Blumenthals Brennpunktviertel an der George-Albrecht-Straße ist seit Jahren im Fokus der Behörden, ohne dass die Müllberge langfristig aus dem Stadtbild verschwunden wären. Jetzt jedoch kündigt die Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau, Maike Schaefer, an, die maroden Mehrfamilienhäuser aufkaufen zu wollen.
Warum wird die Stadt aktiv?
Verschiedene Missstände weisen laut einem Papier des Hauses von Bausenatorin Maike Schaefer, das der Redaktion vorliegt, auf "ungesunde Wohnverhältnisse" in den Mehrfamilienhäusern an der George-Albrecht-Straße hin. Bekanntlich hatte das Gesundheitsamt im vergangenen Jahr einige Wohnungen nach einer Überprüfung gesperrt. „Zwei oder drei Wohnungen sind absolut nicht bewohnbar gewesen“, berichtete damals Ortsamtsleiter Oliver Fröhlich unserer Zeitung. Quartiersmanagerin Carola Schulz sprach davon, dass in elf der 60 Wohnungen Schimmel blühe. Zu denken gebe der "energetische und bauliche Zustand der Gebäude und eine problematische Vermietungspolitik", heißt es aktuell auch aus der Baubehörde. Laut deren Darstellung gehören zu den Missständen auch "ein deutlich zu stark versiegeltes, hauptsächlich als Stellflächen genutztes Wohnumfeld" sowie "fehlende Spiel- und Aufenthaltsflächen für den großen Anteil von Kindern unter den Anwohnerinnen und Anwohnern".
Warum wurde das Müllproblem nicht gelöst?
Die Müllprobleme in dem Wohnviertel sorgen seit Jahren für Schlagzeilen. Laut Ortsamtsleiter Oliver Fröhlich wurde der Sperrmüll zuletzt zwei Mal pro Woche abgeholt. Doch: „48 Stunden später sieht es genauso aus.“ Eine Observation der Polizei brachte ebenfalls nichts, sodass verschiedene Akteure im Stadtteil bereits über eine Videoüberwachung nachdachten. Die Polizei wollte diese Möglichkeit prüfen.
Wie lange sind die Probleme bekannt?
Die Missstände rund um die George-Albrecht-Straße waren 2020 einer der Auslöser dafür, dass die Verwaltung Untersuchungen in Blumenthal in Gang gesetzt hat, die die notwendige Grundlage für die Ausweisung eines Sanierungsgebiets bildeten. Zwei Jahre zuvor hatte der Bremen-Nord-Beauftragte Martin Prange zusammen mit der Quartiersmanagerin Carola Schulz und nicht zuletzt der Polizei einen runden Tisch eingerichtet. „Armut ist ein Problem, Vermüllung ist ein Problem, Schulvermeidung ist ein Problem. Wir brauchen konkrete Hilfe in allen Lebenslagen“, brachte Martin Prange die Situation 2022 auf den Punkt. Bereits zu der Zeit brachte der Senatsbeauftragte indirekt einen Ankauf der maroden Blöcke als Lösungsoption ins Gespräch. „Öffentlich Verantwortung für Wohnanlagen zu übernehmen, das hat sich in Lüssum gezeigt, heißt, dass es gut geht“, sagte Prange im Gespräch mit der NORDDEUTSCHEN.
Wie viel Geld steht zur Verfügung?
Das ist bisher nicht bekannt. Maike Schaefer, Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau, sagt nur so viel: „Aus der Städtebauförderung meines Ressorts stehen Mittel bereit, um wichtige Bestände im Sanierungsgebiet zu erwerben. Dies wäre im Falle der betroffenen Mehrfamilienhäuser in der George-Albrecht-Straße aus Sicht des Stadtentwicklungs-Ressorts eindeutig gegeben. Mit einem Ankauf könnte die Stadt die Basis dafür verbessern, dass die Sanierungsziele für die George-Albrecht-Straße umgesetzt werden können.“ Fest steht offenbar auch, dass die Stadt keine überteuerten Preise zahlen wird: "Sollten die betroffenen Mehrfamilienhäuser verkauft werden, so wird die Stadt Bremen diese zum Verkehrswert erwerben," heißt es in einer Darstellung des Bauressorts. Damit, dass die Bürgerschaft den Blumenthaler Ortskern im Juli 2022 als Sanierungsgebiet ausgewiesen hat, habe die Stadt bei Verkäufen von Häusern ein Vorkaufsrecht zum Verkehrswert.
Welche weiteren Details sind bekannt?
Weitere Details zu den Ankaufplänen sind bisherigen Erklärungen nicht zu entnehmen. Es ist damit auch nicht bekannt, wie viele Wohnungen Bremen übernehmen soll und ob der Kauf wie zum Beispiel bei Blöcken in Blumenthal-Lüssum wieder über die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewoba getätigt werden soll. Auch der Zeithorizont, der in Betracht gezogen wird, wurde bisher nicht umrissen.
Welche Sanierungsziele bestehen?
Für das Sanierungsgebiet Blumenthal hat die Bremische Bürgerschaft mit ihrem Beschluss festgelegt, was im Stadtteil in den nächsten Jahren erreicht werden soll. Für die George-Albrecht-Straße wurde dabei als Sanierungsziel die grundsätzliche Änderung der aktuellen Situation durch "eine umfassende Umgestaltung, Sanierung und einen Umbau des Wohnumfeldes" beschlossen. Ebenso sollen "gesunde Wohnverhältnisse" geschaffen werden. "Ziel ist eine Entwicklung, die dem Stadtteil und den Quartiersbewohnerinnen und -bewohnern zu Gute kommt, also die Wohn- und Lebensbedingungen verbessert. Sowohl Stillstand als auch Luxussanierungen sollen vermieden werden", heißt es aus dem Bauressort.