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Versorgung in Bremen-Nord Brandbrief von Ärzten: Konfliktfall Kardiologie

über den Brandbrief von Herzmedizinern, die eine Verschlechterung der Patientenversorgung befürchten, ist auch in der Gesundheitsdeputation diskutiert worden. Jetzt wollen Nordbremer Abgeordnete handeln.
16.06.2024, 12:00 Uhr
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Brandbrief von Ärzten: Konfliktfall Kardiologie
Von Christian Weth

Auch wenn er nicht auf der Tagesordnung stand: Der Brandbrief von Nordbremer Herzmedizinern, die eine Verschlechterung der Patientenversorgung befürchten, hat trotzdem die Mitglieder der Gesundheitsdeputation beschäftigt. Zufrieden mit den Antworten, die sie auf der Juni-Sitzung von Verwaltungsseite bekamen, sind nicht alle Bürgerschaftsabgeordnete. CDU- und SPD-Politiker haben inzwischen angekündigt, nicht einfach so hinnehmen zu wollen, dass eine langjährige Kooperation zwischen dem Krankenhaus an der Hammersbecker Straße und einer benachbarten Kardio-Praxis beendet wurde, ohne die Fraktionen vorher zu informieren. Was Parteivertreter planen und wie die Behörde und der Klinikverbund Gesundheit Nord die Sache sehen – ein Überblick.

Die CDU: Kritisiert hatte er es schon vor der Sitzung, jetzt wollte es Rainer Bensch beim Treffen der Deputationsmitglieder genau wissen, warum Parteien von Ärzten erfahren müssen, dass eine Zusammenarbeit nicht weiterverfolgt wird. Für den gesundheitspolitischen Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion ist das ein Kommunikationsdesaster und nicht das erste Mal, dass Politiker über Dritte erfahren, was der Klinikverbund entschieden hat. Zum Schutz von Vertragsdetails hätte der seiner Meinung nach auch nicht öffentlich mitteilen können, was geplant ist. Und weil Bensch die Erklärung von Geschäftsführerin Dorothea Dreizehnter auf der Sitzung nicht gereicht hat, will er nun einen Fragenkatalog vorbereiten, der auch an Claudia Bernhard (Linke) gehen soll. Die Gesundheitssenatorin, findet er, soll mal sagen, warum es besser ist, eine Kooperation zu beenden und Wege für Herzkranke lang zu lassen, indem sie in die Innenstadt gefahren werden – obwohl es bei ihnen schnell gehen muss.

Die SPD: Für Ute Reimers-Bruns hat der Klinikverbund nicht so gehandelt, wie er ihrer Ansicht nach hätte handeln müssen: transparent. Darum will die Bürgerschaftsabgeordnete und Nordbremer Co-Chefin der SPD nun aus erster Hand erfahren, warum die Kooperation zwischen dem Krankenhaus und Kardio Bremen beendet wurde – und wie schwerwiegend die Folgen sind. Reimers-Bruns kündigt Gespräche sowohl mit Herzmedizinern des Klinikums als auch der Facharztpraxis an. Sie will Klarheit darüber, warum der Verbund meint, dass es besser ist, die Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus Links der Weser zu intensivieren und die mit den benachbarten Kardiologen zu beenden. Und sie fordert, dass die Versorgungsmöglichkeiten von herzkranken Patienten im Bremer Norden ausgebaut werden. So wie es Blumenthaler, Vegesacker und Burglesumer Stadtteilpolitiker im Regionalausschuss beschlossen haben. Reimers-Bruns rechnet damit, dass sich die drei Nordbremer Beiräte nach den Sommerferien noch einmal mit der Kardiologie befassen werden.

Der Klinikverbund: Nach den Worten von Karen Matiszick ist die Kommunikation nicht optimal gelaufen. Die Sprecherin des Klinikverbundes sagt, dass es keine Absicht war, die Politik über das Ende der Kooperation nicht zu informieren. Warum der Vertrag mit der Praxis ausgelaufen ist, begründet der Verbund damit, dass er nicht mehr Klinikpatienten formal entlassen will, damit sie ambulant behandelt werden können – um sie anschließend aus dem ambulanten wieder in den stationären Bereich neu aufzunehmen. Und damit, dass seiner Auffassung nach Patienten in einer spezialisierten Klinik wie dem Krankenhaus Links der Weser mit einem Herzzentrum besser versorgt werden können. Die Sorge von Politikern, dass auch die Kooperation zwischen dieser Klinik und zweier Kardio-Praxen beendet werden könnte, hält Matiszick für unbegründet. Ihr zufolge ist diese Zusammenarbeit eine ganz andere: Die Praxen bilden mit dem Klinikum quasi das Herzzentrum und sind deshalb ein fester Bestandteil.

Die Gesundheitsbehörde: Warum die Parteien vom Ende der Kooperation nicht in Kenntnis gesetzt wurden, kann Kristin Viezens nicht sagen. Die Sprecherin von Gesundheitssenatorin Bernhard verweist auf den Klinikverbund. Was sie dagegen sagen kann, ist: Dass das Nordbremer Klinikum keinen kardiologischen Versorgungsauftrag hat, sondern einen für Innere Medizin, was Grund- und Regelleistungen im Bereich der Herzmedizin beinhaltet. Die Klinikärzte, die im Einsatz sind, versorgen ihr zufolge ausschließlich kardiologische Patienten, die keine akuten Fälle sind. Um dies auch weiterhin gewährleisten zu können, ist eine Stelle zur fachärztlichen Sektionsleitung ausgeschrieben. Von einem Ausbau der Kardiologie, wie sie von Politikern gefordert wird, ist keine Rede. Anders als in der Wesermarsch. Das St.-Bernhard-Hospital in Brake hat jetzt einen neuen Oberarzt eingestellt, will im Herbst einen weiteren Mediziner ins Team holen – und die Expansion nach eigener Darstellung fortsetzen.

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