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Blumenthaler Stadtentwicklung Forscher begleiten Ortskernsanierung: Gesünder wohnen im Zentrum

Das Blumenthaler Zentrum ist das einzige Sanierungsgebiet in Bremen – und neuerdings auch ein Viertel, dessen Umbau wissenschaftlich begleitet wird. Neben zwei anderen Quartieren im Bundesgebiet.
27.01.2025, 17:45 Uhr
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Forscher begleiten Ortskernsanierung: Gesünder wohnen im Zentrum
Von Christian Weth

Erst gab es eine städtebauliche Analyse des Blumenthaler Zentrums, dann eine energetische, jetzt steht fest: Es soll eine dritte geben. Auch bei der wird es um Häuser, Straßen und Plätze gehen. Aber vor allem darum, inwieweit bei ihrem Umbau drei Aspekte berücksichtigt werden – Gesundheit, ökologische Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit. So die Reihenfolge. Das Geld, um das Evaluationsprojekt umzusetzen, kommt aus Berlin. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat wissenschaftliche Institute beauftragt, Blumenthal zum Forschungsfeld zu machen. Und einen Bezirk und ein Quartier in zwei anderen Städten gleich mit.

Dass im alten Ortskern erneut Fachleute unterwegs sein werden, um ihn zu sondieren und Bewohner zu befragen, steht erst seit Kurzem fest. Oliver Fröhlich bekam die Nachricht in der ersten Januar-Woche. Der Blumenthaler Ortsamtsleiter hat mitverfolgt, wie der Förderantrag für das Projekt vorbereitet wurde. Die ersten Gespräche liegen inzwischen anderthalb Jahre zurück. Genauso wie die ersten Präsentationen, warum das Vorhaben wichtig ist, was im Detail untersucht werden soll und von wem. Drei Einrichtungen sind beteiligt: das Institut für Public Health und Pflegeforschung an der Bremer Uni, eine Abteilung der Hochschule für Gesundheit in Bochum und eine gemeinnützige Forschungsgesellschaft aus Wuppertal.

Die Zusammenarbeit der Institutionen kommt nicht von ungefähr. Auch ein Bezirk in Bochum und ein Quartier in Wuppertal sind vom Bundesministerium zum Untersuchungsgebiet erklärt worden – Wattenscheid und Mirke. Auch dort gibt es Pläne, städtebauliche Probleme zu lösen und Potenziale mehr als bisher zu nutzen. Auch für sie sind Entwicklungskonzepte geschrieben worden, die nach und nach abgearbeitet werden. Und die jetzt daraufhin überprüft werden sollen, welche Rolle bei der Umsetzung der Sanierer und Stadtumbauplaner eigentlich die Gesundheit der Bewohner, umweltpolitische Belange und eine Gleichbehandlung von Gruppen spielen. Den Antrag auf Bundeszuschüsse für das Projekt haben die drei Partner gemeinsam gestellt.

Salus-Transform haben sie ihr Vorhaben genannt, ein Wortspiel aus dem lateinischen Begriff für Wohlbefinden und der englischen Bezeichnung für Umwandeln. Die Soziologen, Human- und Gesundheitswissenschaftler wollen beispielsweise erfahren, wie in Sanierungs- und Stadtumbaugebieten mit versiegelten Flächen umgegangen wird. Mit Möglichkeiten, Verkehr und Lärm zu reduzieren und die Luftqualität zu erhöhen. Ob mehr Zugänge zu Grünflächen und Sportplätzen geschaffen werden, aber auch zu gesundem Essen. Und welche Bewohnergruppen von den Projekten der Planer profitieren und inwieweit die Menschen in den Quartieren an den Entscheidungen, was gemacht werden soll und was nicht, beteiligt werden.

Gabriele Bolte und Justus Tönnies sind zwei dieser Wissenschaftler, die das Sanierungsprojekt begleiten werden. Beide arbeiten für das Gesundheits- und Pflegeforschungsinstitut an der Bremer Uni. Sie ist geschäftsführende Direktorin, er Studienkoordinator. Tönnies sagt, dass die Daten, die für die Analyse herangezogen werden, unterschiedliche Quellen haben. Mal sollen Zahlen und Statistiken von Behörden herangezogen werden, mal Anwohner, Quartiersmanager und Stadtumbauplaner befragt werden. Der wissenschaftliche Mitarbeiter spricht von Workshops, die geplant sind. Von gemeinsamen Rundgängen durch den Stadtteil. Und davon, dass das Evaluationsprojekt im Februar starten wird.

Drei Jahre sind für Untersuchungen in Blumenthal, Wattenscheid und Mirke veranschlagt worden. Was – im Vergleich zur Dauer der Sanierung des Stadtteilzentrums und der angrenzenden Viertel – nicht viel ist. Quartiersplaner gehen davon aus, dass es rund 15 Jahre dauern wird, bis alle baulichen Veränderungen abgeschlossen sind, mit denen der alte Ortskern vorangebracht werden soll. Die Ergebnisse der Soziologen und Forscher zu Gesundheit, Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit sind dann längst ausgewertet. Laut Tönnies soll die Analyse noch etwas anderes zeigen. Ob nämlich die angelegten Parameter der Untersuchung und die angewandten Methoden die richtigen sind. Oder ob sie bei künftigen Sanierungsvorhaben angepasst werden müssen.

Info

Das Projekt der Institute wird den Blumenthaler Beiratsfraktionen auf ihrer nächsten Sitzung vorgestellt. Das Treffen der Fraktionen ist für Montag, 11. Februar, geplant. Die Parteien tagen ab 18.30 Uhr in der Mensa der Oberschule An der Lehmhorster Straße, Lehmhorster Straße 5.

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