Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Beirat Blumenthal hat jetzt die Umweltsenatorin aufgefordert, unverzüglich für eine angemessene Nach- beziehungsweise Ersatzpflanzung für die gefällten Bäume auf dem Waldfriedhof Blumenthal zu sorgen. 14.000 Quadratmeter – so viel Wald ist dort nach Rechnung von Kerstin Doty, Sprecherin des Umweltbetriebs Bremen, im Februar gerodet worden. Das macht neun Prozent des Waldes, der bis vor Kurzem noch auf ungefähr 156.000 Quadratmeter kam. Die Fällaktion war erforderlich, weil auf dem Friedhof nach Blindgängern, Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg, gesucht werden soll. Wie viele Bäume genau dran glauben mussten, lässt sich nach Angaben des Umweltbetriebs nicht genau beziffern.
Angesichts der Klimakrise bestehe ein erhebliches Interesse an der Erhaltung des Baumbestandes im Einklang mit der Klimaresolution des Beirats Blumenthal, argumentiert die Fraktion der Grünen. Sie beruft sich auf eine Berechnung mithilfe von Chat GPT. „Zur Kompensation des ökologischen Schadens wäre es erforderlich, dass 2800 Bäume über einen Zeitraum von zehn Jahren nachwachsen", habe die künstliche Intelligenz ermittelt. Laut Doty ist noch nicht klar, was nach der Blindgängersuche mit dem gerodeten Areal passiert. Es müsse noch mit dem Umweltressort abgestimmt werden, ob neue Bäume gepflanzt werden oder ob die Fläche sich selbst überlassen wird, damit sie sich nach einiger Zeit von selbst wieder aufforstet.
Die Berner Fachhochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften hat in einer aktuellen Studie ermittelt, dass ein großer Baum während seiner Lebensdauer der Atmosphäre etwa 30 Tonnen Kohlendioxid entziehen und in seiner Biomasse speichern kann. Damit haben Stadtbäume angesichts des Klimawandels eine erhebliche Bedeutung. Bäume sind zudem Schattenspender, Staubfänger und Sauerstoffproduzenten und sie schaffen Lebensräume zum Beispiel für Vögel, Insekten, Flechten oder Moose.
Zu wenig Geld für Ausgleichspflanzungen
Für öffentliche wie private Flächen gilt in Bremen eine Baumschutzverordnung, die eigentlich novelliert werden soll. Weil sich das grün-geführte Umweltressort und die SPD-Bürgerschaftsfraktion nicht einig sind, hängt sie derzeit jedoch in der Warteschleife. Die Baumschutzverordnung schreibt vor, dass bei Baumfällungen eine Ausgleichspflanzung vorgenommen werden muss. Doch dafür ist beim Umweltbetrieb häufig zu wenig Geld vorhanden.
Trotz mangelnder Ressourcen für Nachpflanzungen müssen auch in Bremen-Nord immer wieder Bäume gefällt werden, vor allem wenn sie krank sind und deshalb die Verkehrssicherheit gefährden. Auf der Internetseite des Umweltbetriebs lässt sich die Planung zu Baumfällungen für jeden Stadtteil einsehen: Demnach sollten von Anfang Oktober 2024 bis Ende Februar in Blumenthal 46 Bäume, in Burglesum 59 und in Vegesack 29 gefällt werden.
„Entsprechend der Baumschutzverordnung müssen Ersatzpflanzungen immer ortsnah geleistet werden", erläutert eine Sprecherin des Umweltressorts. Kann kein Standort für Neupflanzungen genannt werden, wird eine Ausgleichszahlung fällig. Für Fällen auf privaten Flächen sei in den vergangenen fünf Jahren in drei Fällen Ersatzgeld gefordert worden. "Davon war ein Fall im Jahre 2024 im Stadtteil Burglesum verortet", so die Sprecherin. Genauere Zahlen zu Kompensationen nennt die Umweltbehörde nur zu öffentlichen Flächen: Demnach wurden in Bremen-Nord im Jahr 2024 Zahlungen für Ersatzbaumpflanzungen beziehungsweise Kompensation in Höhe von 49.320 Euro geleistet, im Jahre 2020 waren es nur 5252 Euro.