Bisher gab es zwei neue Großabnehmer für die Fernwärme vom Blumenthaler Heizkraftwerk, inzwischen ist ein dritter dazugekommen: die erste Campusschule im Kämmerei-Quartier. Dass sie wie das Nordbremer Klinikum und die Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge ans Netz gehen soll, ist zwar angekündigt worden, nur haben es die beiden Projektpartner erst jetzt offiziell gemacht – die Wirtschaftsförderung, die neue Unterrichtsräume schafft, und Dienstleister Enercity Contracting, der den Trassenbau managt. Die ersten Arbeiten für den Anschluss der Schule sind mittlerweile erledigt. Doch bis sie richtig losgehen, wird noch dauern.
Wann wo auf welcher Länge die Leitungen verlegt werden, steht seit Monaten fest. Der Abschnitt bis zum früheren Sortiergebäude der Woll-Kämmerei, das gerade zur Campusschule umgebaut wird, ist laut Plan im Sommer dran. Genauer kann das Projektleiter Sören Rasch momentan noch nicht sagen. Was nicht am Trassenbau liegt, sondern an den Arbeiten im früheren Industriebau. Sie sind nicht so schnell vorangegangen wie ursprünglich geplant. Darum wird der Unterricht in dem denkmalgeschützten Klinkergebäude auch nicht in diesem Sommer starten, wie es anfangs mal vorgesehen war, sondern im nächsten. Und heißt es für Rasch erst einmal warten, bis es überhaupt etwas gibt, wo die Fernwärmerohre angeschlossen werden können. Ihm zufolge sind die Heizungsbauer in der neuen Schule noch nicht so weit.
Draußen ist zumindest die Strecke mittlerweile geräumt, auf der die Trasse später bis zum Sortiergebäude verlaufen soll: Der Kran, der dort über Monate gestanden hat, ist abgebaut. Auch hat es erste Erdarbeiten gegeben. Der eigentliche Trassenbau soll aber erst in zwei oder drei Monaten beginnen – wenn eben die Heizungsmonteure weiter sind. Die Fernwärmerohre sollen bei einem Fassadenvorsprung ins Gebäude gehen, hinter dem früher ein Lastenaufzug war und der etwa in der Mitte des fast 90 Meter langen Industriebaus ist. Wie lange es dauern wird, den Schacht für die Leitungen zu graben, ist unklar. Projektleiter Rasch sagt, dass sich die Hallen der Woll-Kämmerei immer mal wieder verändert haben und darum mehr Hindernisse im Boden sein können als auf Grundstücken, die keine Industriegrundstücke waren.

Koordiniert den Trassenbau in Blumenthal: Projektleiter Sören Rasch von Enercity Contracting.
Fest steht dagegen: Noch in diesem Jahr sollen die Etagen der ersten Campusschule über das Fernwärmenetz geheizt werden. So sagt das Rasch – und so steht es in einer Mitteilung der beiden Projektpartner. Und auch, dass später alle Schulen, die im Quartier geplant sind, angeschlossen werden sollen. Stand jetzt werden es am Ende fünf sein. Und rund 4000 Schüler, die in ihnen unterrichtet werden. Es soll Neubauten geben, aber auch noch mehr Umbauten von früheren Industriegebäuden – aber vorerst keinen weiteren Trassenbau auf dem Schulgelände, bevor nicht alle Unterrichtsgebäude so gut wie fertig sind. Laut Rasch hat es mal Überlegungen gegeben, die Leitungen vorher zu verlegen. Nur, meint er, sind die wieder fallengelassen worden, weil der Campus-Plan noch nicht so ist, dass Veränderungen ausgeschlossen sind.
Für den Anschluss der ersten Schule sind ihm zufolge Kosten von 80.000 bis 100.000 Euro veranschlagt. Der nächste ist gleich hinter dem Sortiergebäude geplant, wo ein Anbau hinsoll. Wie der Umbau des Altbaus wird auch der Neubau später fertig als geplant: Statt von 2027 sprechen Planer jetzt von 2028. Und davon, dass es noch mindestens zehn Jahre dauern wird, ehe der Blumenthaler Campus fertig ist. Bis dahin will Enercity Contracting das Fernwärmenetz deutlich erweitert haben. Aus drei Kilometern, die im ersten Schritt geplant sind, sollen zehn werden und ein 45-Millionen-Projekt. Für die Tochtergesellschaft der Stadtwerke Hannover sind der Campus, das Klinikum und die Anlaufstelle für Flüchtlinge nur der Anfang. Das Unternehmen wirbt nicht für eine Wärmeversorgung von einzelnen Quartieren, sondern des Bremer Nordens.
Die neueste Baustelle der Trassenbauer ist entlang der Landrat-Christians-Straße. Sie reicht von der Kreuzung Ecke Wohldstraße und Zur Westpier bis zur Straße Am Forst. Macht nach Raschs Rechnung fast 400 Meter. Was ungefähr die Hälfte der Strecke ist, die von der Kreuzung zur Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge führt. Läuft alles glatt, soll der erste Abschnitt der Landrat-Christians-Straße im August wieder freigegeben und gleich danach der nächste gesperrt werden. Und vorher auch die Wohldstraße vorübergehend zur Baustelle werden. Die Anschlüsse der Erstaufnahmestelle und des Klinikums sind zum Jahreswechsel beziehungsweise im nächsten Frühjahr geplant.