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Fliegerhalle in Blumenthal Feuer mit Folgen: Wie es mit dem Badprojekt weitergehen soll

2019 gab es ein Feuer, das das Dach zerstörte, jetzt hat es wieder in der Blumenthaler Fliegerhalle gebrannt. Diesmal ist der Schaden größer – auch weil unklar ist, wie es mit einem Großprojekt weitergeht.
01.07.2024, 18:25 Uhr
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Feuer mit Folgen: Wie es mit dem Badprojekt weitergehen soll
Von Christian Weth

Fast alles ist zerstört: das vor viereinhalb Jahren sanierte Dach, eine Seitenwand, das Eingangstor – das Feuer in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag hat nicht mehr viel von der denkmalgeschützten Fliegerhalle im Kämmerei-Quartier übrig gelassen. Drei Mauern. Und die sind so schief, dass es aussieht, als stützten sie sich gegenseitig. Es ist das zweite Mal, dass der Industriebau gebrannt hat. Nach dem ersten Feuer 2019 gab es Geld für ein Dach. Ob jetzt noch etwas gerettet werden kann, ist offen. Genauso, was aus dem Millionenprojekt wird, die frühere Lagerhalle zur Schwimmhalle zu machen.

Das Telefon von Christian Gerken klingelte am Sonntag so oft, dass er irgendwann aufgehört hat zu zählen: Vereinsfunktionäre riefen an, Behördenvertreter, Bürgerschaftsabgeordnete und Mitglieder seines Teams, mit dem er seit Jahren den Umbau des leer stehenden Gebäudes plant. Und allen, meint Gerken, das Gleiche gesagt zu haben – dass er weitermachen will und es deshalb nur zwei Möglichkeiten für ihn gibt. Entweder ein Teil der Fassade kann erhalten und später ins Vereinsbad integriert werden. Oder der Schaden ist so groß, dass die Fliegerhalle abgerissen werden muss und an ihrer Stelle ein Neubau kommt. Gerken war noch nicht an der Brandstelle. Der Spartenleiter der Vegesacker Schwimmer ist gerade im Urlaub.

Auch Ortsamtsleiter Oliver Fröhlich hat ihn gleich morgens angerufen – nach Telefonaten mit Sportstaatsrat Olaf Bull und Sportamtschef Christian Zeyfang. Laut Fröhlich haben beide signalisiert, was später auch Gerken deutlich gemacht hat: dass das Projekt wegen des Brandes eben nicht zwangsläufig gescheitert sein muss. So sehen das auch andere. Zum Beispiel SPD-Bürgerschaftsabgeordneter Kevin Lenkeit, der in den sozialen Netzwerken dafür wirbt, die Halle zügig wieder aufzubauen, um das Blumenthaler Badprojekt umzusetzen. Fröhlich sagt, jetzt klären zu wollen, wie das möglich werden könnte. Und unter welchen Bedingungen der Bund noch bereit ist, das Vorhaben wie bisher finanziell zu unterstützen.

Unterm Strich will der Chef der Stadtteilverwaltung ausloten, wie viel von der Fliegerhalle eigentlich erhalten bleiben muss, damit es die zugesagten zehn Millionen Euro aus Berlin für die Schwimmhalle noch geben kann. Seit Langem ist Spartenleiter Gerken und sein Team in Gesprächen mit Entscheidern des Bundesbauministeriums, um die Auflagen für den Zuschuss zu erfüllen. Sie legten Statikgutachten vor, Businesspläne, Umbaukonzepte und Architektenentwürfe, nach denen die Fliegerhalle zu einem Bad mit zwei Becken werden soll. Zuletzt verhandelten sie mit der Bremer Bädergesellschaft, ob sie als Partnerin bei dem Großprojekt einsteigt. Sechs Millionen Euro müssen die Schwimmhallenplaner selbst finanzieren.

Mitte des Monats hat Gerken das nächste Treffen mit Berliner Behördenmitarbeitern. Es absagen, um abzuwarten, was die Brandermittler und Gebäudegutachter sagen, will er nicht. Der Schwimmhallenplaner findet, dass es bei den Verhandlungspartnern des Ministeriums gleich darum gehen muss, wie es weitergehen kann. Wenn schon die Planungen durch das Feuer durcheinandergebracht werden, meint er, dann am besten so wenig wie möglich. Er glaubt nicht nur, dass das Projekt weiterverfolgt werden kann, sondern auch, dass trotz des Brandschadens nicht bei null angefangen werden muss. Hoffnung macht ihm, dass es Anfang August bei einer Konferenz, die bei mehreren Behördenvertretern im Kalender steht, ausdrücklich bleiben soll.

Auch wenn bis dahin vielleicht noch nicht geklärt ist, wie standsicher die drei verbliebenen Mauern der Fliegerhalle sind und ob die Ursache für das Feuer dieselbe ist wie 2019: Brandstiftung. Die Hitze der Flammen war diesmal so groß, dass Stahlträger, die das Dach gehalten hatten, durchgeschmolzen sind – und die Ermittler erst am Montagnachmittag auf das Trümmerfeld konnten. Das hat jetzt Polizeisprecher Nils Matthiesen mitgeteilt. Und auch, dass die Kriminalbeamten, Stand jetzt, den Schaden auf mehr als 100.000 Euro schätzen. Was alles mitgerechnet wurde, geht aus der vorläufigen Bilanz nicht hervor. Fest steht, dass die Fliegerhalle nicht das einzige Gebäude ist, das in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag gebrannt hat.

Die Wirtschaftsförderung hat den Industriebau zwar für das Badprojekt von Gerken und seinem Team vor Jahren reserviert, es aber zugleich zwischenvermietet: an einen Tiny-House-Entwickler. Vor Monaten begann er, in der leer stehenden Halle ein Winzlingshaus zu bauen. Im Juli sollte es fertig sein. Anders als von der Fliegerhalle ist von ihm keine einzige Mauer übrig geblieben.

Zur Sache

Der Industriebau

In der Fliegerhalle haben nie Flugzeuge gestanden. Das Gebäude heißt nur so, weil es wie ein Hangar gebaut worden ist. Die Wände sind gemauert, das Dach war eine reine Stahlkonstruktion. Eine Hamburger Firma hat die Halle errichtet. Das war vor 95 Jahren.

Bei der Bremer Woll-Kämmerei, die den Auftrag für den Bau gab, hatte das Gebäude keinen Namen, sondern ausschließlich eine Nummer: 173. Die Halle war eine von ursprünglich vier Lagergebäuden für Rohwolle, die unmittelbar an der Pieranlage des Blumenthaler Industriegeländes gestanden haben. Bis 1970 machten Schiffe am Anleger fest.

Die Fliegerhalle war mehr als eine Lagerhalle. In dem Gebäude kamen die Beschäftigten der Woll-Kämmerei zu Versammlungen und Feiern zusammen. Von den vier Lagerhallen war die Fliegerhalle als letzte übrig geblieben.

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