Auf Corona-Wellen haben sich Mediziner und Pflegekräfte des Nordbremer Krankenhauses immer wieder einstellen müssen. Jetzt machen sie das erneut. Nur diesmal steht vor der Welle keine Zahl, sondern der Name einer Mutante: Omikron. Um auf mehr Behandlungsfälle reagieren zu können, hat der Klinikverbund Gesundheit Nord jetzt die Zahl der Covid-Stationen im Stadtgebiet erhöht – und das Krankenhaus an der Hammersbecker Straße zum Schutz von Patienten und Personal erstmals eine Teststation für Besucher eingerichtet.
Dass die Zahl der Corona-Fälle steigt, beobachten die Klinikkräfte bereits seit Längerem. Nach der Statistik von Timo Sczuplinski gab es in den vergangenen Monaten im Schnitt ein Dutzend Patienten, die wegen des Erregers im Klinikum Nord behandelt werden mussten. Inzwischen, sagt der Sprecher des Klinikverbundes, sind es durchgehend um die 20. Momentan liegen auf der Covid- und der Intensivstation 21 Frauen und Männer. Die meisten sind ungeimpft. Bei ihnen sind die Verläufe am schwersten. Bei vier Patienten gibt es entweder einen Verdacht auf Omikron oder bereits einen Laborbefund.
Und weil der Klinikverbund davon ausgeht, dass diese Virusvariante für noch mehr Infizierte vor allem bei den Ungeimpften sorgen wird – und damit mehr Behandlungsplätze länger belegt bleiben –, hat er gemacht, was er in den anderen Corona-Jahren nicht gemacht hat: im Krankenhaus Links der Weser eine weitere Covid-Station eingerichtet. Bisher war das Klinikum im Bremer Süden wegen der Frühchenversorgung und der Kardiologie davon ausgenommen gewesen. Seit Donnerstag ist es das nicht mehr. Ab sofort haben alle vier Krankenhäuser des Verbundes einen gesonderten Bereich für Corona-Patienten.
Nach Sczuplinskis Rechnung ist damit die Zahl der Behandlungsplätze, die in den städtischen Kliniken ad hoc für Covid-Fälle verfügbar sind, von 55 auf 65 gestiegen. Am Donnerstag waren 47 von ihnen belegt. Ist das Kontingent erschöpft, sollen Notfallpläne greifen. Dann, sagt der Sprecher des Verbundes, werden Abteilungen zusammengelegt und Leistungen zurückgefahren, damit zusätzliche Kapazitäten für Corona-Patienten geschaffen werden können. Im Nordbremer Klinikum sind schon bei vorangegangenen Virus-Wellen immer wieder Operationen gestrichen oder verschoben worden, um ausreichend Betten- und Personalreserven zu haben.
Dass der Verbund das Plus an Infektionen mit Sorge betrachtet, hat auch damit zu tun, dass es ein Minus bei den Pflegekräften gibt. Laut Sczuplinski haben auf der Intensivstation in Nord mal 46 Vollzeitkräfte gearbeitet, inzwischen sind es fast zehn weniger. Ihm zufolge gibt es dafür viele Gründe. Mal sind Mitarbeiter in Elternzeit oder in Rente gegangen, mal verließen sie das Klinikum, um ein Studium anzufangen oder bei einem anderen Arbeitgeber. Oder weil sie einfach nicht mehr konnten. Nach Angaben der Krankenhausleitung kommen Kündigungen wegen der Arbeitsbelastung in der Pandemie immer wieder vor.
Um das Risiko zu verringern, dass auch noch Personal ausfällt, weil es sich angesteckt hat, sind die Schutzauflagen verschärft worden: Nicht nur die Besuchszeit ist begrenzt – eine Stunde am Tag –, sondern auch die Zahl der Besucher – drei zur selben Zeit auf einer Station. Und wie die Mitarbeiter haben sich jetzt auch Angehörige von Patienten regelmäßig zu testen. Egal, ob sie geimpft oder genesen sind. Auf dem Klinikgelände wurde deshalb eine separate Teststation eingerichtet. Timo Sczuplinski sagt, dass pro Tag etwa 50 Menschen kommen. Und dass aus der 3G-plus-Regel vom November inzwischen eine 2G-plus-Regel geworden ist: Ungeimpfte bekommen keinen Zutritt mehr.