Marcus Pfeiff hat inzwischen mehrere Corona-Testcenter ausprobiert – und erlebt bei allen dasselbe: Nirgendwo geht es ohne Schlange stehen. Mal wartet er 40 Minuten vor der Tür, mal anderthalb Stunden. Mehrmals in der Woche geht das so. Pfeiff muss regelmäßig zum Testen. Im Hauptberuf ist der Blumenthaler SPD-Politiker nämlich Produktberater für Klinik-Equipment. Er sagt, dass es vielen Menschen so geht wie ihm. Und dass es offizielle Schnelltests endlich auf die Schnelle geben muss. Im Stadtteil wird jetzt eine Offensive vorbereitet.
Zwei Anlaufstellen gibt es in Blumenthal, zwei weitere werden gerade geplant. Die beiden ersten sind am Striekenkamp und an der Kaffeestraße, die beiden anderen sollen an der Weserstrand- und der Heidlerchenstraße eingerichtet werden: auf den Parkplätzen der E-Center Schwinning und Mecke. So kündigt es Ortsamtsleiter Oliver Fröhlich an. Er hat gehört, was Pfeiff jetzt im Beirat forderte, und gelesen, was der Stadtteilpolitiker auf Facebook über fehlende Teststellen schrieb. Dass sich ihre Zahl jetzt in Blumenthal erhöhen soll, hat jedoch weder mit dem einen noch mit dem anderen zu tun. Sondern mit einem Anbieter, der Sebastian Taylor heißt und sich vor zwei Wochen beim Ortsamt gemeldet hat.
So lange vermittelt Fröhlich mittlerweile zwischen ihm und der Gesundheitsbehörde. Läuft alles glatt, rechnet der Blumenthaler Verwaltungschef damit, dass die beiden Anlaufstellen in der nächsten Woche starten können. Außer neu werden sie auch anders sein als alle bisherigen im Bremer Norden. Statt drinnen soll draußen getestet werden. Fröhlich spricht von einem Drive-in, von Mobilbauten für das Personal und von Pavillons, durch die jeder fahren oder gehen kann, der prüfen lassen will, ob er Corona hat. Ihm zufolge sind die Bürocontainer für die Teams inzwischen bestellt und ist die Freigabe des Personals durch die Gesundheitsbehörde am Donnerstagnachmittag erfolgt.
Nach seiner Rechnung werden 15 Kräfte im Einsatz sein. Sie sollen sich auf die beiden Teststellen bei den Einkaufsmärkten und auf ein drittes Angebot bei der Kaserne in Schwanewede verteilen. Fröhlich schließt nicht aus, dass weitere Anlaufstellen im Stadtteil hinzukommen. Das, meint er, ist zumindest geprüft worden. Philipp Thiekötter bestätigt das. Der Betreiber mehrerer Testcenter sagt aber auch, was der Ortsamtsleiter noch nicht wissen kann: Dass das Gebäude, das er sich für eine zusätzliche Anlaufstelle im Bremer Norden angeschaut hat, doch nicht infrage kommt: die frühere Post an der Landrat-Christians-Straße. Laut Thiekötter reicht weder die Zahl der Räume noch deren Größe aus.
Und noch mehr Immobilien will der frühere Pächter des Strandlust-Hotels im Moment nicht besichtigen. Er sagt, sich auf die Testcenter und Teststellen, die er mit einem Geschäftspartner eröffnet hat, konzentrieren zu wollen. Thiekötter kommt auf drei: in Vegesack, Burglesum und Osterholz-Scharmbeck – und nach eigenen Worten auf einen logistischen und personellen Apparat, der auch ohne neue Anlaufstellen immer größer und komplizierter wird. Laut Thiekötter war es vor Monaten noch wesentlich leichter, geschultes Personal zu finden. Und deutlich einfacher, immer genügend Antigen- und PCR-Schnelltests vorrätig zu haben, dass sie für alle reichen, die regelmäßig vor der Tür in der Schlange warten.
Zum Beispiel beim Testcenter an der Kirchheide gegenüber der Polizei. Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt sieht die Frauen, Männer und Jugendlichen, die in einer langen Reihe anstehen, fast täglich. Er sagt, sich deshalb zu wünschen, dass es mehr Anlaufstellen wie diese in Vegesack gäbe. Das hat Dornstedt auch der Gesundheitsbehörde mitgeteilt – und auch, dass sie sich melden soll, sobald es Kontakt zu einem neuen Anbieter für Corona-Tests gibt. Nur eben gemeldet, hat sich das Ressort bisher nicht. Der Vegesacker Verwaltungschef kann es zwar nicht mit letzter Gewissheit sagen, geht aber immer mehr davon aus, dass es bei der einen Anlaufstelle im Stadtteil bleiben wird.
Das Gleiche nimmt Florian Boehlke mittlerweile für Burglesum an. Der Ortsamtsleiter hat zwar vor Längerem mal eine Anfrage eines Apothekers für ein zweites Testangebot bekommen, seither jedoch nichts mehr von ihm gehört. Dabei würde es seiner Meinung nach Sinn machen, wenn es in Burg-Grambke oder Marßel weitere Anlaufstellen gäbe, weil beide Ortsteile am weitesten vom früheren Lesumer Ortsamt entfernt sind – und damit von der einzigen Teststelle im Stadtteil. Boehlke sagt, dass es mal Schlangen von Wartenden vor dem Gebäude gab, aber noch nie so lange wie in Vegesack. Dort haben sie mal bis zur evangelisch-methodistischen Kirche gereicht. Und damit über die Kirchheide hinaus.