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Forschungsfeld Starkregen Was ein Klima-Projekt in Blumenthal gebracht hat

Über Jahre waren die Blumenthaler Aue und die Beckedorfer Beeke ein Forschungsfeld zum Klimawandel. Jetzt soll Bilanz gezogen werden – auch bei anderen Projekten in der Stadt.
28.04.2023, 06:14 Uhr
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Was ein Klima-Projekt in Blumenthal gebracht hat
Von Christian Weth

Fünf Jahre haben Behörden, Firmen, Vereine und Anwohner an Konzepten gearbeitet, um spezielle Gebiete in Bremen besser auf Starkregenfälle und Sturmfluten vorzubereiten – jetzt läuft das millionenteure Forschungsprojekt aus. Und es soll Bilanz gezogen werden. Für Blumenthal ist dabei etwas herausgekommen, was es so noch nicht gab: eine Partnerschaft und ein Frühwarnsystem, das demnächst scharf geschaltet werden soll.

Lucia Herbeck nennt die Smartphone-App anders. Die Koordinatorin des Klimaprojekts spricht von einer Kurzfrist-Vorhersage. Mehrfach ist die spezielle Software, die auch in Vegesack und Burglesum angewandt werden könnte, getestet worden – nur das, warum sie programmiert wurde, kam kein einziges Mal vor: eine Regenfront, die so stark ist, dass Meteorologen von einem Ereignis sprechen. Wie vor mehreren Jahren, als so viel Wasser herunterkam, dass die Blumenthaler Aue und die Beckedorfer Beeke sowohl Keller der Burg Blomendal als auch Grundstücke von Anwohnern überschwemmte.

Die Daten, die das neue System liefert, sind genauer als die von anderen Wetterdiensten. Herbeck sagt, dass es quasi auf den Bereich der Aue und Beeke abgestimmt ist. Auch das hat das Projekt gebracht: mehr Messstellen, um früher Bescheid zu wissen, dass das Gewässer über die Ufer zu treten droht. Und sich Anlieger, Burgnutzer und städtische Dienststellen eher darauf einstellen können, dass in den nächsten Stunden eventuell wieder Land unter auf dem Gelände des historischen Gebäudes und den angrenzenden Flächen ist.

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Das System zeigt nicht nur Bilder wie ein Regenradar, es soll auch Textnachrichten verschicken. Momentan funktioniert nur das Erste. Nach Herbecks Worten sind die Programmierer aber dabei, die technischen Probleme zu lösen. Die Mitarbeiterin der Umweltbehörde geht davon aus, dass die App in den nächsten Wochen in den Regelbetrieb geht. Und ab dann jeden informiert, der im Gebiet von Aue und Beeke wohnt und arbeitet. Oder der zur sogenannten Starkregen-Partnerschaft gehört, die im Vorjahr geschlossen wurde.

Auf der Liste stehen nicht bloß Nordbremer Verbündete – Ortsamt, Beirat, Bürger, Burgverein, Kita, Kirche –, sondern auch welche aus der Innenstadt – Umweltbehörde, Hansewasser, Denkmalpflege, Immobilien Bremen. Und weil Aue und Beeke über Bremen hinaus fließen, gehören auch die Gemeinde Schwanewede und der Landkreis Osterholz zur Allianz. Zweimal sind alle Betroffenen bis jetzt zusammengekommen. Und immer wieder gibt es Treffen zwischen einzelnen Partnern, um Projekte abzustimmen.

Mal geht es um Arbeiten am Kanalnetz, damit mehr Wasser abfließen kann. Mal darum, wie sich Schotts an Gebäuden installieren lassen. Herbeck sagt, dass jeder mit jedem sprechen soll, um das Vorhaben voranzubringen. Und dass die Partnerschaft nicht endet, nur weil das Forschungsvorhaben ausläuft. Im Sommer wird Schluss sein und dann ein anderes Referat weitermachen, wo Herbecks Abteilung aufgehört hat. So ist es den Blumenthaler Partnern mitgeteilt worden. Genauso wie den Mitstreitern anderer Projekte im Stadtgebiet.

Auch in der Pauliner Marsch nahe des Weserstadions gibt es jetzt eine Partnerschaft. Auch dort bereiten Wassermassen immer wieder Probleme – nicht bei Starkregen, aber bei Sturmfluten. Auch für dieses Gebiet sind Vorhaben zum Schutz eingeleitet und Foren etabliert worden, um diese Vorhaben weiterzuentwickeln. Nach Herbecks Rechnung sind Blumenthal und die Pauliner Marsch so etwas wie der Praxisteil des wissenschaftlichen Programms. Und zwei andere Vorhaben, die es parallel zu ihnen gab, das theoretische Pendant dazu.

Neben zwei Gebieten der Stadt sind auch die Wirtschaft und die Verwaltung zum Forschungsfeld geworden. Beide sind unter anderem daraufhin überprüft worden, wie gut oder schlecht sie eigentlich auf die Folgen des Klimawandels vorbereitet sind. So wurde zum Beispiel simuliert, was im Detail passiert, wenn durch Produktions- und Ernteausfälle mehrere Lieferketten in der Lebensmittelbranche zum Erliegen kommen. Und welche Investitionen und Initiativen helfen können, solchen Szenarien entgegenzuwirken.

Die Bremer Ergebnisse werden auch den Bund interessieren. Er hat einen Großteil der Forschung finanziert. 3,7 Millionen Euro hat das Programm Bresilient gekostet, ein Kunstwort aus Bremen und Resilienz – die Fähigkeit, auf Krisen besser und schneller zu reagieren.

Zur Sache

Die Abschlusskonferenz

Was hat das Forschungsprojekt zum Klimawandel unterm Strich gebracht? Und wie geht es mit dem Vorhaben weiter, wenn die Förderung ausläuft? Antworten soll es bei einem Treffen geben, das für Mittwoch, 3. Mai, geplant ist. Getagt wird sowohl im Haus der Wissenschaft, Sandstraße 4-5, als auch online. Die Präsenzveranstaltung, bei der es 100 Plätze gab, ist inzwischen ausgebucht. Für die gestreamte Fassung können sich Teilnehmer immer noch anmelden. Die Umweltbehörde hat für die Konferenz viereinhalb Stunden anberaumt. Sie beginnt um 13 Uhr. Den Link zur Videoschalte gibt es unter der Internetadresse www.meldemichan.de/bresilient-abschlusskonferenz.

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