Start gehen soll die Einrichtung mit 25 Öffnungsstunden in der Woche, sie soll mit 18 000 Medien ausgestattet werden. Ein „attraktives Medienangebot“ sei geplant, jährlich sollen 15 Prozent des Bestandes erneuert werden. „Wir werden für den Standort neueste Technik einsetzen“, so Emigholz. So sei vorgesehen, die Blumenthaler Filiale in das „Open Library“-Konzept der Stadtbibliothek Bremen einzubinden. Dabei sollen in den Zweigstellen nach und nach personalfreie Öffnungszeiten vor allem in den Abendstunden eingeführt werden. Stadtbibliothek und Ressort rechnen laut Emigholz mit rund 30 000 Besuchern für die geplante Bibliothek. Hier sollen die Nutzer nicht nur Medien entleihen können. Geplant sind nach den Worten der Staatsrätin 120 bis 150 Veranstaltungen im Jahr, die Lese- und Medienkompetenz vermitteln sollen.
Emigholz erklärte auch, warum die Stadt Bremen, die in den Neunzigerjahren Angebote zentralisierte und dafür reihenweise Bibliotheksstandorte in Stadtteilen wie Blumenthal schloss, das Ruder jetzt wieder herumreißen will. Von „fehlerhaften Einschätzungen und Prognosen“ war da die Rede, die man korrigieren wolle. Die Annahme etwa, dass den Stadtteilbibliotheken auch durch neue Medien Besucher verloren gingen, habe sich nicht bestätigt. „Gerade in den Stadtteilen werden die Angebote der Bibliotheken nachgefragt.“
Deshalb setzen Stadtbibliothek und Staatsrätin jetzt auf mehr Dezentralisierung mit neuen Zweigstellen. Zum möglichen Standort für die geplante Blumenthaler Filiale ließ Emigholz nur so viel verlauten: Zentral soll er sein. Der Blumenthaler Beirat hat als eine Option das alte Rathaus an der Landrat-Christians-Straße ins Gespräch gebracht, die Stadtbibliothek könnte hier mit anderen Nutzen unterkommen. „Ob dort eventuell Volkshochschule, Stadtbibliothek und Polizei unter einem Dach einziehen oder ob die Einrichtung eines Kindergartens in dem Gebäude sinnvoller ist, wird derzeit geklärt“, so Emigholz.
In Blumenthal werden auch Stimmen für einen anderen Standort laut. Der Vorschlag: Die neue Stadtteilbibliothek soll dort einziehen, wo die alte Bücherei vor zwanzig Jahren dichtmachen musste – in das frühere Bibliotheksgebäude neben dem Rathaus. Der Blumenthaler Ortsamtsleiter Peter Nowack bestätigt, dass es entsprechende Wünsche gibt. Von Mitgliedern des Fördervereins der ehrenamtlich betriebenen Bürgerbibliothek sei diese Idee vorgetragen worden. „Auch von vielen Bürgern im Stadtteil höre ich: Die Bibliothek sollte im alten Gebäude wieder ihren Platz finden.“
Der Ortsamtsleiter selbst hält den Vorschlag für „die perfekte Lösung“. Peter Nowack: „Das wäre die schönste Form der Korrektur, wenn die Bücherei wieder dorthin käme, wo sie mal war. Wir wollen das Blumenthaler Zentrum ankurbeln, da gehört die Bibliothek an diesem Ort dazu.“ Allerdings sei zu prüfen, ob das alte Gebäude von seiner Struktur her die Anforderungen an eine moderne Bibliothek erfüllen könne.
Beiratssprecherin Ute Reimers-Bruns (SPD) hat da Bedenken. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Räumlichkeiten ausreichen. Da müsste viel umgebaut werden“, sagt sie auf Nachfrage der Redaktion. Schwierigkeiten sieht sie auch für eine Umnutzung des Rathauses, wegen des Denkmalschutzes. Reimers-Bruns favorisiert nach eigenen Worten einen Neubau für die Bibliothek. „Wir sollten in Blumenthal nicht kleckern, sondern klotzen.“ Ideal geeignet als Standort wäre ihrer Ansicht nach der geplante Berufsschulcampus auf dem ehemaligen Woll-Kämmerei-Gelände. „Da könnten sich die Berufsschüler vor Ort in der Bibliothek Lehr-und Lernmaterial besorgen.“ Zumal wenn die neue Stadtbibliothek erst in einigen Jahren eröffnen sollte, wäre laut Reimers-Bruns genug Zeit für eine Standortplanung auf dem Campus.
Alternative zu einem Neubau
Unter Berufung auf das Kulturressort hatte die stellvertretende Leiterin der Stadtbibliothek Bremen vor einiger Zeit gegenüber unserer Zeitung von einem Startschuss „2020plus“ gesprochen. Wobei die Kulturbehörde bei diesem „plus“ schon an zehn Jahre denke, hieß es damals. In der Beiratssitzung nannte Staatsrätin Emigholz keinen Zeitpunkt.
Als Alternative zu einem Neubau bringt Ute Reimers-Bruns auch das Sparkassen-Gebäude an der Landrat-Christians-Straße ins Gespräch. Wie berichtet, will die Sparkasse dort ausziehen. Die Bibliothek könnte einziehen, meint Reimers-Bruns. Zentrale Lage, viel Platz, vorhandene Parkplätze, vom Berufsschulcampus wäre das Gebäude schnell zu erreichen – das alles spreche für den Standort.
Marcus Pfeiff ist Sprecher der Initiative Alt-Blumenthal. Von einer Wiederbelebung des alten Büchereigebäudes neben dem Rathaus hält die Initiative nach seinen Worten nichts. Pfeiff, auch SPD-Fraktionsvorsitzender im Blumenthaler Beirat, verweist auf den geplanten Berufsschulcampus hinter dem Rathaus. Dieser Campus sollte sich zum Zentrum hin öffnen, ein Bibliotheksvorbau passe da nicht ins Bild. Die Initiative wünscht sich laut Pfeiff „ein ganzheitliches Konzept für das Zentrum und keine vorschnellen Entscheidungen, die uns für die Zukunft Möglichkeiten verbauen“.
Die Frage, was aus der Bürgerbücherei und deren ehrenamtlichen Mitarbeitern werden soll, wenn die neue Stadtteil-Bibliothek an den Start geht, soll an einem Runden Tisch „mit allen Beteiligten“ geklärt werden, hieß es im Beirat. Emigholz zollte den Ehrenamtlichen Anerkennung für ihre Arbeit. Die Staatsrätin beließ es nicht bei warmen Worten. Der Beirat beschloss am Montagabend einstimmig einen von der SPD-Fraktion eingebrachten Antrag. Darin wird die Kulturbehörde gebeten, den Förderverein Bibliothek Blumenthal mit der Übernahme der Betriebskosten zu unterstützten. Die belaufen sich nach Angaben des Fördervereins in diesem Jahr auf rund 7 800 Euro. Emigholz sagte der Initiative noch am Abend zu, dass die Summe bereitgestellt werde.