Lange sah es so aus, als würde das Projekt bald kommen. Die Entwürfe sind fertig, die Gespräche mit den Behörden fast abgeschlossen – und auch der Businessplan stand. Bis jetzt. Der Bank, die das Konzept für eine Mehrzweckturnhalle im Kämmerei-Quartier finanzieren soll, sind Bedenken gekommen. Weil Baukosten und -zinsen gestiegen sind, fordert sie mehr Sicherheiten. Dabei hat der Verein das Vorhaben schon zusammengestrichen. Und kürzlich bekommen, was er für einen Kredit unbedingt brauchte: die Unterschrift des Ankermieters.
Bildungsressort und Verein sind nicht mehr bloß Gesprächs-, sondern nun offiziell Projektpartner. Die Behörde hat einen Vertrag unterschrieben, der ihr Hallenzeiten einräumt – und der zugleich ein Rollentausch bedeutet: Anders als bei anderen Sporthallen ist es nicht das Ressort, das baut und Miete verlangen will, sondern der Farger Verein. Maike Wiedwald sagt, dass jetzt noch Details mit den Sportlern geklärt werden müssen. Die Sprecherin von Senatorin Sascha Aulepp (SPD) geht davon aus, dass in den nächsten Monaten alle Fragen beantwortet sein werden.
Eigentlich ist das eine gute Nachricht. Doch so richtig freuen, kann sich Sarah Matschulla momentan nicht über sie. Weil eben die Verträge mit der Bank noch offen sind – und unklar ist, wann die Finanzierungslücke geschlossen werden kann. Und wie. Nach Rechnung der Chefin der Farger Turner und Tänzer war das Projekt ursprünglich mal ein 4,7-Millionen-Projekt. Inzwischen haben sich die beiden Ziffern vertauscht: Die Sieben steht nun vor der Vier. Und könnte sogar zu einer Acht werden. Laut Matschulla ist der Businessplan mehrmals angepasst worden.
Genauso wie der Entwurf der Architekten: Anfangs war die Mehrzweckhalle, die Matschulla lieber Bewegungs- und Gesundheitszentrum nennt, ein Bau mit mehreren Etagen. Zuletzt hatte das Gebäude auf den Zeichnungen der Planer nur noch ein einziges Geschoss. Auch Räume sind von ihnen gecancelt worden, genauso wie Ausstattungselemente und Quadratmeter. Alles, um die veranschlagten Baukosten auf einen Betrag zu halten, den der Verein für Turn und Tanz laut Matschulla bis dahin maximal gegenfinanziert bekommen konnte: 6,5 Millionen Euro.
Die Vereinschefin und CDU-Politikerin sagt, gewusst zu haben, dass die Kosten für Baustoffe und Handwerker wegen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs noch weiter steigen können. Nur hatte sie nicht damit gerechnet, dass sie so schnell so deutlich anziehen würden. Und mit ihnen die Zinsen für Baukredite. Als der Verein seine Pläne zum ersten Mal angepasst hat, war es noch um ein Plus an Kosten von 20 Prozent gegangen. Inzwischen, sagen Projektentwickler und Bauträger, sind für manche Materialien und Bauteile doppelt so hohe Summen zu bezahlen wie bisher.
Matschulla will deshalb mit noch mehr Menschen sprechen als bisher, die helfen könnten. Nicht nur mit Finanzberatern, Planern und Bauunternehmern, sondern auch mit möglichen Privatinvestoren und Bundestagsabgeordneten. Die Vorsitzende hofft, dass es auch für ihr Projekt noch ein Zuschussprogramm gibt, so wie jetzt eines für ein anderes Vorhaben eines anderen Vereins im Kämmerei-Quartier gefunden wurde: Seit Kurzem steht fest, dass der Bund den Umbau der sogenannten Fliegerhalle zu einer Schwimmhalle mit zehn Millionen Euro fördert.
Mit Christian Gerken, Spartenleiter und Initiator des Blumenthaler Badbaus, ist sie für die nächsten Tage verabredet. Beide wollen ausloten, ob sich ihre Vorhaben vielleicht so verzahnen lassen, dass es auch für die Turnhalle finanzielle Hilfe aus Berlin geben könnte. Gerken sagt, dass er unbedingt helfen will. Auch bei seinem Projekt gab es Schwierigkeiten. Auch das ist teurer geworden. Auch dessen Planung hat länger gedauert als gedacht. Eigentlich sollte der Umbau der Fliegerhalle längst begonnen haben, jetzt startet er voraussichtlich im Sommer.
Einen Monat oder ein Jahr nennt Matschulla für den Turnhallenbau im Augenblick nicht mehr. Sie sagt, dass es jetzt nur noch um eines geht: ums Tempo machen. Damit die nächsten Baukosten und kalkulierten Bauzinsen auch die endgültigen sind.