Wechsel im Blumenthaler Beirat und im Ortsamt hat es immer wieder mal gegeben, aber selten waren es so viele auf einen Schlag wie jetzt. Drei gibt es, wobei in einem Fall kein Mandatsträger geht, sondern sich ausschließlich das Parteibuch ändert. Wer aus dem Stadtteilparlament ausscheidet, wer demnächst die Verwaltung verlässt, wer ab sofort einer anderen Wählervereinigung angehört als bisher – und warum. Die Personalien und Gründe im Überblick.
Sven Schellenberg: Kein Blumenthaler Beiratspolitiker hat in den vergangenen Jahren so oft die Fraktion gewechselt und seinen Status verändert wie er. Schellenberg war mal Fraktionsmitglied, mal parteilos, gehörte der AfD an, war bei den Liberal-Konservativen Reformern – und ist seit Neuestem bei den Bürgern in Wut. Im Grunde, könnte man sagen, ist er wieder in der Partei, in der er ganz am Anfang war. Zu den Wutbürgern gehörte Schellenberg, bevor er in die AfD eintrat und anschließend ins Blumenthaler Parlament gewählt wurde. Damals war er ausschließlich Fördermitglied.
Seit vergangenen Woche ist er nun offiziell ein aktives Mitglied der Wählervereinigung. Schellenberg, 55, verheiratet, Unternehmer, spricht davon, keinen Halt mehr bei den Liberal-Konservativen Reformern gehabt zu haben. Ihr Landesvorstand, sagt er, war schon Geschichte, als es Ende des Vorjahres zu einer regelrechten Austrittswelle bei der Kleinpartei auf Bundesebene kam. Darum hat er gemacht, was ihm zufolge viele Mitglieder gemacht haben: sich den Bürgern in Wut zugewandt. Zurück zur AfD wollte er nicht. Deren Ansichten sind ihm nach eigenen Worten inzwischen zu radikal.
Andreas Pfaff: Der CDU-Politiker ist länger im Blumenthaler Beirat als viele andere Fraktionsvertreter: fast zwölf Jahre, was umgerechnet drei Wahlperioden entspricht. Im Vorjahr hat Pfaff mal gesagt, dass es in dieser Zeit immer wieder Momente gegeben hat, in denen er beinahe die parlamentarische Arbeit hingeschmissen hätte – aus Frust, dass er und die anderen Parlamentsmitglieder beschließen können, was sie wollen, ohne dass eine Behörde darauf sonderlich Rücksicht nimmt. Jetzt hört der Unionsmann, 61, zwei erwachsenen Kinder, selbstständig, wirklich auf. Aus gesundheitlichen Gründen.
Auf der Internetplattform des Ortsamtes wird Pfaff zwar noch als Mitglied der CDU-Fraktion aufgeführt, dass er sein Mandat niederlegen will, ist aber mit seinen Parteikollegen seit Längerem abgesprochen. Offen ist trotzdem noch, wer für ihn ins Stadtteilparlament nachrücken wird. Nach Angaben von Holger Jahn und Hans-Gerd Thormeier gibt es mehrere Optionen. Der CDU-Vertreter und der Fraktionschef kommen zusammen auf mindestens drei Aspiranten. Eine Entscheidung, wer es wird, soll in den nächsten Tagen fallen. Bei der nächsten Beiratssitzung wird der Neuzugang vorgestellt.
Jan-Ole Sell: Wer im Ortsamt anruft und die allgemeine Nummer wählt, bekommt es in der Regel mit ihm zu tun. Sell ist so etwas wie die Stimme der Blumenthaler Verwaltung. Er ist für viele der Ansprechpartner Nummer eins, aber immer im Hintergrund. Seit fünf Jahren gehört der Verwaltungssekretär zum Dreier-Team des Ortsamtes. Am 1. August begann sein Dienst – und genau mit diesem Tag beginnt auch sein neuer. Sell, 27, in Bremen-Nord geboren, in Osterholz-Scharmbeck aufgewachsen, wechselt jetzt in die Verwaltung der Bremer Universität – ins Sekretariat für die Studierenden.
Dass er geht, hat nach seiner Rechnung zwei Gründe. Er will etwas Neues anfangen – und künftig einen kürzeren Weg zur Arbeit haben. Sell ist vor einem halben Jahr in die Neustadt gezogen. Wer für ihn ins Ortsamt kommt, soll sich demnächst entscheiden. Seit Anfang Juli ist seine Stelle ausgeschrieben. Wie schnell sie vergeben werden kann, wird sich zeigen. Einen personellen Engpass wie im Vegesacker Ortsamt versucht die Senatskanzlei jedenfalls zu vermeiden. Sells erster Tag in der Uni-Verwaltung soll auch der erste Tag des Neuzugangs in der Blumenthaler Verwaltung sein.