Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Anlaufstelle in Vegesack Testen, testen, testen

Die Nachfrage nach Covid-Tests ist so groß, dass die Menschen schon anstehen, bevor die Vegesacker Anlaufstelle überhaupt aufmacht – und es für Betreiber immer schwieriger wird, das Lager zu füllen.
03.12.2021, 18:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Testen, testen, testen
Von Christian Weth

Im Spätsommer hatte Philipp Thiekötter geglaubt, dass mit dem Ende der Impfzentren auch das Aus für die Testcenter kommen könnte. Kaum jemand kam noch, um überprüfen zu lassen, ob er sich mit Corona infiziert hat. Der Vegesacker ließ die Anlaufstelle an der Kirchheide, die er mit einem Partner betreibt, trotzdem geöffnet. Jetzt, zwei Monate später, hat sich die Situation ins Gegenteil verkehrt. Der Andrang ist so groß, dass die Menschen in Schlangen vor der Tür stehen – und es immer schwieriger wird, genügend Tests zu bekommen.

Die Leute stehen inzwischen schon an, bevor das Center überhaupt aufmacht. Und eine Reihe von Wartenden gibt es auch dann, wenn es längst geschlossen hat. Eigentlich. Das Team hat regulär um sechs Feierabend, testet aber immer häufiger mal eine Stunde, mal zwei Stunden darüber hinaus. Thiekötter sagt, dass die Mitarbeiter alles daransetzen, niemanden wegschicken zu müssen. Was aber nicht immer klappt. Irgendwann, meint der ehemalige Strandlust-Pächter, muss jemandem, der sich neu in der Schlange anstellt, gesagt werden, dass er am nächsten Tag wiederkommen muss.

Lesen Sie auch

Seit Wochen geht das so. Und seit Wochen nimmt der Andrang zu. Im November sprach Thiekötter noch von 100 Personen, die pro Tag im Center getestet werden. Mittlerweile, sagt er, ist die Zahl fünfmal so hoch. Einen Tag ohne Schlangestehen gibt es nicht mehr. Auch deshalb, weil viele die Corona-Warn-App nicht nutzen wollen, die das Erfassen vereinfachen würde. Am Freitagmorgen kam die Reihe der Wartenden nach seiner Schätzung auf 30 Meter – und damit auf eine längere Distanz als bei der benachbarten Impfstelle. Vor Kurzem war es noch andersherum. Bis die Behörde reagierte und nur noch geimpft wird, wer einen Termin hat.

Thiekötter kann keine Termine vergeben. Er kann nur versuchen, mehr Personal zu finden – und auch das würde den Ablauf im Center nur bedingt beschleunigen, weil der Platz im Backsteinbau an der Kirchheide begrenzt ist. Der Betreiber hatte mal mehr Quadratmeter in dem Gebäude, doch dann ist die Impfstelle nebenan dazugekommen. Das war im Oktober, als die Nachfrage nach kostenlosen Antigen-Schnelltests noch nicht so groß war, wie sie es jetzt ist. Und Thiekötter immer noch geglaubt hat, dass er mit seinem Kontingent und Personal hinkommt. Inzwischen arbeiten im Testcenter genauso viele Menschen wie in der Impfstelle: rund 30.

Lesen Sie auch

Dass die Reihen der Wartenden trotzdem immer länger werden, begründet Thiekötter mit den Entscheidungen der Bundesregierung. Und mit dem Tempo, in dem andere auf diese Entscheidungen zu reagieren haben. Zum Beispiel er. Der Betreiber sagt, dass sich keine Schlangen vor den Centern vermeiden lassen, wenn an einem Montag verkündet wird, dass am Mittwoch eine neue Verordnung gilt. Woher, fragt er, soll jemand so schnell zusätzliches Personal hernehmen. Und wie in so kurzer Zeit sein Kontingent an Antigen- und PCR-Tests aufstocken, dass das Lager immer gleichvoll ist.

3G war ihm zufolge das eine. Doch jetzt, sagt er, lässt das Plus hinter den Regel-Kürzeln den Andrang immer größer werden. Thiekötter sucht nach eigenem Bekunden nicht nur weiterhin nach mehr Personal, sondern inzwischen auch nach zusätzlichen Partnern und neuen Kontakten, um an Tests zu kommen. Nach eigenem Bekunden telefonieren er und sein Partner inzwischen täglich mit Lieferanten, damit es immer Nachschub gibt. Laut Thiekötter kann das jedoch nicht mehr so ohne Weiteres garantiert werden. Vor Kurzem hat er 80.000 Tests über einen Zwischenhändler geordert, doch angekommen ist gerade mal ein Viertel.

Wo der Großteil der Lieferung auf dem Weg von China nach Deutschland geblieben ist, darüber kann der Betreiber nur spekulieren. Er hat ihn vorerst abgeschrieben und notgedrungen bei einem anderen Unternehmen nachbestellt. Thiekötter schließt nicht aus, dass bei den Tests mittlerweile vorkommt, was am Anfang der Pandemie bei den medizinischen Masken und Einwegkitteln für Klinikpersonal passiert war: Dass sie unterwegs umgeleitet werden – an einen Adressaten, der noch mehr zahlt als ein anderer Abnehmer. Nach seiner Rechnung haben die Tests mal Centbeträge gekostet und werden jetzt für mehrere Euro das Stück gehandelt.

Thiekötter sagt, dass er fürs Erste das Lager wieder voll hat. Ohne sagen zu können, wie lange.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)