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Umbauprojekt in Blumenthal Kämmerei-Quartier: Der große Altbau-Plan

Im Blumenthaler Beirat ist jetzt vorgestellt worden, was aus dem früheren Gebäude der technischen Verwaltung im Kämmerei-Quartier werden soll. Und warum es bei einem Projekt schnell gehen muss.
13.11.2024, 18:00 Uhr
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Kämmerei-Quartier: Der große Altbau-Plan
Von Christian Weth

Erst wollte die Stadt das Gebäude behalten, dann hat sie es doch verkauft – und dem neuen Eigentümer damit so viele Möglichkeiten eröffnet, dass jetzt überlegt wird, was alles aus ihm werden könnte. Im Blumenthaler Beirat sind in dieser Woche erste Planungen und Ideen vorgestellt worden, wie der Klinkerkomplex, in dem früher die technische Verwaltung der Woll-Kämmerei war, genutzt werden könnte. Für ein Projekt sind mehrere Räume inzwischen umgestaltet worden. Es soll schnell kommen, weil es um die Betreuung von Kindern geht. Und darum, vorbereitet zu sein, falls wieder so viele Kitaplätze fehlen wie zuvor.

Bildung, Soziales, Kultur: In dem Altbau, der direkt an der Hauptachse des Kämmerei-Quartiers steht, soll es von allem etwas geben. So sagt es Yvonne Riegel. Und auch, dass die Nutzung zweckgebunden ist. Das, meint die Geschäftsführerin der gemeinnützigen Hansea Sana GmbH, hat die Stadt vertraglich so festgeschrieben. Riegel ist nicht die Käuferin, aber die, die alle künftigen Angebote in dem Gebäude koordiniert und plant. Es gehört jetzt einer Gesellschaft von Mathias Gil. Der Nordbremer Bauunternehmer ist der Investor, Riegel die Betreiberin – so haben sich beide schon häufiger aufgeteilt. Auch bei anderen Projekten, bei denen es um die Betreuung von Kindern geht.

Die Hansea-Sana-Chefin zeigt den Fraktionen an diesem Abend auf Plänen, worauf man sich mit der Bildungsbehörde verständigt hat: hier die Gruppenräume, dort die Küche, daneben das Lager und vorne am Eingang die Rampe, die aus dem denkmalgeschützten Gebäude ein barrierefreies machen soll. Der Bereich, in dem die Kinder betreut werden, liegt zwar im Erdgeschoss, aber nicht ebenerdig zur Straße. Er kommt auf 238 Quadratmeter – und die Einrichtung, wenn alle Plätze vergeben sind, auf 225 Kinder. Sie ist keine Kita, sondern ein Angebot, dass ähnlich wie eine Kita arbeitet. Mit dem Unterschied, dass jedes Kind höchstens für acht Stunden in der Woche kommen kann.

Riegel spricht von einem niedrigschwelligen Angebot. Von Mädchen und Jungen, die – wenn es schon keinen regulären Betreuungsplatz für sie gibt – zumindest auf einen regulären Platz vorbereitet werden sollen. Und davon, dass die Einrichtung eine Interimslösung ist. Bis eben die Tagesstätten gebaut sind, die von der Behörde für Blumenthal angekündigt wurden. Und die sogenannte Wende da ist: Das Ressort will bis zum Kitajahr 2025/2026 mehr Plätze im Stadtteil anbieten können, als es Nachfragen gibt. So der Plan. Riegel sagt nichts darüber, ob er tatsächlich aufgehen kann. Sondern nur, dass mit der Einrichtung eine Möglichkeit geschaffen wird, unversorgte Kinder aufnehmen zu können.

Und weil nicht dieselben Auflagen zu erfüllen sind, wie sie für Kitas gelten, kann das temporäre Angebot schneller geschaffen werden als ein reguläres. Die Geschäftsführerin geht davon aus, dass die Räume im Januar eröffnet werden. Eigentlich müssen nur noch die Möbel kommen. Riegel zeigt Fotos von neu gestrichenen Wänden und neu gefliesten Böden. Und hält es für möglich, dass aus der vorübergehenden Lösung eine dauerhafte wird – für Kinder von Lehrern, die auf dem geplanten Bildungscampus im Kämmerei-Quartier arbeiten werden. Und von manchen Berufsschülern. Die Behörde rechnet mit mehreren Hundert Pädagogen und mehreren Tausend Schülern, wenn alle fünf Schulen fertig sind.

So weit wie das Betreuungsangebot ist kein anderes Vorhaben im früheren Verwaltungssitz. Bei den übrigen nennt die Hanse-Sana-Geschäftsführerin keinen Monat, in dem sie umgesetzt sein sollen, sondern spricht ausschließlich von Möglichkeiten. Riegel sagt, dass sie Ideen für das Untergeschoss hat und Gespräche darüber führt, was dort untergebracht werden könnte. Zum Beispiel das sogenannte Afrika-Archiv, das 1975 gegründet wurde und momentan noch an der Bremer Uni ist, aber ausgelagert werden soll. Zum Beispiel eine Mensa für die Nordbremer Willkommensschule, die auch auf den Campus ins Kämmerei-Quartier soll und bisher noch eine Containerschule ist.

In Verhandlungen ist sie auch über eine Anlaufstelle, die es so in Blumenthal bislang nicht gibt – für Personalchefs, die Auszubildende suchen, und für Berufsschüler, die sich nach einem Ausbildungsplatz umsehen. Beide Seiten könnten in einem Anbau zusammenkommen, der nach Riegels Rechnung in den 50er-Jahren entstanden ist und ebenfalls über mehrere Etagen geht. Im Obergeschoss sind ihr zufolge Ausweichräume für Schulen denkbar. Außerdem sieht sie Potenzial, die eigene Akademie für Fort-, Aus- und Weiterbildung zu erweitern. Deren Hauptsitz ist gleich gegenüber und wie das Gebäude der technischen Verwaltung ein Altbau der früheren Woll-Kämmerei.

Der Komplex, der jetzt dazugekommen ist, bietet so viel Platz, dass noch Raum für andere bleibt: für Vereine, Künstler, Initiativen, die tagen, ausstellen und beraten wollen. Riegel sagt, dass es erste Anfragen gibt. Und dass sie offen für weitere Gespräche ist, damit der jahrelange Leerstand des Gebäudes aufhört. Auch die Stadt hatte Pläne, ihn zu beenden. Sie wollte aus ihm eine Mensa und eine Fachbibliothek machen. So hatten es die Campus-Planer in einem ersten Entwurf vorgeschlagen. Dann gab es einen neuen – und in dem waren die Schulkantine und die Bücherei woanders untergebracht.

Info

Wer sein Kind für das Betreuungsangebot im früheren Gebäude der technischen Verwaltung im Kämmerei-Quartier anmelden oder Räume nutzen will, kann sich ab sofort an die Hansea Sana gGmbH unter der Telefonnummer 04 21 / 84 13 60 97 oder der E-Mail-Adresse info@hansea-sana.de wenden.

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