Der Brandbrief von Medizinern, die befürchten, dass sich die Versorgung von Patienten mit Herzproblemen verschlechtern wird, hat Nordbremer Politiker überrascht. Vor allem die Nachricht, dass eine jahrelange Kooperation zwischen dem Krankenhaus an der Hammersbecker Straße und der kardiologischen Praxis im benachbarten Fachärztezentrum beendet wurde. Dabei, meinen Parteivertreter von CDU und SPD, hatten Entscheider des Klinikverbundes Gesundheit Nord und der Gesundheitsbehörde ausreichend Gelegenheit, über das Ende der Zusammenarbeit zu informieren. Und über dessen Folgen.
Weder Rainer Bensch noch Marcus Pfeiff haben nach eigenem Bekunden gewusst, dass bei herzkranken Klinikpatienten seit Monaten nicht mehr auf Behandlungstechnik von Kardio Bremen zurückgegriffen wird. Und dass sie stattdessen grundsätzlich ins Klinikum Links der Weser gefahren oder geflogen werden. Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion und der Blumenthaler SPD-Beiratspolitiker haben immer gefordert, dass die Bedingungen für Nordbremer Patienten mit Herzproblemen besser werden müssen – und Wege für sie kürzer statt länger. Beide wollen jetzt, dass die Spitzen des Klinikverbundes und der Gesundheitsbehörde schnellstmöglich nachholen, was bisher versäumt wurde: sie über die Veränderungen und Gründe in Kenntnis zu setzen.

Das Facharztzentrum am Klinikum: Das Krankenhaus hat über Jahre das Herzkatheterlabor von Kardio Bremen genutzt.
Dass das ausgeblieben ist, irritiert Pfeiff umso mehr, da mit Heike Penon die Finanzchefin des Klinikverbundes zuletzt im Regionalausschuss war. Einem Gremium, in dem alle Nordbremer Stadtteilparlamente vertreten sind – und das seit Längerem fordert, die Nordbremer Kardiologie auszubauen. Seiner Ansicht nach hätte Penon das Ende der Kooperation mit der Facharztpraxis nicht nur erläutern können, sondern wegen der Transparenz, die von allen erwartet wird, erläutern müssen. Er will nun Klarheit darüber, was die engere Zusammenarbeit mit dem Klinikum Links der Weser und die Auflösung der Kooperation mit Kardio Bremen unterm Strich eigentlich bedeutet: ob nun die Nordbremer Kardiologie mithilfe des Krankenhauses in Obervieland ausgebaut wird oder ob der Ausbau anderorts erfolgen soll.
Auch CDU-Abgeordneter Bensch hat Fragen – allerdings weniger an die Geschäftsführung des Klinikverbundes, sondern vielmehr an Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke). Und weil seiner Ansicht nach der Brandbrief die unzureichende Versorgung von herzkranken Patienten aus der Region offenbart, will er auch, dass schnellstmöglich Abhilfe geschaffen wird. Der Nordbremer Unionspolitiker kündigt an, das Schreiben der Fachärzte zum Thema der nächsten Deputationssitzung zu machen. Sie ist für Dienstag, 11. Juni, geplant. Bernhard, die zugleich Aufsichtsratsvorsitzende des Krankenhausverbundes ist, soll dann sagen, welche Vorteile es bringt, eine zehnjährige Kooperation aufzukündigen und auf mehr Fahrten mit dem Rettungswagen zu setzen.
Im Grunde will er mehr. Dass die Behördenchefin nämlich die Möglichkeiten des sogenannten Landesgremiums nach dem Sozialgesetzbuch nutzt – und mit Praxis- und Klinikmedizinern sowie Entscheidern der Kassenärztlichen Vereinigung über Projekte spricht, die dazu beitragen, die medizinische Versorgungslage nachhaltig zu verbessern. Nicht nur die für Patienten mit Herzproblemen, sondern auch die für junge Menschen. Der Brandbrief der Kardiologen ist nicht der einzige. Auch Kinder- und Jugendärzte haben zuletzt einen geschrieben. Bensch findet, dass sich ambulante und stationäre Angebote noch mehr ergänzen müssen. Dass nach seinen Worten sektorenübergreifend gearbeitet werden muss. Und dass es deshalb nicht weniger Kooperationen geben sollte, sondern mehr.