- Bau eines Veranstaltungsraums
- Führungen und Seminare
- Forschungsarbeit
- App: Spurensuche in Farge
- Veranstaltungen
Weil sich der Start der Bauarbeiten für einen Veranstaltungsraum im Bunker Valentin verzögert, wird die Zahl der Kunst- und Kulturprojekte im Denkort in diesem Jahr reduziert ausfallen. Führungen und Seminare werden aber im gewohnten Umfang angeboten. Geplant ist, die Dauerausstellung weiterzuentwickeln. Marcus Meyer, wissenschaftlicher Leiter des Denkorts, hofft, in einem Archiv in Stade neue Informationen über den Chef der Bauleitung und dessen Stellvertreter zu finden. Über das Dorf Farge im Nationalsozialismus können sich Interessierte künftig über eine App informieren, die das Denkort-Team inhaltlich entwickelt hat. Sie wird in einigen Wochen freigeschaltet. Was das Denkort-Team für 2025 plant – ein Überblick.
Bau eines Veranstaltungsraums
Eigentlich hatte Thomas Köcher, Leiter der Landeszentrale für politische Bildung und des Denkorts Bunker Valentin, damit gerechnet, dass die Arbeiten am neuen Veranstaltungsraum im Januar losgehen können. Der Raum im Bunker soll künftig für Seminare, Ausstellungen, Vorträge und Konzerte genutzt werden. Der offene Mittelteil des Bunkers bietet dafür wegen der geringen Temperatur von nur zwölf Grad und hoher Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten. Für das Bauvorhaben stehen durch eine Förderung aus dem Bundeshaushalt 1,8 Millionen Euro zur Verfügung. Mit dem Geld sollen auch Betonsicherungen über zwei Bunkereingängen finanziert werden.
Mehrere Faktoren verzögern den Baustart jedoch. Zunächst dauerte es länger als gedacht, bis die Baugenehmigung vorlag. Das Fördergeld wurde noch nicht freigegeben, weil nach Auflösung der Koalition der Bundeshaushalt 2025 noch nicht verabschiedet wurde. Zudem muss zunächst geklärt werden, ob die Ausschreibungen für die Arbeiten bundes- oder europaweit erfolgen sollen. Derzeit werden sie vorbereitet. Köcher hofft nun auf einen Baustart im April.
Führungen und Seminare
Führungen und Seminare sollen auch während der Bauarbeiten wie gewohnt stattfinden. "Führungen haben wir hier schließlich auch schon angeboten, bevor der Denkort 2015 offiziell eröffnet wurde", sagt Marcus Meyer. Er arbeitet wie seine Kollegin Christel Trouvé, ebenfalls wissenschaftliche Leiterin, bereits seit 2011 im Bunker Valentin. "Damals haben die Besucher Helme getragen, ein Weg um den Bunker war noch gar nicht angelegt. Da sind wir durch hohes Gras gestapft. Wir sind es also gewohnt zu improvisieren." Seminare finden im Verwaltungsgebäude statt. Die Nachfrage nach beidem steigt stetig. 2024 hatte der Denkort laut Meyer knapp 38.000 Besucherinnen und Besucher, etwa 6000 mehr als 2023. "Wir haben viele neue freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die die Führungen und Seminare durchführen, insgesamt sind es 34", sagt Meyer.
Forschungsarbeit
Das Denkort-Team bekommt ständig neue Informationen über Personen, die in irgendeiner Form mit der Bunker-Baustelle zu tun hatten. "Wir bekommen viele Nachfragen von Angehörigen, die uns auch Informationen bringen, und zwar über beide Seiten – über Menschen, die entweder als Zwangsarbeiter oder Häftling dort arbeiten mussten, und über Ingenieure und Mitglieder der Wachmannschaften", sagt Marcus Meyer. Vereinfacht wird die Forschung der Wissenschaftler durch den digitalen Zugang zu diversen Archiven. So hat der wissenschaftliche Leiter beispielsweise herausgefunden, dass sich die Entnazifizierungsakten von Edo Meiners und Richard Laubert in Stade befinden. Vor Ort wird Meyer in den nächsten Monaten Recherchen anstellen.
Der Chef der Bauleitung und sein Stellvertreter gehörten zu den Hauptverantwortlichen bei der Errichtung der geplanten U-Boot-Werft in Farge, bei deren Bau mehr als 1600 Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge starben. "Bisher haben wir nur wenige Informationen über Meiners und Laubert." Richard Laubert ist auf mehreren Fotos abgebildet, die der Fotograf Johann Seubert im Auftrag der Organisation Todt auf der Baustelle machte. "Wir wussten lange nicht, wer der Mann in Zivil und mit Hut ist, der sich meistens in der Nähe des Bauleiters aufhielt." Erst als die Wissenschaftler ein Foto von einem Angehörigen bekamen, konnten sie ihn identifizieren. Die Forschungsergebnisse werden später die Informationen ergänzen, die die Denkort-Besucher an sechs Themenstationen mit interaktiven Monitoren abrufen können.
App: Spurensuche in Farge
Das Denkort-Team hat die Lern-App Actionbound genutzt und damit eine Führung erstellt, die auf den Spuren des Dorfes Farge im Nationalsozialismus durch den Ort führt. "#(in)visible: Farge" lautet der Titel. Wer sich die App herunterlädt, kann bei einem Spaziergang an 15 Stationen etwas über die Dorfgemeinschaft, Personen und ihren Bezug zur Bunker-Baustelle und nationalsozialistische Organisationen erfahren. Eine Station zeigt beispielsweise, wo der Lagerarzt wohnte, eine andere, wo es Angebote der Hitlerjugend gab. "Es ist wie eine Art Schnitzeljagd, bei der es auch um die schweigende Zustimmung und um Profiteure in der Bevölkerung geht", erläutert Marcus Meyer. Dieses Wissen sei in der heutigen Zeit wichtiger denn je, um auf Unrecht, Rechtsextremismus und Faschismus sowie Ausgrenzungen und Diskriminierungen reagieren zu können. Die App wird in einigen Wochen freigeschaltet.
Veranstaltungen
"Albert Speer in der Bundesrepublik. Vom Umgang mit deutscher Vergangenheit": Die Ausstellung wird ab Freitag, 28. Februar, im Hafenmuseum Bremen, Am Speicher XI, gezeigt. "Speer war ein enger Vertrauter Hitlers und als Rüstungsminister unter anderem für den Bau der Bunker Valentin in Farge und Hornisse im Hafen Bremen verantwortlich. Dennoch behauptete er nach dem Kriegsende, kein Nazi gewesen zu sein", erläutert Marcus Meyer den Hintergrund.
Vor 25 Jahren wurde im Bunker Valentin das Theaterstück "Die letzten Tage der Menschheit" von Johann Kresnik aufgeführt. Bei einer Podiumsdiskussion im Foyer Kleines Haus des Theaters Bremen soll über die Bedeutung und Auswirkung gesprochen werden: am Dienstag, 1. April 19 Uhr.
Im November schließlich wird das zehnjährige Bestehen des Denkorts Bunker Valentin begangen. Das Programm steht noch nicht fest.