Sie lässt sich tragen wie ein Koffer und ist so schmal, dass sie in jede Ecke passt: die Rollstuhlrampe des Dokumentations- und Kulturzentrums (Doku) Blumenthal. Bekommen hat der Verein sie von der Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe Behinderter Menschen Bremen (Lags), die stadtweit bis zu 75 dieser Rampen verteilen will.
Dass das Doku eine solche mobile Hilfe braucht, ist Johanna Schwarz bereits seit Längerem klar. Schließlich ist der Haupteingang nur über zwei Treppen zu erreichen. "Deshalb wollten wir eigentlich bei der Aktion Mensch eine Rampe beantragen", sagt die Co-Leiterin. "Doch dann haben wir über die Blumenthaler Quartiersmanagerin Carola Schulz von dem Angebot der Lags erfahren." Also sind Schwarz und ihre Kollegin Alicia Bernhardt kurzerhand nach Walle gefahren und haben dort bei der Landesarbeitsgemeinschaft eine Rampe abgeholt.
Barrierefrei zu erreichen, war die Einrichtung zwar auch schon vorher über den Hintereingang. "Allerdings ist der Weg dorthin bei Regen unheimlich rutschig", erzählt sie. Zudem müsse jemand kommen, um das Gartentor zu öffnen. Für die Co-Leiterin spricht aber noch etwas ganz anderes gegen diesen Weg. "Es ist einfach viel schöner, wenn wir unsere Besucher – trotz der Treppenstufen – über den Haupteingang begrüßen können."
Doku will noch barrierefreier werden
Schließlich kommen immer wieder Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, ins Doku. Zum Beispiel zu den Veranstaltungen und Seminaren, die am Heidbleek stattfinden. Und deshalb will die Einrichtung in Zukunft noch barrierefreier werden. "Wir sind aktuell mit der Politik im Gespräch, um zu klären, ob unsere Toiletten nicht entsprechend umgebaut werden können", schildert Schwarz. Denn bisher gibt es in der Einrichtung keine barrierefreie Toilette.
Auch wenn das Doku sich um die Rampe bemüht hat, wird sie nicht nur von Besucherinnen und Besuchern des Kulturzentrums genutzt. "Direkt neben uns befindet sich die Polizei, die aufgrund der Stufen vor dem Haus nicht mit einem Rollstuhl zu erreichen ist", erzählt sie. "Deshalb steht die Rampe im Eingangsbereich, sodass sie auch von Menschen genutzt werden kann, die zur Polizei wollen."
Eine spezielle Schulung braucht es übrigens nicht, um die Rampe aufbauen zu können. "Das ist eigentlich selbsterklärend", sagt sie. Die mobile Hilfe muss lediglich auseinandergeklappt werden. Damit sie beim Benutzen nicht verrutscht, ist die Rückseite mit einem Gummi versehen. Das kommt auf die Treppenstufe. Anschließend ist die Rampe einsatzbereit.
Linken-Politiker gab Anstoß
Initiator der Aktion ist der Linken-Politiker Tim Sültenfuß. "Der hat die Idee gehabt, die Barrierefreiheit – vor allem in der Gastronomie und im Gewerbe – auszubauen", erzählt Gerald Wagner von der Lags. Deshalb warb er innerhalb seiner Partei dafür, dass Projekt über die sogenannten Fraktionsmittel zu finanzieren. Die stimmte zu. Damit stehen nun 30.000 Euro zur Verfügung: 20.000 Euro bleiben in Bremen, 10.000 Euro gehen nach Bremerhaven. Alles in allem könnten damit zwischen 50 und 75 Rampen angeschafft werden. Und weil weder die Politik noch die Verwaltung sich um die Verteilung kümmern kann, hat das zuständige Wirtschaftsressort die Lags gebeten, diese Aufgabe zu übernehmen.
Die Rampen sind Wagner zufolge zwar nicht der Inbegriff von Barrierefreiheit. "Sie sorgen aber dafür, dass ein Rollstuhlfahrer an Orte kommt, an die er sonst nicht käme." Und damit schaffen die mobilen Hilfen Teilhabe. Trotzdem geht es bei der Aktion aber nicht ausschließlich darum, Restaurants, Geschäfte oder kulturelle Einrichtungen entsprechend auszustatten. "Zeitgleich wollen wir darauf aufmerksam machen, dass nicht jede Rollstuhlfahrerin und jeder Rollstuhlfahrer in jedes Gebäude kommt", sagt Wagner. Perspektivisch habe er die Hoffnung, dass Gewerbetreibende – inspiriert von dem Projekt – selbst Geld in die Hand nehmen und damit Chancengleichheit schaffen.