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Ulf Fiedler gestorben Der Retter von Haus Blomendal

Im Alter von über 91 Jahren ist der Blumenthaler Maler und Autor Ulf Fiedler gestorben
05.07.2022, 15:05 Uhr
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Von Winfried Schwarz/wz

Ulf Fiedler ist tot. Der renommierte Nordbremer Maler, Kunsthistoriker, Schriftsteller und Buchautor starb am 26. Juni im Alter von über 91 Jahren. Mit ihm verliert Bremen-Nord nicht nur eines der vielseitigsten Talente der Kulturszene, sondern auch den „Retter von Haus Blomendal“.

Als in den späten 60er Jahren die Schnellstraße autobahnmäßig vom Ihpohler Kreisel bis nach Farge weitergeführt werden sollte, stand auch die Zukunft des historischen Wasserschlosses auf dem Spiel. Als einer der ersten wurde damals Ulf Fiedler zu Rate gezogen, der durch die Freilegung der ursprünglichen Deckengemälde die historische Bedeutung des aus dem Mittelalter stammenden Hauses dokumentieren konnte. Heute gilt Haus Blomendal als der älteste Profanbau Bremens und steht samt Nebengebäude seit 1973 unter Denkmalschutz.

Sein ganzes Leben hat Ulf Fiedler wie kaum ein anderer in den Dienst der Heimatgeschichte gestellt, wenn auch sein beruflicher Weg zunächst anders verlaufen sollte. Im Blumenthaler Elternhaus kam Fiedler schon in jungen Jahren an die Werke alter Klassiker heran, die in ihm Interesse an der Sprache weckten. Mit zwölf Jahren fing er zu malen an, absolvierte eine Malerlehre und besuchte die Kunstschule in Bremen, ehe er in den 70er Jahren ein Angebot als Berufschullehrer mit den Fächern Kunstgeschichte, Farbenlehre und Grafik an der Schule Alwin-Lonke-Straße in Grambke angenommen hatte.  

Nachdem er sich zusätzlich ein bemerkenswertes Wissen über Musik angeeignet hatte, konnte er fortan all diese Talente in seinen Freizeit-Tätigkeiten einsetzen. So arbeitete er in zwei Romanen die Erinnerungen an seine Kindheit und vor allem die Erlebnisse nach dem Zweiten Weltkrieg auf, widmete ein heimatkundliches Buch den Stadtteilen Bremen-Nords, den Landschaften und historischen Persönlichkeiten, vor allem den Heimatdichtern Tami Oelfken und Hermann Allmers. Eine enge Freundschaft pflegte er mit dem in Rönnebeck lebenden und 1986 gestorbenen Heimatdichter und Laienprediger Manfred Hausmann, dessen frühe Vagabunden-Romane ihn besonders faszinierten.

Fiedler selbst hat sechs Theaterspiele geschrieben und darin unter anderem das Leben und Wirken von Christan von Schwanewede und Schiffbaumeister Johann Lange aufbereitet. Die Uraufführungen inszenierte er selbst und malte auch die Kulissen. Bei seinen vielen Bildern orientierte er sich an den Künstlern der Worpsweder Schule, hielt aber auch viele Motive aus südlichen Ländern in kräftig leuchtenden Farben fest.

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Sprache und Musik verband Fiedler über Jahrzehnte als Mitarbeiter der Redaktion „DIE NORDDEUTSCHE“. In seinen Konzertbesprechungen war es nicht sein Ziel, Auftritte zu „zerreißen“, sondern – vor allem bei Laienensembles – Hilfestellungen für Verbesserungen zu geben. So hielt er sich auch bei der Berichterstattung über Gemälde- und Kunstausstellungen von zu harten Urteilen zurück, um sich als „Malerkollege“ nicht angreifbar zu machen. „Ich will schon sagen, was gut und nicht so gut war, doch ich will niemanden den Spaß nehmen oder gar vernichten“, hat er einmal in einem Redaktionsgespräch geäußert. Zuletzt war Fiedler regelmäßiger Autor heimatkundlicher Beiträge in der regionalen Sonntagsbeilage. 

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Der Blick auf das Lebenswerk von Ulf Fiedler wäre unvollständig, würde man nicht seine rege Vortragstätigkeit und seine Mithilfe bei der Vorbereitung von besonderen Veranstaltungen nennen. So war er es, der zum Ende des Jubiläumsjahres „800 Jahre Schwanewede“ im Jahre 2003 für die Wiederuraufführung des Singspiels „Heliand“ von Heinrich Fidelis Müller (1837 bis 1905) die aus dem frühen Mittelalter stammenden altsächsischen Deklamationen über das Leben Jesu in eine heute verständliche Sprache „übersetzte“ und diese Texte auch selbst vortrug.  

Mit Ulf Fiedler ist ein Mitbürger Bremen-Nords gestorben, der trotz seiner öffentlichen Präsens nie Aufsehen um seine Person machte, doch im Kulturleben der Hansestadt tiefe Spuren hinterlassen wird.

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