Dreieinhalb Monate ist es her, dass Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) die Kriminalstatistik für Bremen vorgestellt hat – jetzt gibt es wieder Zahlen. Die CDU hat um sie gebeten. Ihr reicht es nämlich nicht, dass die Behörde bei der Präsentation im Frühjahr den Fokus auf die Stadt legt und nicht auf die Stadtteile. Darum hat sie eine Anfrage an den Senat gestellt und nun die Antwort von ihm bekommen. Noch bevor die Kommissariatsleiter wie üblich in den Beiräten waren, um zu sagen, was in den einzelnen Quartieren im Vorjahr los war.
Die Statistik für die Stadtteile kommt auf elf Seiten. Die meisten zeigen Tabellen, die sich ähnlich sind – auch darin, dass sie nur einen Teil der Vergehen abbilden, mit denen es die Polizei zu tun hat. Der CDU-Bürgerschaftsfraktion ging es bei ihrer Anfrage zwar um sämtliche Bremer Gebiete im Detail, aber nicht um alle Straftaten, die in diesen 22 Gebieten begangen wurden. Zu sechs Delikten wollte sie Angaben: Raub, Körperverletzung, Diebstahl, Wohnungseinbruch, Rauschgift- und Sexualstraftaten. Außerdem wollte sie wissen, wie viele Fälle aufgeklärt wurden und warum manche Zahlen gestiegen sind und andere gesunken.
Nach den Zahlen der Beamten sind im Norden der Stadt im vergangenen Jahr 8802 Straftaten verübt und bearbeitet worden. Was 888 mehr sind als 2023. Die meisten Fälle gab es in Vegesack – 3680. Und die wenigsten in Burglesum – 2523. Blumenthal kam auf 2599 Delikte. Es war auch schon mal andersherum. Vor zwei Jahren war der nördlichste Stadtteil an dritter Stelle und das südlichste der drei Nordbremer Gebiete an zweiter. In Vegesack gab es in den Vorjahren für die Beamten immer am meisten zu tun. Vertreter der Polizei haben das damit begründet, dass Vegesack ein Mittelzentrum ist und mehr Geschäfte auf engem Raum hat.
In jedem der drei Stadtteile sind die Zahlen nach oben gegangen. Den höchsten Anstieg gab es in Blumenthal (plus 418) und den niedrigsten in Burglesum (158). In Vegesack wurden 312 Straftaten mehr registriert als im Jahr davor. In der Antwort auf die CDU-Anfrage werden dafür mehrere Erklärungsansätze angeführt. Die Polizei weist auf Studien hin, nach denen die allgemeine Inflation in Zusammenhang mit einem deutlichen Plus an Eigentumsdelikten gesehen wird. Und darauf, dass die Gewaltkriminalität im Vorjahr bundesweit zugenommen hat. Ihre Zahl, sagen Beamte, ist auf dem höchsten Stand seit 2007.
Der Trend spiegelt sich auch im Norden wider: überall mehr Diebstähle und fast überall mehr Körperverletzungen. Und weil Vegesack der einzige Nordbremer Stadtteil mit Fußgängerzone ist, gab es dort auch die meisten Beutezüge: 1676 Fälle wurden angezeigt, 118 mehr als im Jahr davor. Noch deutlicher ging es in Blumenthal rauf – von 829 auf 1008 Delikte. Und am deutlichsten in Burglesum – von 854 auf 1165 Diebstähle. Besonders ist der Stadtteil auch in anderer Hinsicht. Als einziger verzeichnet er weniger Körperverletzungen: 255 statt 289. In Vegesack stieg die Zahl dagegen von 368 auf 373 und in Blumenthal von 295 auf 316.
So ist es auch bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Während in Burglesum im Vorjahr weniger erfasst wurden als 2023 – 30 statt 36 – , wurden sie in den beiden anderen Nordbremer Stadtteilen deutlich häufiger angezeigt. In Vegesack registrierten die Beamten 58 statt 35 Sexualdelikte und in Blumenthal 90 statt 60. Was im ersten Fall ein Plus von 65 Prozent bedeutet und im zweiten von 50 Prozent. In den Tabellen, die in der Antwort der Landesregierung auf die CDU-Anfrage für den Norden aufgelistet werden, gibt es kein Vergehen, bei dem die Fallzahlen so drastisch gestiegen sind wie bei diesem.
Und bei keinen anderen Straftaten sind sie so gesunken wie bei den Rauschgiftdelikten. Blumenthal: minus 29. Burglesum: minus 46. Vegesack: minus 44. Im Mittelzentrum, wo es zuletzt vor allem um Crack ging, ist die Fallzahl nicht mehr drei-, sondern zweistellig: 82. In Burglesum liegt sie bei 38, genauso wie in Blumenthal. Zurückgegangen sind auch die Wohnungseinbrüche. In Vegesack gab es 37 statt 83 Anzeigen, in Blumenthal 57 statt 75 und in Burglesum 41 statt 65. Einen Rückgang verzeichneten die Beamten außerdem bei Raubüberfällen: Die Zahl fürs Mittelzentrum liegt bei 32 (minus 24), für den nördlichsten Stadtteil bei 30 (minus eins) und für das südlichste der drei Gebiete bei 16 (minus 14).
Aufgeklärt wurden in Vegesack 1557 Fälle (plus 13,1 Prozent), in Blumenthal 1152 (plus 20,1) und in Burglesum 1094 (minus 0,7).